Samstag, 23. Juni 2012

Marie Antoinette, Tecklenburg

Mir schwirren soviele Gedanken durch den Kopf, dass ich gar nicht genau weiß wo ich beginnen soll.

Endlich! Marie Antoinette...

2009 lief das Stück für einige wenige Monate in Bremen. Leider endete die Spielzeit bevor ich es schaffte mir das Stück anzusehen. Später hatte ich dann wieder mal das Bedürfnis meine Wendigkeit zu trainieren um mir bei bedarf mal gehörig selber in den Allerwertesten zu beißen! Auch wenn das Stück in Bremen nur sehr kurz gespielt werden konnte, gehören einige Lieder daraus mittlerweile zum Standardprogramm vieler Galas. Und das zu Recht.
Trotzdem hatte ich wenig Hoffnung, dass Stück jemals in voller Länge zu sehen. Doch Tecklenburg ist immer für eine Überraschung gut!
Nicht nur, dass Intendant Radulf Beuleke das Stück wieder ausgegraben hat und das Team der Freilichtspiele den Schritt wagten es zu zeigen. Nein, die "Väter" der Marie Sylvester Levay und Michael Kunze haben den Stoff extra für die Wiederaufnahme nochmal neu überarbeitet und präsentierten eine abgewandelte Fassung, die - wie mir viele "Kenner" bestätigten - um einiges "runder" ist als die Ursprungsfassung.

Die Grundgeschichte ist natürlich gleich geblieben. Ich versuche mich mal kurz zu fassen und schreiben lieber bei den Rollen noch ein bißchen was zu Handlung. 
Wie der Titel schon sagt, spielt das Stück in Frankreich zur Zeit kurz vor und während der französischen Revolution 1789. Beleuchtet wird das Geschehen von zwei Seiten. Auf der einen steht Marie Antoinette, die als Königin auf der Sonnenseite des Lebens steht. Verschwenderisch jedem Spaß nachjagt und sich auf Kosten des Volkes amüsiert. Auf der anderen Seite steht das Bettlermädchen Margrid Arnaud, das im Elend lebt und sich mit Veilchenverkäufen über Wasser halten muss.Sie gerät in die Fänge des intreganten Graf Orléans, der ihre Ähnlichkeit zur Königin erkennt und sie für seine Zwecke, der eigenen Thronbesteigung ausnutzt. Verschiedene Umstände schüren den Hass Margrids auf die Monarchie, die in den Kampf zieht die Königin zu stürzen und so das Volk aus dem Elend zu befreien.


Musikalisch bleiben sich Kunze und Levay mit dem Stück treu. Man erkennt ihre Handschrift in vielen Songs und gesungenen Szenen deutlich. (Nicht zuletzt wohl auch weil wenigstens eine Melodie "Gefühl und Verstand" ursprünglich sogar für "Elisabeth" geschrieben wurde). Das Stück hält echte Showstopper fürs Publikum bereit. Besonders die emotional, dramatischen Lieder "Blind vom Licht der Kerzen" und "Ich weine nicht mehr" der Magrid Arnaud lösen beim Publikum starke Gefühle aus und wurden auch in Tecklenburg mit minutenlangem Applaus und viel Begeisterung aufgenommen. Sabrina weiß mit diesen Lieder zu fesseln wie keine zweite und der große, sehr starke Chor der Freilichtbühne tut sein übriges um den Effekt, den die großartigen Lieder haben noch zu verstärken. Feuchte Augen und Gänsehaut garantiert. Der musikalische Schwerpunkt des Stücks liegt eindeutig auf dramatischen Balladen. Jede für sich ein Genuss - insgesamt aber vielleicht nicht ganz so abwechslungsreich wie bei anderen Musicals und vielleicht gibt es ein/zwei (zu)viele "Reprise" Lieder. Insgesamt mag ich die Komposition aber sehr gerne. Für Tecklenburg wurden eigens drei neue Lieder geschrieben, die die Handlung abrunden und insgesamt verständlicher machen sollten. Das ist meiner Meinung nach gut gelungen. Die neuen Lieder ("Es ist nicht so" im 1. Akt, Magrids Lied über ihre Kindheit zu Beginn des zweiten Aktes und Caligastros "Wenn Wölfe heulen") fügen sich gut in das Stück ein und machen vieles klarer, was in der Bremer Fassung nur angedeutet wurde. Dadurch gewinnt die neue Inszenierung etwas mehr Struktur.

