Sonntag, 26. September 2010

Hairspray, Köln (Derniere)

Zu Dernieren geht man ja immer mit recht gemischten Gefühlen. Zwar freut man sich auf das jeweilige Stück, doch ist natürlich auch immer ein bißchen Wehmut dabei!

Hairspray war eine der Überraschungen 2009 für mich - Nur aus Neugier bin ich im Dezember, kurz nach der Premiere, nach Köln gefahren um es zu sehen. Witz, tolle Songs, gute Laune und sehr gute Darsteller (Jessica Jäde, Uwe Ochsenknecht und eine phänomenale Jana Stelley) haben mir damals einen unverhofft unterhaltsamen Abend beschert. Umso unverständlicher ist es, dass das Stück nach nichtmal einem Jahr seine Pforten schon wieder schließen muss. Haben wir Deutsche wieder mal keinen Humor? Keinen Geschmack und kein Ohr? Es ist müßig jetzt drüber zu beschweren. Alle die es nicht gesehen haben, haben jedenfalls ein tolles Musical verpasst!
 
Maite Kelly
Als feststand, dass Ende September endgültig Schluss mit Hairspray in Köln sein würde, war klar, dass ich auf jedenfall nochmal hin möchte! Am liebsten mit Maite Kelly in der Rolle der Tracy, denn man hatte viel Gutes von ihr gehört! Für die letzte Vorstellung gab es noch erstklassige, wenn auch sehr teure Karten in der 4. Reihe und so konnte ich nicht widerstehen!

Um schonmal das Fazit vorweg zu nehmen: Es war die beste Entscheidung die ich hätte treffen können! Die Karten waren jeden Cent wert!

Leon van Leeuwenberg und Uwe Ochsenknecht
Schon vor Vorstellungsbeginn war die Stimmung im Publikum einzigartig! Zur letzen Vorstellung kamen - wie zu erwarten - viele Musical- und Hairsprayfans und wollten das Stück und die tollen Darsteller noch einmal so richtig feiern! Das übertrug sich natürlich auch auf die Bühne und so erlebten Zuschauer und Ensemble eine geniale 60s Party im Musical Dome!
Das Stück war witzig und spritzig wie schon im Dezember. Gespielt hat der gesamte First-Cast*. Zwar hätte mich auch Tetje Mierendorf in der Rolle der Edna interessiert, aber grade die Chemie zwischen Uwe Ochsenknecht und "ihrer" Familie, hat wieder total gestimmt und deshalb war ich auch froh ihn erneut in der Rolle erleben zu dürfen. Maite Kelly schien ein ganz bißchen erkältet zu sein, trotzdem hat sie mir phänomenalgut in der Rolle gefallen. Jessica Jäde, die ich zuvor in der Rolle gesehen habe, war stimmlich und darstellerisch sicherlich "besser ausgebildet", aber Maites Power, Spielfreude und Spaß an der Rolle waren einfach genial und machten sie für mich zur perfekten Tracy!
Lars Redlich und Jana Stelley
Der heimliche Star des Ensembles war jedoch eindeutig Jana Stelley als Penny Pingleton. Ich kann gar nicht genug von ihr schwärmen. Allein ihre Mimik - mehr als einmal hab ich mich kaum eingekriegt vor lachen. Sie war einfach zu herrlich! Sehr oft hab ich die Haupthandlung vernachlässigt, um Jana bzw. Penny zu beobachten, die im Hintergrund faxen macht und z.B. nach den hellklingende Glocken sucht :) Außerdem geht der 1. Preis im Kaugummi kauen eindeutig an sie. Nach fast einem Jahr Hairspray muss sie wirklich gut trainierte Kaumuskeln haben :)))
Die Handlung hat wieder sooo viel Spaß gemacht und bei den Liedern hätte ich am liebsten mitgetanzt. Die Stimmung im Publikum war -wie schon erwähnt- genial! Schwer zu beschreiben, es war einfach von Anfang bis Ende sehr emotional.
Der ergreifenste Augenblick war aber mit Abstand das Lied "Ich weiß wo ich war". Schon beim Gedanken daran bekomme ich Gänsehaut und Tränen in die Augen! Seit dem bringt mich das Wort "Vordertür" eindeutig immer zum weinen!!! Auch wenn das Lied nicht das eigentlich Finale ist, so war es doch das heimliche Abschiedslied. Am Ende dieser unglaublichen Gesangsleistung von Deborah Woodson stand die gesamte Cast am Bühnenrand und Tränen flossen in Strömen, während das Publikum geschlossen Standing Ovations gab. Hätte es ein Emotions-Barometer gegeben, dann wär das durch die Decke katapultiert!
Zodwa Selele
Nichtmal der Schlussapplaus, der sehr, sehr lang und ebenfalls sehr, sehr ergreifend war, konnte diesen Moment noch toppen.
Am Ende haben sich alle Darsteller feiern lassen und stimmten immer wieder "Niemand stoppt den Beat" an, der ja leider doch gestoppt wurde. Es wurden Rosen verteilt und auch die alternierende und Cover-Cast stand auf der Bühne. Hinter der Bühne hatten alle fleißig Luftballons bemalt, die sie in den Zuschauerraum fliegen ließen um sich zu bedanken! Es war ein richtiges Wechselbad zwischen Freude und Wehmut und wir haben geklatscht bis uns die Hände brannten!

