Montag, 28. Mai 2012

Pfingstgala 2012, Tecklenburg

Am 10.09.2011 ging die Freilichtbühne in die wohlverdiente Winterpause und ich verabschiedete mich mit schwerem, aber mit reichlich glücklich angefülltem Herzen von der kleinen, ganz großen Sommermusicalstadt. Unterbrochen wurde die tecklenburglose Zeit zugunsten einer grandiosen SOS-Silvesterparty. Wo kann man schöner ins neue Jahr feiern?! Mich muss man das nicht fragen!
Trotz des winterlichen Wiedersehens, konnte ich es aber kaum erwarten bis auch die Bühne in der alten Burgruine wieder auftrittstauglich gemacht wurde.

Und nicht nur mich zog es wieder raus auf die Holzbänke, sobald die Gelegenheit kam. Zur traditionellen Pfingstgala am Feiertag strömten Besucher von Nah und Fern. Vollbepackt mit Decken, Sitzkissen und Picknick-Utensilien. Ausverkauftes "Haus", gespannte, erwartungsfrohe Stimmung und SONNE!!! There's no place like "home" :)
Endlich gehts wieder los!

Ankunft auf der Freilichtbühne - So langsam trudelt das Publikum ein
Die Gala hat mir schon 2011 gut gefallen. Dieses Jahr war die Stimmung aber noch ausgelassener und das steckt natürlich an. Bei jedem schnelleren Lied stand das Publikum geschlossen auf. um mitzuklatschen und von Anfang an wurde viel gelacht und rumgefrotzelt. Letztes Jahr fand ich die Zwischenmoderationen oft etwas ermüdend. Davon konnte dieses Jahr keine Rede sein. Der Abend war durchweg unterhaltsam und die Musikauswahl gelungen.


Ob Musical (im ersten Teil) oder Popsong (nach der Pause) - da war mal wieder für jeden im Publikum etwas dabei!

Die Pfingstgala stand diesmal ganz im Zeichen des ersten Sommermusicals "Marie Antoinette", dass am 23.06.2012 seine Freilicht-Premiere feiern wird. So waren auch fast alle Hauptdarsteller als Solisten bei der Pfingstgala dabei. Die Cast von Hairspray war leider noch anderweitig beschäftigt. Ich wäre sehr gespannt auf erste Eindrücke gewesen, freute mich aber sehr über:

Sabrina Weckerlin
 Pia Douwes
Anna Thorén  
Wietske van Tongeren 
 
Mark Seibert
Ynngve Gasoy-Romdal  
Patrick Stanke
Sascha Krebs

(Blau unterlegt sind alle Darsteller, die wir diesen Sommer noch öfter auf der Bühne sehen werden)

Zu Beginn und Ende jedes Teils präsentierten sich alle Solisten zusammen bei einer Ensemblenummer (Time of my Life, You can't stop the beat, Free your mind und das Journey-Medley) und sangen dazwischen Duette oder Solo-Stücke.

Den Anfang machte Wietske van Tongeren, die schon als Königin Anna bei den Drei Musketieren auf der Tecklenburger Freilichtbühne stand und dieses Jahr bei Marie Antoinette die Rolle der Agnés Duchamps spielen wird.


Wietske hat mir 2010 als Königin sehr gut gefallen und besonders ihr "Kein geteiltes Leid" hatte es mir damals angetan. Doch so stark ich sie auch in Erinnerung hatte, bei der Pfingstgala dieses Jahr hat sie mich total überrascht. Schon bei ihrem ersten Song "Is someone out there", war ich gebannt von ihrer Kraft und Ausstrahlung und so ging es den ganzen Abend weiter. DER Wietske-Moment schlechthin war aber ganz eindeutig ihr Part bei "Rebecca". Pia singt und Wietske kommt dazu. Da muss dann ein Temperatursturz stattgefunden haben. Sobald ich Wietskes Blick sah und ihren Einsatz hörte bestand ich nur noch aus Gänsehaut. Ich wußte gar nicht, dass meine Haut sowas kann: Vom Haaransatz bis zum großen Zeh. BÄM!!! Nach dem ersten Schock guckte ich mich  nach meinen Begleiterinnen um, die beide grade damit beschäftigt waren sich gegenseitig ihre gepockten Arme zu zeigen. Ihr verzweifeltes "Oh nein" geht uns schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Nach diesem Erlebnis möchte ich Wietske wirklich ganz dringend mal als "Ich" sehen! Mannomann!
Später am Abend überraschte sie dann noch mit einer ganz eigenen Interpretation von Bon Jovis "Always" und zeigte damit, dass auch Herrenballaden durchaus frauentauglich sind. Überhaupt muss ich sagen, dass sie eine enorme Bühnenpräsenz zeigt und ich hab nachher viele begeisterte Zuschauerstimmen gehört.