Meiner Meinung nach hat die Freilichtbühne Tecklenburg (im besonderen Regisseur Marc Clear) einen ausgesprochen guten Job gemacht. Man hat - wie in den Vorjahren auch - ein Stück gefunden, das sehr gut in die Kulisse der alten Burgruine passt. An der Geschichte als solches wurde nicht viel geschraubt, doch es wurde einiges umgestellt, gekürzt und neue Lieder eingefügt (s.o.). Außerdem wurden viele Ideen verarbeitet, die mir richtig Spaß gemacht haben. Schon das Opening ist fulminant. Der Erzähler und Ränkeschmied Cagliostro erscheint eingehüllt in einen meterlangen schwarzen Mantel aus dem nach und nach Personen hervortreten. Am Ende von "Illusionen" kommt sogar ein großer Teil des Chor/Ensembles zum Vorschein.


Das nur als ein Beispiel wie mit wenig Aufwand ein großer Effekt erzielt werden kann. Insgesamt zeigt die Freilichtbühne Tecklenburg wieder, dass ein von Natur aus eher starres Bühnenbild mit einfachen Mitteln zum Leben erweckt werden kann. Die Szenenwechsel gelingen flüssig und mir hat mal wieder nichts an Kulisse und Requisite gefehlt. Auch weil die ganz eigene Burgruinenatmosphäre ohnehin für sich steht.
Im zweiten Akt wird der linke Bühnenteil viel bespielt, dort wo Gefängnis und Guillotine aufgebaut sind. Insgesamt wird aber wieder die komplette Bühne, inklusive der obere Teil der Ruine voll ausgenutzt.
Kostüme und Perücken können sich sehen lassen. Ob Bettler, Hofstaat oder Guillotinierte - Alle geben ein phantastisches Erscheinungsbild ab.

Mit einer Nettospielzeit von knapp über 2,5 Stunden ist es nicht grade das kürzste Stück . Auch in der überarbeiteten Fassung gerät der 2. Akt ein bißchen lang. Wie schon im ersten Teil hält er viele toll ausgearbeitete und ergreifende Szenen fürs Publikum bereit. Trotzdem gibt es ein-zwei Lieder, die ein bißchen wie Lückenfüller wirken (dort wo eigentlich keine Lücken sind).

Doch selbst wenn die etwas unbequemen Holzbänke in Tecklenburg irgendwann ins Sitzfleisch drücken. Ein weher Po ist ein Opfer das man gerne bringt, wenn eine solch fantastische Cast auf der Bühne steht!!!
Ich versuch mich mal (ungefähr) "in order of appearance".

Alles beginnt mit Cagliostro, dem Erzähler und Fädenzieher der Geschichte. In der neuen Fassung übernimmt Cagliostro mehr als nur seine eigene Rolle und schlüpft auch in die "Haut" von diversen anderer Personen (Schatzmeister, dem Erfinder der Guillotine und so weiter). Cagliostro erinnert stark an "Luigi Lucheni" dem Widersacher von "Elisabeth". Wie schon erwähnt: Man erkennt immer und überall die Handschrift der Herren Kunze/Levay. 


Ich habe das nicht als Makel empfunden, da die Rolle sehr liebevoll ausgearbeitet wurde. An der Darstellung durch Yngve Gasoy-Romdal hat man im Publikum einen Heidenspaß. Er spielt unglaublich ironisch und wieder mal passt die etwas intregante Rolle toll zu ihm. Gesanglich mochte ich ihn auch gerne, auch wenn er manchmal ein bißchen schwer zu verstehen ist. 

Durch die Erweiterung der Cagliostro-Rolle nimmt die Bedeutung, des anderen Intreganten, Graf von Orléans ein bißchen ab. Zwar intregiert dieser immer noch deutlich gegen das Königspaar um sich selber die Krone zu sichern, trotzdem ist er im wahrsten Sinne des Wortes nur noch einer von zwei Marionettenspielern. 