Jana Stelley
An der Stagedoor waren sehr viele Zuschauer, die nochmal Danke sagen wollten und auch die Darsteller waren sich alle einig, dass es eine fantastische Show gewesen ist - Fast alle (Uwe hatte sich leider schon verpiselt) haben sich viel Zeit genommen und waren sehr berührt von der Stimmung! Besonders herzlich und lieb war (mal wieder) Jana Stelley, die spätestens seit diesem Abend eine meiner absoluten Lieblingsdarstellerinnen ist!

Ein genialer Abend und nirgends hätte ich lieber sein wollen als am 26.9.2010 in Köln!!! DANKE!!!!


*Infos zur Dernieren-Besetzung
  • Uwe Ochsenknecht als Edna Turnblad
  • Maite Kelly als Tracy Turnblad
  • Jana Stelley als Penny Pingleton
  • Deborah Woodson als Motormouth Maybelle
  • Nicòle Berendsen als Velma Von Tussle
  • Tineke Ogink als Amber Von Tussle
  • Leon van Leeuwenberg als Wilbur Turnblad
  • Daniel Berini als Link Larkin
  • Tedros Teclebrhan als Seaweed J. Stubbs
  • Lars Redlich als Corny Collins
  • Denise Obedekah als Inez
  • Eric Minsk als Mr. Spritzer / Mr. Pinky u. a.
  • Sarah Schütz als Prudy Pingleton u. a.
  • Ensemble Damen: Kristel van Grunsven (Shelley), Leila Vallio (Brenda), Ahou Nikazar (Louann), Leoni Oeffinger (Tammy), Julia Davine (Lorraine), Nyassa Alberta (Pearl), Samantha Klots (Peaches), Zodwa Selele (Cindy)
  • Ensemble Herren: Michael Heller (IQ), Michael Ernst (Sketch), Martin Schäffner (Fender), Christopher Bolam (Brad), Maickel Leijenhorst (Gilbert), Julius Williams III. (Duane), Devon McKenzie-Smith (Thad)

Donnerstag, 2. September 2010

West Side Story, Tecklenburg

Kurz vor Ende der Saison 2010 wollte ich dann doch auch das 2. Stück in Tecklenburg sehen. Meine Erwartungen waren minimal - weil ich mit dem Film schon nicht sehr viel anfangen konnte und mich auch die Musik der West Side Story nicht besonders reizt. Aber besser ein Stück nicht so toll finden, als im nachhinein festzustellen, dass man trotz aller Bedenken ein grandioses Stück verpasst hat (So geschehen damals bei Mozart und die Wunde schmerzt noch immer!).
Also gings heute nach Tecklenburg! Reihe 1 links - unüberdachte Plätze... Deshalb wars natürlich ein Pokerspiel ob das Wetter hält... Es hielt!!! Gott-seis-getrommelt-und-gepfiffen, denn kurz vorher hats noch geregnet.  

Die Plätze waren eine gute Wahl, weil dieses Stück eher linkslastig ist und sich vieles am linken Rand (der Bar) abspielt. Vielleicht ist es insgesamt etwas schöner mittig zu sitzen, aber wir waren sehr, sehr zufrieden mit unseren Plätzen.

Die Story orientiert sich sehr stark am Romeo und Julia Stoff - nur sind es diesmal zwei verfeindete Gangs, die den beiden Liebenden (Maria und Tony) die Liebe vermasseln... Genau wie einst bei Shakespeare kommt die Liebe schnell und intensiv (aus heutiger Sicht vielleicht eeeetwas überstürzt - gestern noch kannten sie sich nicht, aber morgen wollen sie schon für einander sterben... nunja...).
Zu Beginn zieht sich die Handlung zum Teil ein bißchen. Insgesamt fand ich die Umsetzung aber recht kurzweilig.

Die Musik liegt mir - wie schon erwähnt - nicht ganz so, es gibt aber erstaunlich viele Dialogszenen. Das hat mich etwas überrascht. Die Lieder wurden auf deutsch gesungen. Ich denke, es hätte dem Stück ganz gut getan, wenn es zumindest in englisch gesungen worden wäre. Viele West Side Story-Lieder sind auch dem älteren Publikum wohl eher in der Originalsprache bekannt. Ich denke da insbesondere an Lieder wie "Maria" oder "Tonight". Aber wichtiger als die Singsprache, sind meiner Ansicht nach sowieso die Gesangs- und Darstellerqualitäten der Cast.