Auch die zweite Niederländerin im Bunde wußte zu überzeugen. Pia Douwes ist eine sichere Bank. Sie war schon häufiger bei der Pfingstgala zu sehen und zu hören und hat auch diesmal wieder für Begeisterung gesorgt. Ob Solo (Taking Chances) oder im Duett (You love who you love mit Sabrina Weckerlin) oder mit Sonnenbrille und geballter Frauenpower (Free your Mind).


 - Pia machte eigentlich immer eine gute Figur.

Apropos Figur... Mit wem mach ich denn mal weiter. Nee, okay. Kommen wir zu Mark Seibert. Der amtierende Tod stand das erste Mal auf der Freilichtbühne und es war erstmal auch nur ein kurzes Gastspiel. Ebenso wie Pia wird er seinen Sommer nicht Open Air verbringen, schien sich aber in Tecklenburg und in Sascha Krebs Socken (?!??!) sehr wohl zu fühlen. So wohl, dass er dessen Gitarre zerstören wollte. Nee, ist doch nur Spaß! Im ersten Teil sang er "I want to break free" von Queen.


Im zweiten Teil wurde es sogar noch rockiger (nee, ist doch nur Spaß) - wo war ich? Ach ja "Happy Ending" von Avril Lavinge und "When you're gone" mit Wietske. War schön mal nicht nur Balladen von ihm zu hören. Ich mag es lieber, wenn er sich an schnelleren Stücken versucht. Als Tod hat er bewiesen, dass er ein guter Darsteller und solider Sänger ist. Er wird vermutlich nie mein Lieblingsdarsteller, in eigen Rollen kann er mich aber durchaus überzeugen.

Auch Patrick Stanke setzte wieder mehr auf Spaß und tat alles um das Publikum um den Finger zu wickeln. Als Mozart lag ihm Tecklenburg sowieso sprichwörtlich zu Füßen. Kein Wunder! Wenn eine Rollenbeschreibung auf Herrn S. passt, dann diese! Das "zu Füßen liegen" wollte er wieder - und zwar ganz wörtlich: Deshalb ging er nicht nur ins Publikum, sondern über Bänke und Lehnen und performte "Ich bin Musik" in ungewohnter Position. Nämlich "über den Köpfen" vieler erschrockener Zuschauer. Schade, dass ich kein Bild habe. Aber es sind ja eh "alle" seine Facebookfreunde, also verweise ich auf Patricks aktuelles Profilbild. Zu "Use Sombody" kam er wir ein Derwisch mit einer Super-Soaker Wasserpistole auf die Bühne gerannt und lenkte geschickt alle Aufmerksamkeit auf die Performance.


In Deckung... Der Verrückte kommt! Nichts neues, aber immer wieder "erfrischend" :) Hoffen wir mal, dass Tecklenburgs Wettergott sich nicht für den künstlichen Regen rächt und es diesen Sommer nicht wieder soviele Wolkenbrüche gibt, wie letztes Jahr. Als Graf "Axel von Fersen" wird Patrick nämlich ab Monatsende erneut in 19 Vorstellungen Wind und Wetter ausgesetzt sein.

Ebenfalls bei "Marie Antoinette" wird Yngve Gasoy-Romdal diesen Sommer dabeisein. In manchen Rollen gefällt er mir nicht so, in anderen hingegen sehr. Als Cagliostro kann ich ihn mir sehr gut vorstellen und freue mich drauf. Bei der Pfingstgala sorgte Yngve mit "Anthems" aus Chess für Gänsehaut. Das Lied hat es mir angetan und in seiner Interpretation hat es mir sehr beeindruckt. Da wollte man fast aufstehen, die Hand aufs Herz legen und das hymnenähnliche Lied mitschmettern.


Ein sehr sympathischer Typ, der zwar oft die "fiesen" Rollen bekommt und diese auch erschreckend beängstigend darzustellen weiß (Ich erinnere an Edward Hyde oder auch den durchtriebenen Kardinal Richelieu aus den Musketieren). Er kann aber auch anders. Beim Bonifatius-Duett mit Sabrina Weckerlin sang er mit viel Augenzwinkern und hatte das Publikum sofort auf seiner Seite.

