Dienstag, 23. November 2010

The Scarlet Pimpernel, Bielefeld

The Scarlet Pimpernel (Quelle: Theater Bielefeld)

Da ich mich seit Kindertagen für Musicals interessiere und auch schon so einiges gesehen/gehört habe, kommt es eher selten vor, dass mir "ältere" Stücke (grade gesehen: es ist von 1997 - also nach meiner Rechnung gar nicht mal so alt^^) vollkommen unbekannt sind.
Gestern war es ausnahmsweise mal wieder soweit. Ich kannte weder die Musik, noch wußte ich worum es überhaupt geht - Ehrlichgesagt bin ich nach Bielefeld gefahren, weil es nicht weit weg ist und ich den Namen des Musicals schon öfter mal gehört habe. Die Handlung hab ich mir auf dem Weg zum Theater grob von einer Freundin erklären lassen. Sprich - ich saß vollkommen unvoreingenommen in der 2. Reihe des Theaters... Sehr lustiges Gefühl!

Margurite & Percy (Quelle: Theater Bielefeld)
Die ersten paar Minuten war ich dann auch noch abwartend und gespannt... aber bald stellte sich raus, dass ich mit dem Stück absolut alles richtig gemacht hatte. Tolle Darsteller und eine unterhaltsame, stellenweise sehr lustige Geschichte, verbunden mit guten, eingängigen Liedern haben mir einen sehr, sehr schönen Abend beschert. 
Das konnten auch nicht die Teenies in der Reihe hinter und vor uns verderben - auch wenn ich es etwas schade fand, dass offensichtlich ganze Schulkassen gezwungen wurden sich ein Stück anzusehen, was sie sich nicht getraut haben toll zu finden. Ja - in gewissem Alter kann man schon anstrengend sein... *roll eyes*
Aber zurück zum vergnüglichen Teil des Abends... denn genau das war es: Sehr vergnüglich!

Worum gehts:
Das Musical spielt Ende des 18. Jahrhunderts während der Französischen Revolution. Percy Blakeney, ein junger Adeliger aus England heiratet in Paris in die französische Tänzerin Marguerite St. Just, in die er sich heftig verliebt hat, die er aber erst seit Kurzem kennt.
Kurz nach der Hochzeit erfährt Percy, dass Marguerit eine Spionin ist, die -so wird ihm zugetragen- dafür verantwortlich ist, dass der französischen Adlige Marquis de St. Cyr und dessen Familie von den Revolutionsführern unschuldig unter die Guillotine gebracht wurden. Er ist von ihr enttäuscht und ahnt nicht, dass sie nur auf Druck des Polizeichefs Chauvelin, mit dem sie früher ein Verhältnis hatte zu diesem Verrat gezwungen war.
Percy entschließt sich, gegen die Revolutionsregierung zu rebellieren und weitere grausame Morde zu verhindern. Er schlüpft in die Maske des "Scarlet Pimpernel" und rettet zusammen mit seinen Freunden auf gewitzte und intelligente Weise viele Menschenleben. Um jeden Verdacht von sich abzulenken mimt er in England den adligen Schnösel, der sich nur für Mode und Parties interessiert.
Polizeichef Chauvelin jedoch sucht den Scarlet Pimpernel verbissen und versucht gleichzeitig Margurite zurück zu erobern. Er lässt sich von Percy immer wieder hinters Licht führen, aber letztendlich kommt es zum großen Showdown - Zuviel möchte ich jetzt auch nicht verraten - kann aber versprechen, dass es eine sehr komische, spannende und teilweise rasante Geschichte ist :)

Die Musik
Komponiert wurde das Musical von Frank Wildhorn, dessen Handschrift man deutlich erkennt - Doch im Gegensatz zu Wildhorns weiteren Stücken (Jekyll & Hyde, Count of Monte Christo, Dracula oder auch Rudolf) hat The Scarlet Pimpernel aber deutlich mehr komödiantische Seiten und Lieder wie zum Beispiel "Der Scarlet Pimpernel" oder auch "Die Erschaffung des Mannes". 
Aber natürlich dürfen auch Liebesduette nicht fehlen.
Das Lied "Das Gebet" hat mich sehr an "Oh Herr" aus den 3 Musketieren erinnert und auch andere Lieder würde ich als "Mantel-und-Degen" Lieder bezeichnen "Mitten ins Feuer" oder "Der Falke auf der Jagd". Das ist aber gar nicht schlimm, denn sie passen wunderbar ins Stück und machen einfach Spaß.