Die Besetzung:

Tony + Riff
 Tony (Lucius Wolter): Meiner Meinung nach eine klare Fehlbesetzung - Fast hätte er es geschafft mir das Stück zu versauen... Gesanglich war es "grade ebenso", schauspielerisch ebenfalls - letztes hat hauptsächlich damit zu tun, dass er einfach nicht in diese Rolle passt! Er wirkt absolut nicht wie das Mitglied einer Straßengang - im Gegenteil... Man erwartet gradezu, dass er mit einem Tennisschläger und einem um die Schultern gebundenem Lacoste-Pulli in weißen Leinenhosen auf die Bühne kommt. Das tut er natürlich nicht - aber er wirkt wie Schwiegermutters Liebling und nicht wie ein Junge der sich auf der Straße durchschlägt!

Maria (Leah Delos Santos): Gesanglich sehr sicher, für meinen Geschmack ein bißchen zu klassisch, aber dennoch wirklich sehr gut!!! Schauspielerisch war sie perfekt. Der Akzent wirkte erstmal ein bißchen aufgesetzt, aber das war dann schnell vergessen. Besonders gegen Ende hat sie mich überzeugt!

Riff (Lars Kemter): Die Überraschung des Abends!!!!! Bei den 3 Musketieren der König Ludwig - Hier Tonys Gangkumpel Riff - was für eine Veränderung! Hätte ich es nicht gewußt, ich hätte ihn natürlich nicht wieder erkannt! Und hey!!! Hier konnte er mal zeigen was er kann! Sehr eindrucksvoll - sowohl sein Schauspiel als auch seine Gesangsparts! yessss... endlich hatte er mal welche! Und er hat sich das Mikro wirklich verdient! Ich glaube, er wär ein 1000 mal besserer Tony gewesen! Echt Hut ab - er hat mir gut gefallen!

Anybody's in Aktion
Anybody's (Jana Stelley): Perfekte schauspielerische Leistung. Jana holt alles aus der Rolle raus... Leider (!!!) hat die Rolle nicht viel zu bieten! So gut wie keine Gesangsparts (einmal ganz kurz... ansonsten eine reine Sprechrolle). Sehr, sehr schade! Ich glaube, in Jana steckt einfach VIEL VIEL mehr als sie hier zeigen kann und mit dieser Rolle ist sie schlicht UNTERFORDERT. Es hat trotzdem Spaß gemacht ihr zuzusehen, wie sie versucht als einzige Frau zur Gang zu gehören und dort "ihren Mann steht".

Bernardo (Gianni Meurer): Hmm... kann ich jetzt gar nicht soviel zu sagen! Gut gespielt und nicht schlecht gesungen - ist mir aber nicht ins Hirn eingebrannt.

Anita + Maria
Anita (Sigrid Brandstetter): Schwierig - einerseits hat mich die Rolle schon irgendwie mitgenommen. Sigrid Brandstetter hat sie auch sehr gut rübergebracht. Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass sie etwas übertrieben spielt. Kann aber auch sein, dass grade dies zur Rolle gehört. Gesanglich war sie in Ordnung, ich könnte mir vorstellen, dass andere Darsteller insgesamt besser in die Rolle passen, jedoch bin ich alles in allem recht zufrieden gewesen mit dieser Besetzung.

Die Ensemblemitglieder der Sharks und Jets hat man teilweise schon bei den 3 Musketieren gesehen. Zu Recht konnten einige in beiden Stücken zeigen was sie können. Tänzerisch + schauspielerisch Top Leistungen. Hat mitunter sehr viel Spaß gemacht.
Ein Highlight war wohl das Lied "Gee, Officer Krupke" (ist jetzt der englische Titel, weil ich den deutschen nicht kenne, aber dürfte wohl klar sein...) - Da hatten wir RICHTIG spaß!

Krupke (Stefan Poslovski): In den 3 Musketieren hatte er die Doppelrolle des Narren und des Dieners von Lord Buckingham und auch hier durfte er wieder dabei sein. Diesmal als Polizist. Ob die Rolle nun zu ihm passt oder nicht sei mal dahin gestellt - Bei den 3 M hat er mir besser gefallen (dort war er grandios), hier gibt aber auch einfach die Rolle nicht sooo viel her.

Schrank (Michael Michaeiloff) + Doc (Hannes Demming): Sehr gute schauspielerische Leistungen. Gut besetzt!
Maria trauert um Tony

Meine persönliche Meinung:Ich bin froh, dass ich hingefahren bin und es mir angeguckt habe - es war die richtige Entscheidung! Trotz einiger Mängel, ist es eine solide Inszenierung gewesen und ich hatte einen unterhaltsamen, schönen Abend. Auch wenn mich weder Musik noch Stück als solches in Euphorie versetzen, bin ich nicht enttäuscht! Es ist kein Stück gewesen, was ich mir öfter angesehen hätte - insofern war mein Riecher richtig, die 3 Musketiere schon zu Beginn zu gucken um dann noch öfter zu gehen (insgesamt waren es 3 mal) und die West Side Story aufs Saisonende zu schieben, weil eine Vorstellung ausreicht!