Graf Orléans wird von Marc Clear gespielt. Dieser hat auch in diesem Jahr wieder als Regisseur alle Hände voll zu tun, deshalb ist verständlich, dass er wieder nur eine etwas kleinere Rolle übernommen hat. Eine, der er durch sehr gute Darstellung aber viel Profil verleiht.

Ich glaube, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die weibliche Hauptrolle, die der Margrid Arnaud  ist.


Ein Bild, das mehr sagt als tausend Worte! Sabrina Weckerlin spielt das Bettlermädchen mit viel Kraft und Stärke. Sie hat diese Rolle schon in Bremen gespielt und sie nachhaltig geprägt. Dass es den Freilichtspielen Tecklenburg gelungen ist, sie erneut für diese Rolle zu engagieren ist ein unheimlicher Gewinn für das Stück. Sie überstrahlt die gesamte, ausnahmslos gute Cast mit ihrer ausdrucksstarken Spielweise und unter die Haut gehenden Stimme. Die Rolle erfährt im Laufe der Handlung mehrere Wandlungen. Vom verzweifelten, verschüchterten Mädchen entwickelt sie sich zur starken, selbstbewussten und unnachgiebigen Revolutionärin, die alle Gefühlsduseleien beiseite schiebt und mehr oder weniger über Leichen geht. Gegen Ende des Stücks erkennt sie jedoch, dass auch Könige Menschen sind und gewinnt ihr Mitgefühl zurück. In jeder Phase der Rolle lebt, leidet und fühlt man mit Margrid und mehr als einmal ist man ganz gebannt von der Handlung. Wie schon oben erwähnt, sind die Hauptsongs der Margrid echte Showstopper, für die allein schon sich ein Besuch auf der Freilichtbühne lohnt!

Ihr gegenüber steht Marie Antoinette als gefallsüchtige, zunächst oberflächlich wirkende Königin. Doch bald schon erkennt man, dass auch sie kein eindimensionaler Charakter ist. Schon beim Lied "Wenn" wird deutlich, dass sie sich nach einem anderen Leben sehnt. Neben all dem Schmuck und schönen Kleidern sehnt sie sich auch nach Liebe und Geborgenheit. Für ihren Geliebten, den schwedischen Grafen Axel von Fersen empfindet sie mehr als sie darf und würde am liebesten mit ihm fort rennen. Trotzdem kann sie lange Zeit nicht aus ihrer Haut und erst am Ende erkennt man - und erkennt auch sie selber - dass der Spruch auf dem Amulett ihres Vaters "Stärker durch Leid" tatsächlich wahr ist. 

 
Anna Thorén steht zum ersten mal auf der Freilichtbühne und bei der Kostprobe auf der Pfingstgala im Mai hatte man noch das Gefühl, dass sie sich in die Rolle reinfinden muss. Doch schon bei der Premiere hat sie eine sehr überzeugende Leistung abgeliefert. Ich mag die Klangfarbe ihrer Stimme sehr gerne. Beim Sprechen ist ihr kleiner Akzent sehr charmant und ihr zweites Sololied "Das einzige was richtig ist", hat mich sehr beeindruckt. Besonders stark wirkt sie aber tatsächlich später als gefallene Königin.

Ich habe keinen direkten Vergleich, fand aber das Anna Thorén eine sehr gute Besetzungswahl für die Rolle war.

Axel von Fersen - Patrick Stanke
Agnés Duchamps - Wietske van Tongeren
An dieser Stelle bietet es sich an zu beiden Rollen etwas zu schreiben. Denn für mich erfüllen beide Charaktere in dem Stück einen ähnlichen Zweck. Beide sind sie die Vertrauten der jeweiligen weiblichen Hauptrolle. Während Axel von Fersen, als ihr Geliebter Einfluss auf die Königin nimmt, ist die Ordensschwester Agnés soetwas wie das gute Gewissen von Margrid. Beide halten hin und wieder "ihrem Schützling" einen Spiegel vors Gesicht. Sie sind wichtig für Marie und Margrid, stehen aber selber rollenbedingt eher etwas im Schatten.