Bühnenbild und Requisite:
Das Bühnenbild ist passend, aber nicht überfrachtet. Was ich zuvor gelesen habe, kann ich bestätigen - an einigen Stellen hätte ich es netter gefunden, wenn nicht grade schwarzgekleidete Bühnenarbeiter die Kulisse ausgetauscht hätten, während am Bühnenrand gesungen wurde. Aber allzusehr gestört hat mich das auch nicht. Vielleicht wäre es nur sinnvoller gewesen, wenn "Diener aus dem 18. Jahrhundert" Tische, Stühle etc. ausgetauscht hätten - das wäre viel unauffälliger gewesen. Und jaaa - mich hat auch gestört, dass man bei der Gartenszene aufgrund der Drehbühne die hölzernen Rückseiten der Rasenatrappen gesehen hat (auch hätte ich mir den Hintergrund als blauen Himmel gewünscht und nicht zusätzlich zu allem andern ebenfalls grün). Aaaaber das ist "Jammern auf hohem Niveau", denn es ist nur eine Winzigkeit im Vergleich zu den Stärken des Stücks.

Besetzung: 
Sir Percy Blakeney - Veit Schäfermeier
Den Namen hatte ich schonmal gehört, aber wirklich gesagt hat er mir nichts! Die Rolle passte wie Faust aufs Auge: Er hat Percy wunderbar überdreht, schnöselig und äh... tuntig gespielt - es war ein Fest und ich hab teilweise Tränen gelacht.
Gesanglich total stark! Bei "Das Gebet" hatte ich eine ziemliche Gänsehaut und der lange Schlusston am Ende hat mir fast den Rest gegeben. Wenn ich bis dahin nicht überzeugt gewesen sein sollte - spätestens da wars um mich geschehen :)))


Karin und Veit beim Schlussapplaus (von mir)
Marguerite St. Just - Karin Seyfried
Mir hat sie in der Rolle sehr gut gefallen - Sie spielte toll und auch gesanglich war sie super. Klingt jetzt nicht sooo euphorisch, wie es sein sollte?! Mh... Das liegt wohl daran, dass ich klassische Ansätze im Musical nicht sooo gerne habe und sie mir manchmal einfach ein bißchen zu klassisch klingt, aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Dafür mag ich ihre Sprechstimme besonders gerne, was wohl auch mit dem leichten Wiener Dialekt zusammenhängt, den man heraushört und den ich sehr mag!

Chauvelin - Alexander Franzen
Ich hab ihn schon bei The Birds of Alfred Hitchcock gesehen. Er hat mir in der Rolle des Chauvelin noch ne Ecke besser gefallen! Schön düstere Rolle mit tollen Liedern! An manchen Stellen hätte ich ihm noch mehr Kraft in der Stimme zugetraut. Da saß ich immer da und dacht: Ja los, jetzt son richtiger Hammerton, bitte... Vielleicht war er ein bißchen erkältet? Ich weiß nicht. Trotzdem war er ein großartiger Chauvelin - auch darstellerisch. Es war zum schießen, wenn er von Percy genervt war. Herrlich :))

Armand St. Just/Robespierre - Dirk Mestmacher
Gesanglich war er für mich nicht das Highlight, wenn ich ehrlich bin - Aber da er nur ein Lied hatte (oder??) und darstellerisch wirklich super in die Rolle passte, ist das nicht weiter tragisch.

Marie Grosholtz - Sarah Kuffner
Sie machte auf mich einen sehr sympathischen Eindruck und hat mir gut gefallen

Tussaud/Wache - Ramon Riemarzik
Coupeau/Jessup/Prince of Wales - Ulrich Neuweiler
Mercier - Andreas Lutsch
Dewhurst - Lutz Laible
Ozzy - Alexander Janacek

Elton - Christian Tobias Müller
Christian ist ein Beispiel dafür, dass man sich auch die "kleingedruckten" Namen mal angucken sollte. Zwar ist es eine sehr kleine Rolle mit wenig Gesangsparts, die er spielt, aber dennoch hat er eine enorme Bühnenpresenz und ist uns nicht erst nachher auf der Straße außerhalb des Theaters aufgefallen, wo er sich trotz Regen und Kälte jede menge Zeit genommen hat, ein bißchen zu quatschen. Sehr netter, lockerer Typ. Hoffentlich sieht man ihn noch häufiger auf Deutschlands Bühnen :))


Christan Tobias Müller beim Schlussapplaus (von mir)

Farleigh - Carlos Horacio Rivas
Hal - Krzysztof Gornowicz
Ben - Sebastian Teichner
Marquis de St. Cyr - Vladimir Lortkipanidze

Fazit (kurz und bündig): Tolles Stück, tolle Darsteller, reingehen und genießen :) Ich freu mich sehr, dass ich immer wieder großartige Alternativen zu überteuerten Stage-Stücken entdecke!

 

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