Während man Yngve in Tecklenburg schon gut kennt, präsentierte sich Anna Thorén bei der Pfingstgala zum ersten Mal dem gespannten Publikum. Sie wird denmächst die Titelrolle aus Marie Antoinette spielen und zeigte schon vorab ihr Können. Sie sang "Das einzige was richtig ist" aus dem Stück. Ihre Stimmfarbe gefällt mir sehr gut und ich bin sehr gespannt wie sie die Rolle im weiteren entwickeln wird. Ich glaube, sie ist eine gute Wahl, auf die sich nicht nur Radulf Beuleke freut.


Im zweiten Teil bekamen wir "Rolling in the Deep" im Duett mit Sascha Krebs und den Snow Patrol Song "Chasing Cars" von ihr zu hören. Sie lieferte gute Auftritte ab.

Die zweite weibliche Hauptrolle in Marie Antoinette wird Sabrina Weckerlin übernehmen. Sie hat die Rolle der Magrid Arnaud bereits bei der deutschen Uraufführung in Bremen geprägt wir keine andere. Unglaublich, wie viel Gefühl und Perfektion sie in Lieder wie "Ich weine nicht mehr" legt. Der Song ist fester Bestandteil jeder Gala, bei der Sabrina auftritt. Gefühlt habe ich es 100 mal gehört und jedesmal wieder sorgt es für ein "Ich kriege nie genug davon Gefühl".


Ich freue mich sehr, dass sie dieses Jahr den Schritt auf die Freilichbühne wagt. Hut ab, denn sie wird zusätzlich diesen Sommer auch wieder als "Päpstin" in Fulda und Hameln zu sehen sein. Sabrina ist ein Garant für hohe Qualität in Gesang und Schauspiel. Auch ihr Duett "Wenn es wirklich Liebe ist" mit Yngve Gasoy-Romdahl hat mir gut gefallen. Im zweiten Teil sorgte sie im Damenensemble für Schwung und nochmal Solo mit sanften Tönen bei "Yesterday" erneut für Gänsehaut. Sabrina war immer schon ein Ausnahmetalent und ist aus der deutschen Musicalszene nicht nur nicht wegzudenken, sondern setzt Maßstäbe für jede Rolle die sie spielt.

Last but not least Mr. Pfingstgala himself: Sascha Krebs. Seit 2934092 Jahren (ungefähr...) dabei. Und das mit Herz und Seele. Man merkt ihm an, dass er sich wohl fühlt. Immer ein lockerer Spruch und eine lustige Aktion. Und immer gleich mit viel Stimmung im Publikum. Ob bei "Eye of the Tiger" oder "Nossa" und natürlich im Duett mit Anna Thoren (Rolling in the deep). 


Das Publikum stand (wörtlich) auf seiner Seite. Auf und nieder - immer wieder! So oft wie bei dieser Pfingstgala hab ich Tecklenburg noch nie aufspringen sehen. Nicht nur, aber vorallem auch bei Saschas Auftritten.

Die Stimmung, das Wetter, die Solisten, die Songauswahl... irgendwie passte diesmal alles!
Es war ein toller Abend und eine schöne Einstimmung auf den Musicalsommer 2012! Bald, bald, bald ist es wieder soweit :)

Wir warten gespannt...
...so wie Pia kurz vor dem Finale




Donnerstag, 24. Mai 2012

Zugaben im Mai (Tanz der Vampire und Hinterm Horizont)

22.05.2012 - Tanz der Vampire, Berlin
Demnächst gibts keine Milch mehr zum Kakao

Da bin ich wieder.... Netterweise gibt es jedesmal wenn ich in Berlin bin zufällig grade einen neuen Grafen im Theater des Westens und da kann ich dann natürlich nicht widerstehen. Man muss sich ja informieren und vergleichen und überhaupt.
Ich freute mich jedenfalls sehr Thomas Borchert endlich auch mal als Krolock erleben zu dürfen. Ich hatte schon viel Gutes über ihn gehört, auch wenn er mich auf den diversen CDs nicht vollständig überzeugen konnte.
Live ist das anders... und wie anders! Gut fand ich viele Grafen, auch wenn ich immer der Meinung war, dass es für Tanz der Vampire mehr braucht als nur einen guten Grafen. Für mich ist das Musical grundsätzlich keine One-Man-Show. Diesmal wars eine... Ich hab ja versucht mich zu wehren. Doch wer kennt das nicht: Widerstand zwecklos. So wenig sympathisch mir T.B. bislang war, so sehr hat er mich auf der Bühne beeindruckt. Auf dem Weg zu "Gott ist Tod" schritt er unmittelbar an mir vorbei und mir blieb echt fast das Herz stehen - ob ich wollte oder nicht. Der Mann ist riesig und dann diese Mimik und Gestik... Er wirkt majestetisch - genau das ist das richtig Wort: majestetisch.
Gesanglich fand ich ihn auf CDs immer gut, aber nichts daran hat mich "gepackt" oder besonders beeindruckt. Live und in Kombination mit oben genannter Erscheinung: Zum niederknien und "ich-bin-unwürdig" schreien.
Jedesmal wenn er auf der Bühne erschien merkte ich wie ich mich unwillkürlich in meinem Sitz aufrichtete. Eine meiner Lieblingsszenen war am Ende von ersten Akt vor dem Schloss und die Ballsaalszene, bei alle amtierenden Grafen auf der Bühne zugegen waren. Robert Marx als grandioser Herbert (hab so gelacht!) und Florian Soyka als Vampir (Wenn doch nur für jede Rolle so tolle Auswahl wäre - nach Berlin kann man ganz bedenkenlos fahren. Jeder Graf ein Treffer).