Das ist zwar offenbar so gewollt, jedoch trotzdem ein bißchen schade. Denn sowohl Patrick Stanke, als auch Wietske van Tongeren haben natürlich deutlich mehr potential, als nur hin und wieder jemandem den Kopf grade zu rücken.


Beide füllen ihre Rollen sehr gut aus, sind aber darstellerisch und auch gesanglich mit ihren Rollen eher unterfordert. Wietskes "Gott sieht uns zu" ist wunderschön, geht jedoch im allgemeinen Balladenüberhang ein bißchen unter. Patrick hat ein schönes Duett und mehrere Reprise-Lieder. Klar und schön gesungen (hach, was mag ich seine Stimme gerne), keine Frage - trotzdem hätte man sich gewünscht, dass er ein wirklich eigenes Lied hätte singen dürfen! Am besten eins dass der Rolle noch ein bißchen mehr Charakter verleiht. Trotzdem haben sowohl Patrick als auch Wietske aus eher blassen Rollen das Beste rausgeholt und mich begeistert.

Eine kleine, aber feine Rolle ist auch König Louis XVI, der von Frank Winkels gespielt wird. Er war im letzten Jahr als Petrus in Jesus Christ Superstar dabei und konnte schon in dieser Rolle gesanglich überzeugen (wenn er auch beim Wetter machen 2011 gründlich versagt hatte^^). Diesmal spielt er den hilflos und überfordert wirkenden König mit der nötigen Verschüchtertheit. Großartig die Szene in der die Frauen von Paris die Bastille stürmen und er die Zeichen der Zeit nicht erkennt. "Aber es sind doch meine Franzosen, ich bin ihr König - sie sollen mich doch lieben". 


Doch so gerne ich Frank auch singen höre. Das Solo-Lied des Königs im zweiten Akt wirkt irgendwie fehl am Platz. Im Gefängnis sinniert er darüber, dass er viel lieber ein einfacher Mann wäre. Das dies so ist, merkt man in der Art wie er den König spielt schon deutlich genug. Das Lied (eine weitere Ballade) wäre durchaus verzichtbar gewesen und wirkte auf mich irgendwie künstlich eingefügt. Hier hätte man den recht langen zweiten Akt tatsächlich noch ein bißchen straffen können.

Hätte ich selbst den Rotstift schwingen dürfen, hätte ich wohl auch die Hurenhausszene (Hüter der Moral) verkürzt. Es will mir nicht so recht einleuchten, dass praktisch jedes Musical eine Rotlichtszene braucht. 


Seis drum. Anne Welte als Madam Lapin war bei der Premiere jedenfalls eine ausgezeichnete Bordellinhaberin.

Im 2. Akt darf natürlich auch Monsieur Robbespierre nicht fehlen. Keine französische Revolution ohne den Mann des Volkes, der ein bißchen übers Ziel  hinaus schießt. 


Gespielt wurde der knallharte Revoluzzer von Michael Clauder. Eine kleine Rolle, aber man kann schon ein bißchen angst bekommen. 

Hinsichtlich der weiteren Rollen verweise ich auf die Besetzungsliste der Website der Freilichtspiele Tecklenburg. Wie schon in den Jahren zuvor ist auch bei Marie Antoinette wirklich bis ins Kleinste ganze Arbeit geleistet worden. In dem Stück ist keine Rolle schlecht besetzt worden. Hut ab!
Besondes mitgerissen haben mich auch (wieder) die Massenszenen und der unsagbar starke Chor der Freilichtbühne. Als Wiederholungstäter erkennt man über die Jahre viele Freiwillige wieder. Ich bin jedesmal begeistert. Ich mag mich in meinen Berichten diesbezüglich wiederholen. Gesagt werden muss es aber. Ohne diese tollen Szenen wäre ein Stück Tecklenburg nur halb so schön und ergreifend!

Und last but noch least möchte ich an dieser Stelle auch dem fantastischen Orchester danken.
Auf unsaubere Töne braucht man nicht lauern. Da passt alles perfekt.


Fazit:
Am liebsten würde ich alle Leute zwingen, sich ein Stück in Tecklenburg anzugucken! Es lohnt sich immer! Marie Antoinette ist da keine Ausnahme. Kleine Schwächen im Buch und die angsprochene Balladelastigkeit werden durch die grandiose Cast mehr als wett gemacht. Zwei-einhalb Stunden erstklassige Unterhaltung und ein insgesamt sehr ergreifendes, tolles Stück. Die Entscheidung es (überarbeitet) wieder auf die Bühne zu bringen war mutig, aber goldrichtig! Ich mag das Stück sehr und kann es schon der Besetzung wegen wirklich jedem ans Herz legen!

Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Graf von Monte Christo, Leipzig

Nach dem ich in letzter Zeit einige tolle Stück revivalt habe, stand endlich auch mal wieder etwas Neues auf meinem Spielplan. Der Weg führte nach Leipzig, wo seit Februar das Stück "Der Graf von Monte Christo" in der "Musikalischen Komödie" gezeigt wird.
Ich kannte die Highlights CD auf englisch und die deutschsprachige Aufnahme aus St. Gallen und mochte die Musik von Anfang an sehr gerne.



Geschichte:
Das Musical entstand nach der Buchklassiker Vorlage von Alexandre Dumas.
1815: Für Edmond Dantès läuft alles perfekt. Er wird vom Seemann zum Kapitän befördert und ist mit der Frau seines Herzens Mercédès verlobt. Doch noch während der Verlobungsfeierlichkeiten wird er Opfer eines Komplotts, den sich seine Neider ausgedacht haben. Mondego will Mercédès für sich gewinnen, Danglars hat es auf Dantés Posten abgesehen. Staatsanwalt Villefort fürchtet, dass Dantés seinen Vater aufgrund eines Briefes vom verbannten Napoleon schwer belasten könnte. Deshalb denunzieren die drei den ahnungslosen Dantés als Vaterlandsverräter und lassen ihn im berüchtigten Gefängnis "Chateaux d'If" einkerkern. Dort verbringt er unschuldig 14 Jahre bis er dank eines Mitgefangenem - seinem Freund und Lehrmeister "Abbé fliehen kann. Mit Hilfe einiger Piraten hebt er den Schatz, gibt sich als Graf von Monte Christo aus und will sich an seinen Widersachern rächen.


Piratenbraut Louisa Vampa und Abbé
Musik/Ton:
Wie schon erwähnt hab ich vorher in die CD(s) reingehört und die Musik für absolut hörenswert befunden. Auf deutsch wars für mich ein wenig ungewohnt, weil ich hauptsächlich die englische Version im Ohr hab. Gleichwohl beeindrucken die Lieder auch in dieser Version. Das Orchester der Musikalischen Komödie Leipzig kann sich ebenfalls hören lassen. Leider scheint das Theater arge Ton-Probleme zu haben. Die Akkustik war zwar richtig gut , aber eben nur dann, wenn der Ton voll da war. Leider fielen die Mirkros einige male kurz und einmal leider sogar für die Dauer eines halben Liedes aus. Das ist ziemlich schade, denn ansonsten überzeugt die Produktion auf ganzer Linie.

Die Kulisse:
In letzter Zeit habe ich wirklich tolle Bühnenbilder vor die Nase gesetzt bekommen. Der Graf von Monte-Christo bildet da keine Ausnahme. Wie schon in  manch anderer Produktion wird auch hier viel mit Videoleinwänden gearbeitet. Solange man es damit nicht übertreibt und diese Technik geschickt einsetzt - so wie hier der Fall - werden damit sehr stimmungsvolle Effekte erzielt.
Die Bühne in Leipzig ist recht tief aber auch etwas schräg, so dass man immer den Überblick behält- egal wo die Musik spielt. Vermutlich nicht leicht zu spielen, aber sehr angenehm zu gucken! Auch bei Requisite und Kostümen hat die Musikalische Komödie Leipzig sich nicht lumpen lassen. Für eine relativ kleine Produktion mit sehr humanen Eintrittspreisen bekommt man viel geboten.