Vermisst habe ich mein Traumpaar der letzten Shows. Kein Anton Zetterholm mehr und an dem Abend leider auch keinen Veit Schäfermeier. Dafür einen soliden Thomas Schweins als Professor, der mir gut gefallen hat - besonders an der Stelle in der Gruft: O-Ton: "In der Theorie bist du ja schon recht brav, aber in der Praxis harpert es noch gewaltig... Demnächst gibts aber keine Milch zum Kakao" (??!??! *g*).

Alfred war -mal wieder- Dennis Jankoviak. Ja, ich war in Stuttgart ganz angetan von ihm und ja - er hat wieder eine supergute Gesangsleistung abgelegt. Aber nein, seine Mimik und sein ganzes Auftreten war -im direkten Vergleich zu Anton, den ich in den letzten beiden Shows hatte- entschuldigung... gähnend langweilig. Wirklich kein schlechter Alfred, aber halt auch keiner, der mich in Euphorie versetzt. Wie Amelie Dobler, die mir als Sarah zum dritten mal unverändert mittelgut gefallen hat.

Ich sag ja - Es war eher eine Grafenshow. Und zwar eine gute! Sagt mir mal was sie den Vampiren in Berlin in den Kakao tun, dass sie mir plötzlich soviel besser gefallen als in Stuttgart? Milch, vermutlich *g*. Ich jedenfalls bin in Berlin anscheinend viel begeisterungsfähiger...
Schon wieder eine grandiose Show.
 

24.05.2012 - Hinterm Horizont, Berlin

Zum Stück selber hab ich ja schon einen ausführlichen Bericht geschrieben (klick), hier deshalb diesmal eine kurze Zugabe und ein paar Gedanken zur Stage und zur Cast...
Tja, was soll man sagen? Ein Stück mit großem Unterhaltungswert, toller Musik und interessantem geschichtlichen Hintergrund.
Die Cast ist alles in allem sehenswert. Schon wegen Serkan Kaya lohnt es sich dem Theater am Potsdamer Platz einen Besuch abzustatten. Ich habs nun das zweite Mal gesehen und fand es wieder toll.

Schade ist jedoch, dass das Theater eine erschreckend schlechte Auslastung hatte. Mal wieder waren sehr viele Plätze - besonders im vorderen Bereich frei.
Das Theater ist sehr groß - keine Frage. Doch auffällig ist schon, dass vorallem die teuren Plätze in PK 1 nicht gut verkauft werden können, während die etwas günstigeren Plätze seitlich oder weiter hinten ganz gut belegt sind. Das war beim ersten Besuch auch schon so und ich habs auch bei vielen anderen Showberichten gelesen.
Vieles spricht dafür, dass das Publikum zwar an dem Stück interessiert ist - jedoch nicht bereitwillig die teuerste Preiskategorie bezahlt. Die Stage wiederum lässt lieber den halben Saal leer, als mehr Publikum mit Rabatten und Aktionen zu locken.

Keine Ahnung, sie werden sich etwas dabei denken und vielleicht denke ich zu simpel, aber meine grobe Rechnung wäre wie folgt:

Leere Plätze => keine Einnahmen... Liebe Stage: Halbleere Theater riechen beim Publikum immer ein bisschen nach Flop. Ob ihr dabei genug Kohle macht, oder nicht ist egal - Viele Zuschauer haben das Gefühl in einem Stück zu sitzen, das unbeliebt ist (auch wenn es nicht der Fall ist) - Das fördert selten den Erfolg einer Produktion. 
Plätze zum halben Preis => mehr Einnahmen (als leere Plätze ohne Einnahmen). Außerdem kaufen auch Leute, die den halben Preis bezahlt haben in der Pause Getränke und Merchendise.
Nebeneffekt: Volles Theater => gutes Gefühl für die Darsteller, Zuschauer und mehr Mundpropaganda, also mehr Werbung für das Stück...