Mondego
Cast:
Neben einem sehr guten Liveorchester kann man in Leipzig auch ein großes Ensemble bewundern. Viele Darsteller gehören zum Haus oder haben schon häufiger hier gespielt.
In der Hauptrolle des Edmond Dantès ist Marc Clear zu sehen. Dieser Name dürfte Vielen im Zusammenhang mit den Freilichtspielen Tecklenburg ein Begriff sein. Und da er seine Sommer mit Regie und Schauspiel auch in diesem Jahr wieder Freiluft verbringen durfte, musste ich bei meiner Vorstellung im Juni leider auf ihn verzichten. Im Juni wurde schon fleißig für die Marie Antoinette Premiere in Tecklenburg geprobt. Christian Alexander Müller übernahm in dieser Zeit für einige Vorstellungen die Rolle des Grafen und begeisterte sowohl mich - als Erstbesucherin - als auch die Wiederholungstäter.


Mercédès und Edmond, Graf von Monte Christo
Ich für meinen Teil habe mich sehr gefreut ihn mal jenseits der Konzert- bzw. Galabühne zu sehen und mich von seinem darstellerischen Können überzeugen zu dürfen. Seine warme, ausdrucksstarke Stimme mag ich ohnehin und auch in der Rolle hat er mir wirklich gut gefallen. 
Und ich kann es eigentlich kurz machen: Eine überzeugende Vorstellung von allen Cast-Mitgliedern. Besonders erwähnen möchte ich noch den wundervollen Cush Jung, der in seiner Rolle als Abbé schnell zum Publikumsliebling wurde. Seine Gewitztheit und der Humor kamen gut an und sein Bühnentod war ziemlich eindrucksvoll!
Auch Marysol Ximénez-Carillo und Andreas Rainer überzeugten durch Gesang und Schauspiel... Ich wollte es doch kurz machen: Alle sehens- und hörenswert! (Toll, wenn man das so pauschal schreiben kann!)   

Und hier dann nochmal die komplette Besetzung im Überblick:
Edmond Dantès, der Graf von Monte Christo Marc Clear/Christian Alexander Müller
Mercédès, Edmonds Verlobte Marysol Ximénez-Carrillo
Mondego, Cousin von Mercédès Andreas Rainer
Danglars, Spekulant Kostadin Arguirov 
VillefortOberstaatsanwalt von Paris Milko Milev
Abbé Faria, alter Gefangener im Château d’If Cusch Jung
Louisa Vampa, Piratenanführerin Sabine Töpfer
Kommissar Fabian Egli
Jacopo, Pirat, später Vertrauter Edmonds Peter-Paul Stampehl
Albert, Sohn von Mondego Heiner Kock
Valentine, Tochter von Villefort Verena Barth-Jurca / Mirjam Neururer
Louis Dantès, Edmonds Vater Mathias Paarsch
Morrel, Besitzer einer Reederei Roland Otto
drei Grazien: Isabella Carolin Schumann | Gabriella Theresa Dittmar | Sophie Miranda Caasmann | Sopransolo Jana-Maria Eberhardt 


Bleibt nur als Fazit festzustellen: Ein Wochen(end)trip nach Leipzig lohnt sich! Wer ein tolles Stück mit großartiger Besetzung und fantastischem Bühnenbild sehen will, ist in der "Musikalischen Komödie" richtig! Lieder die unter die Haut gehen und eine interessante Geschichte - Das ist doch genau die richtige Mischung für einen perfekten Musical-Abend! Der kleine Wermutstropfen Tontechnik darf nicht verschwiegen werden, aber das sollte sich ja in den Griff kriegen lassen... Jedenfalls kann ich nur raten: Hinfahren, gucken, mögen! Mitte/Ende Oktober geht es weiter...

(Und 2013 dann auf der Freilichtbühne in Tecklenburg............... ich freu mich!)