In London ist es absolut üblich überschüssige Kontingente am selben Tag zu Discount-Preisen zu verkaufen oder günstige Dayseats anzubieten. Im Westend sind die Theater immer voll, die Stimmung ist gut, die Leute gehen gerne auch mal öfter ins Theater und geben dort mehr Geld aus. Berlin ist nicht London, aber... naja, vielleicht denke ich tatsächlich zu simpel... Oder die Stage zu kompliziert?! Keine Ahnung - wir werden es wohl nie erfahren.

Falls sich "Hinterm Horizont" nicht mehr rentiert gibt es ja immer noch "Dirty Dancing"... Die Leute werden ins Theater strömen... das wird ein Fest *Ironie Ende*.



Freitag, 11. Mai 2012

Company, Bielefeld

Ich fang einfach mal direkt mit der Inhaltsangabe an:

Es ist Bobbys 35 Geburtstag. All seine Pärchen-Freunde kommen vorbei um für ihn eine Überraschungsparty zu feiern. Er ist der einzige Single und alle machen sich Sorgen. Will er denn nicht heiraten? Wünscht er sich keine Frau an seiner Seite? Bobby geht das ein bißchen auf die Nerven - Er wünscht sich eigentlich gar nichts. Er beobachtet die Beziehungen um ihn herum, während er es eher locker hält und sich abwechselnd mit der naiven Stewardess April, der etwas biederen Kathy und der etwas verrückten, unabhängigen Marta trifft. Ob eine von ihnen die Frau fürs Leben ist?

Youtube Kanal: TheaterBielefeld
 
Das Stück von Stephen Sondheim hat schon einige Jährchen auf dem Buckel, ist aber weit weniger bekannt als dessen anderen Musicals (z.B. West Side Story). Man merkt Sondheims Handschrift und leider muss ich wieder sagen, dass mich seine Musicals einfach nicht so packen.
Das liegt zum einen an der Art der Musik, aber auch daran, dass die vielen Dialogszenen das Stück zum Teil recht langatmig gemacht haben.
Über Manches hab ich mich sehr gut amüsiert - allen voran die Szene in der Bobbys Freundin Amy  an ihrem Hochzeitstag mit Paul plötzlich Panik bekommt und die Hochzeit platzen lassen will. Anderes wiederum hat sich gezogen und war für meinen Geschmack zu lang.

Gemischte Gefühle hat auch die Cast bei mir ausgelöst. Insgesamt weist das Theater Bielefeld wieder mit guten Darstellern auf. Einige sind dort auch schon in anderen Produktionen positiv aufgefallen...


...und doch bin  ich nicht restlos überzeugt. Alexander Franzen war mir für die Rolle des 35-jährigen ehrlichgesagt zu alt. Positiv aufgefallen ist mir das Paar Paul (Thomas Klotz) und Amy (Carolin Soyka), was sicher auch damit zusammenhängt, dass mir deren Hauptszene (wie schon oben erwähnt) besonders gut gefallen hat. Roberta Valentini, wirkte als April sehr schön naiv und auch ein bißchen aufgesetzt. Gesanglich konnte sie nicht so richtig zeigen, was sie drauf hat. Leider - denn mich überzeugt sie immer besonders durch ihre Stimme. Auf diesem Sektor konnten vorallem Rebecca Stahlhut als Marta und Kerstin Marie Mäkleburg als Joanne zeigen was in ihnen steckt.

Das Bühnenbild - ein überdemensionales Hamsterrad, ist so ziemlich das einzige größere Bühnenteil bei Company. Es wird aber in vielen Variationen genutzt. Mir hat das sehr gut gefallen. Man braucht ein bißchen Phantasie um sich in die einzelnen Szenen zu versetzen. Ich mag sowas ja sehr gerne.
Allerdings - nur wegen einer spärlichen, aber gut gestalteten Kulisse, einer tollen Szene und dem ein oder anderen überzeugenden Darsteller würde ich nicht nochmal nach Bielefeld fahren um Company ein zweites mal zu sehen.

Das oben gepostete Video zeigt was euch erwartet, kaschiert aber einige Längen im zweiten Akt.

Mein Fazit lautet: Man kann sich dieses Stück angucken, aber wirklich vom Hocker gehauen hat es mich leider nicht.
Ich hab schon die ein oder andere gute Kritik gelesen - Es bleibt also jedem selber überlassen sich sein eigenes Bild zu machen. Für mich wird es wohl bei diesem einen Besuch bleiben.

Donnerstag, 10. Mai 2012

NKOTBSB, Oberhausen

LEIDER GEIL

Tatort: KöPi Arena Oberhausen
Täter: New Kids on the Block und Backstreet Boys
Tatvorwurf: Auslöser von sehr viel Euphorie :)

Quelle: Facebook (NKOTBSB)
 Auch wenn die New Kids in Amerika schon seit 2008 back on the Block sind und die Backstreet Boys im Grunde gar nicht wirklich (lange) weg waren, hatte man das Gefühl, dass sich die Köpi-Arena am Donnerstag in eine Zeitmaschine verwandelte. Mit der Eintrittskarte erwarb man im Prinzip ein Ticket zurück ins Jahr 1989 und/oder 1999. Bietet sich also an von größter Ü 30 Party in NRW zu sprechen.

Die Halle war jedenfalls rappelvoll - Ob aus Nostalgie, Neugier, Spaß oder weil machen Leute wohl nie aufhören Fan zu sein, wird man wohl nie so ganz klären. Bei mir war es eindeutig eine Mischung aus den ersten drei Punkten -besonders auf die New Kids bezogen. Als die Backstreet Boys ihre große Zeit hatten, war ich schon viiiel zu vernünftig. Ja, ich bin mir der Ironie durchaus bewußt... aber manchmal ist man mit 17 viel "erwachsener" als mit 32. Mit 17 hat man gar nicht das Bedürfnis wieder so zu tun als wär man wieder 12. Das ändert sich dann im Laufe der Jahre anscheinend.
"Let's play 90s" und wenn dann richtig! Und zwar alle! 

 http://www.youtube.com/user/blockleo

Als kurz vor 20:30 Uhr das Licht ausging und das Intro begann war gefühlsmäßig wirklich nicht mehr 2012.
Riesen Leinwand, projezierter Sternenflug und dann wurde jedes einzelne Mitglied der NKOTBSB-Fusion eingeblendet. Die Halle tobte! Und als der Vorhang fiel war erst recht kein Halten mehr.
Schnell stand fest, dass es eine r-i-e-s-e-n Show würde! Zwei Bühnen an beiden Seiten der Halle, dazwischen ein breiter Laufsteg - so war jeder in der Halle mal "nah dran" war.
Die Eröffnung machten dann beide Bands zusammen und präsentierten einen Mash up aus "Single" und "The One" und beim Finale den gemeinsamen neuen Song "Don't turn out the Lights", der bei mir übrigens grade zum Ohrwurm avanciert.

Cause just when I think we're through
The memories come flooding back
It's like instantly I love you like that
I was on fire for you
We could get it back again
If you don't say it's the end, the end

Ansonsten gab es abwechselnd hauptsächlich die Hits der "Kids" und "Boys", soll heißen - sie spielten das Revival mit! Ein paar neuere Songs vom "Block" (sehr cool), aber immer boygroupstylishe Choreographien. Ich musste echt manchmal grinsend in mich hinein kichern, weil ich die Vermutung hatte, dass es (z.B. bei Step by Step) die Originalchoreo von vor 22 Jahren war. *Schnipp, schnipp, dreh, Ausfallschritt, trippel, trippel, Arme hoch, dreh* Herrlich :) Zeitreise gebucht, Zeitreise bekommen!

http://www.youtube.com/user/andianjahh

Mutet hin und wieder etwas seltsam an, dass Familienväter um die 40 immer noch die gleichen Teenieposen machen wie damals vor - ja ich sags nochmal 22 Jahren... Aber - verdammt: Leider geil! Und mir sogar lieber als die kleinen 80er Jahre Jungs von früher!
Das Publikum will jubeln und kreischen? Das darf es auch! Denn eins muss ich hier mal sagen: Die Herren waren gut vorbereitet und noch besser trainiert. Und unter uns Pastorentöchtern: Wenn Herr Wahlberg sein Shirt zerreißt, dann kann man schonmal einen Blick riskieren. 42 Lenze hin oder her. Wir hatten ihn ganz nah auf der Tribühne. Der Mann ist ziemlich gut gebaut. Puh klingt das oberflächlich... Aber es muss ja mal gesagt werden. 

Donnie Wahlberg kommt "Hallo" sagen :)
Trotzdem - ich bin Musical-Fan und mag auch und vorallem guten Gesang. Hier hat mich vorallem "Klein-Joey" umgehauen und es schließt sich der Kreis: Völlig zu Recht durfte er vor ein paar Jahren den First-Cast Fiyero bei Wicked am Broadway ablösen.

Bei den Backstreet Boys ist wohl vorallem A.J. Garant für überdurchschnittlich guten Gesang. Brians Stimme hingegen hörte sich ziemlich mitgenommen an. Da scheint er krankheitsbedigt wohl (immer noch) arge Probleme zu haben, nicht dass er seine Fans nicht trotzdem um den Finger hätte wickeln können.

Man muss echt den Hut ziehen. Zwar machen beide Boygroups genau da weiter wo sie vor xy Jahren aufgehört haben. Im Gegensatz zu anderen Bands kann man nicht unbedingt von musikalischer Weiterentwicklung sprechen - aber Holla die Waldfee - das was sie machen, machen sie gut! Und sie sind direkt wieder groß eingestiegen. Was für Konzerte, was für eine gigantische Tour. Über 50 Shows in den großen Metropolen der Welt (als nächstes steht Australien Melbourne, Brisbane, Sydney und Co. auf dem Stundenplan). Andere 80er/90er Popstars singen bei Supermarkteröffnungen. Diese Jungs füllen immer noch Footballstadien. Und ich kanns verstehen!

Ich war zwar damals mit 11 noch kein riesen New Kids Fan und hab auch das Phänomen Backstreet Boys im Prinzip nur am Rande mitbekommen, aber... Es war ein großartiger Abend, eine riesen Show und die Stimmung hat einen regelrecht in einen Begeisterungssog gerissen.

 http://www.youtube.com/user/RebekkaW78

Ich glaube, dieses Video gibt ein bißchen was davon wieder :) Ich hatte leider meine Kamera nicht dabei, aber das müsste ungefähr aus unserer Perspektive gewesen sein. 
  
Fazit: Ein phänomenales Konzert. Ich würde es gerne wiederholen! Es hat sich auf jedenfall gelohnt! Danke an die Mädels, die mich überredet haben und danke an die Herren die fantastisch abgeliefert haben!!!


In diesem Sinne: LALALALA TONIGHT. Ich schäme mich nicht, ich freu mich, dass ich ein Mädchen bin :)

Montag, 7. Mai 2012

Vorschau: War Horse kommt nach Berlin

War ja klar, das Ghost nach Berlin kommt...

Ähm ja, ....kann ja auch immer noch so sein, aber erstmal wurde gestern von offizieller Seite bekannt gegeben, dass zunächst die Vampire Platz für Pferde machen.
Das Stück "War Horse" kommt nach Deutschland. Und wie reagiert das potenzielle Publikum?  Überraschung, Schock, Freude, Neugier? Auf jedenfall ist die Musicalwelt in Aufruhr. 


Ich will jetzt nicht zum x-ten Mal meinen eigenen (mittelscharfen) Senf dazu geben und mache es mir jetzt einfach einfach.
Es gibt anscheinend eh Leute die mir die Gedanken aus dem Kopf stibizen und sie dann auf den Computerbildschirm tippen. Mit deren Einverständis verlinke ich hier mal zwei Beispiele von: Genau meine Meinung!!!


und 


Danke euch Zweien (bekannter und unbekannterweise). Ihr nagelt es direkt auf den Kopf! Ich kann mich nur anschließen!
Ich freu mich, dass die Stage auch mal unbekannte, neue und mutige Wege geht, vielleicht sieht man am Wegesrand ja was Schönes, von dem man gar nicht wußte, dass es existiert :)


Freitag, 4. Mai 2012

Hair (Landestheater Detmold), Hamm

Let the sunshine in :)

Auch Hair war eines meiner ersten Musicals, die ich gesehen habe... Ich scheine mich grade in einer totalen Revival-Phase zu befinden. Ich muss sagen: Es gefällt mir!
Hair ist für mich mehr als nur ein gute Laune Musical.

Klar, die Handlung lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen und der Spaß und das Lebensgefühl der 68er steht eindeutig im Vordergrund und doch... hinter der teils überzogenen Darstellung des Hippietums und guter Laune im Überfluss gibt es auch immer wieder ernste, bewegende Momente.


Es geht unter anderem um Sheila und Claude, die sich im Sommer 68 einer Gruppe von Hippies anschließen. Sheila ist Tochter aus reichem Haus, die eine ganz neue Lebensweise kennenlernt hin und wieder aber auch Schwierigkeiten damit hat. Claude ist eigentlich auf dem Weg sich fürs Militär mustern zu lassen. Später erhält er seine Einberufung und muss zum Einsatz nach Vietnam.

Das Landestheater Detmold zeigt eine Produktion bei der es noch eine weitere Rahmenhandlung gibt. Die Story beginnt mit Sheila, die 40 Jahre später, in der Gegenwart, den 65. Geburtstag ihres Mannes vorbereitet und ihrer Tochte und ihrem Enkel von der Zeit mit den Hippies erzählt.
 Grundsätzlich hat mir die Idee ganz gut gefallen. Allerdings bin ich der Meinung, dass diese zusätzliche Rahmenhandlung eigentlich gar nicht notwendig ist. Ich hatte das Gefühl man wollte durch die ältere Sheila den Geist der damaligen Zeit erklären. Ich finde allerdings, dass das Stück ganz gut für sich selber spricht. Sagen wir mal so: Es hat nicht weiter gestört und die Umsetzung war auch durchaus gelungen. Schön waren z.B. einige Stellen wo die junge und die ältere Sheila zusammen agierten. Trotzdem bleibe ich dabei: Das Stück kommt auch ohne einen äußeren Rahmen aus!

Die Inszenierung als solches hatte viel Licht aber auch ein paar Schatten...
Interessant war der Mischmasch aus englischen und deutschen Songtexten. Ich musste mich erst ein bißchen dran gewöhnen, da ich bisher überhaupt nur am Rande mitbekommen hatte, dass eine deutsche Übersetzung existiert. Manche Songs wurden komplett auf deutsch gesungen, manchmal fing ein Song auf deutsch an, wurde dann aber nach ein paar Zeilen auf englisch weiter gesungen. Ich für meine Teil mag die Originalsprache lieber, fand die Übersetzung aber durchaus spannend und hab mich gerne drauf eingelassen. 

Das Bühnenbild hat mir sehr, sehr gut gefallen! Relativ wenig Kulisse, dafür aber effektvoll eingesetzt. Der Bühnenboden ist mit Kunstrasen ausgelegt, im Hintergrund steht eine Brücke mit Tor, eingerahmt von zwei großen Bäumen. Bei Demonstrationen und auch in anderen Szenen wird der helle Hintergrund der Bühne als Leinwand genutzt und es werden Bilder auf die Bühne projeziert. Das wirkte ziemlich beeindruckend und ergab einen tollen Effekt.


Die Kostüme wirkten leider eher wie bei einer Mottoparty und die Perücken waren teilweise eine Katastrophe! Beides hat mich aber nur am Anfang ein bißchen gestört. Bei größeren Produktionen wäre es vielleicht ein Kritikpunkt, aber ich denke, hier sollte man nicht zu streng sein.

Auch bei der Cast muss man leider ein paar kleine Abstriche machen, was aber dem Spaß an der Sache absolut  nicht getrübt hat. Die Ensemblenummer waren klasse und auch die Solisten insgesamt gut. Aber (mal wieder) total mitgerissen hat mich vorallem ein Darsteller:


David Jakobs als Claude!! Er hat die Bühne gerockt und das Publikum total begeistert. In der Pause und nach dem Stück hörte ich von allen Seiten wie gut David ankam. Zu Recht! Neben einer guten Sheila (u/s) und einigen anderen guten Darstellern (es gab leider auch 1-2 die mir nicht so gefallen haben) war er definitiv der "Man of the Match". Ich hab ihn ja schon häufiger als Jerry Lukowski in Full Monty gesehen und geschrieben: Wenn das der Musical-Nachwuchs ist, dann muss man sich um deutsche Musical-Produktionen wahrlich keine Sorgen machen! Das kann ich nur wieder bestätigen und unterschreiben. Spielfreude und Gesang auf Topniveau. Der Lukowski hieß an diesem Abend Bukowski und war wieder Weltklasse!

Fazit: Ich brauchte ein bißchen, bis ich wieder ins Stück gefunden hab, aber dann hat es mir wieder extrem viel Spaß gemacht. Es ist einfach ein Wohlfühlstück. Beim Finale kriegt man richtig Gänsehaut. Die Stimmung im Publikum war fantastisch und feierte am Schluss ausgelassen zu "Let the sunshine in". Als ich es 2009 am Broadway gesehen hab, durfte am Ende ein großteil der Zuschauer mit auf die Bühne. Auch diesmal  hätte ich am liebsten blumenschwenkend die Bühne geentert.
Also, falls Hair irgendwo in eurer Nähe auf dem Spielplan steht, dann geht hin! (Und sagt mir Bescheid!)


Mehr Fotos und Infos: HIER