Samstag, 16. Juni 2012

Rock of Ages (Film)

Im Kinotipp des ZDF hieß es: "Und wer weiß, vielleicht schafft es der Film ja zukünftig auch auf die Musicalbühne".
Was soll man bei soviel Informiertheit noch sagen?
Außer: Ich bin in die Zukunft gereist und hab mir das schon mal angeguckt - Hier mein Bericht: Rock of Ages
Liebes ZDF... Das Stück gibt es schon seit 2006. 3 Jahre später schaffte es den Sprung an den Broadway und seit 2011 läuft es auch im Londoner Westend. Recherche ist alles :)

 Aber nun zum Film
Die Handlung ist schnell erzählt.  
Wir schreiben das Jahr 1987: Sherrie kommt vom Land und will in L.A. ihr Glück machen. Nachdem sie ausgeraubt wurde, trifft sie Drew, der in einer Rockband spielt und im berühmten  "Burbon-Room" an der Bar arbeitet. Er verschafft ihr einen Job und schnell werden sie ein Paar.
Ganz andere Sorgen haben Burbon-Roombesitzer Dennis und sein Assistent Lonnie. Der Laden steht kurz vor der Pleite. Außerdem hat Bürgermeistergattin Patricia Whitmore dem Rock n Roll den Kampf angesagt und will ihnen sprichwörtlich den Todesstoß versetzen.
Einziger Ausweg aus der Krise: Ein Auftritt des berühmten "Stacee Jaxx", dem ziemlich abgehalfterten aber nachwievor heiß umschwärmten Leadsänger der angesagtesten Rockband des Landes.
Stacee ist allerdings eher etwas schwierig (ums mal harmlos auszudrücken) - ständig betrunken, vögelt was nicht bei drei auf den Bäumen ist: DAS lebende Klischee der Sex, Drugs and Rock n' Roll Aera... Kann sein Auftritt den Rockschuppen retten?! Oder stiftet er nur noch mehr Chaos?

Ich muss sagen, ich war sehr auf die Umsetzung gespannt.
Das Stück hat mich in London vorallem wegen der Musik und weniger wegen der Handlung mitgerissen. Rock of Ages ist ein sogenanntes Jukebox-Musical mit vielen Rock-Klassikern der 80er Jahre.
Die Songs sind zeitlos und wer auf guten Rock steht, der könnte Spaß dran haben. Ich sagte könnte, weil natürlich immer das jeweilige Original im Vergleich in den Ohren klingt. Ich kenne Leute, die sich "We will rock you" niemals ansehen würden, weil keiner an 'Queen' rankommt. Zu diesen Leuten gehöre ich zwar nicht, aber nichts desto trotz war ich schon recht skeptisch.


Besonders nachdem bekannt wurde, dass Tom Cruise die Rolle des Stacee Jaxx übernehmen würde. Viel Gesangsanteil, sehr gute Vorlage im Westend. Na mal abwarten was Herr C. so drauf hat.
Antwort: Man nimmt ihm den abgehalfterten, ziemlich durchgeknallten Superstar voll und ganz ab. Sehr authentisch gespielt. Woran liegts?! Daran, dass er seine Rollen immer brilliant spielt? Oder doch daran, dass er selber in letzter Zeit häufiger etwas durchgekn... äh wirkt, also nein - sowas werde ich jetzt nicht behaupten. Nur, dass ich in den letzten Jahren eher Schwierigkeiten hatte ihm ernsthafte Rollen noch abzukaufen - hier wiederum fand ich ihn fantastisch. 
Gesanglich war ich erstaunt und bin beim Abspann extra noch sitzen geblieben: Um a) nichts von der Abspannmusik zu verpassen und b) nachzulesen, dass er (und der Rest der Cast) tatsächlich alle Stücke selber gesungen haben.
Natürlich sind es Studioaufnahmen, natürlich ist live immer noch was anderes. Aber was da aus den Kinoboxen dröhnte konnte sich durchaus hören lassen. 

Oh jetzt hab ich mit einem vermeindlichen Nebendarsteller angefangen. Aber im Ernst: Drew und Sherrie werden als Hauptdarsteller gehandelt. Da muss ich aber etwas widersprechen... In diesem Film spielen die Nebendarsteller die vermeindliche Hauptcast locker an die Wand. Allen voran bereits genannter Tom Cruise, aber auch Alec Baldwin und Russel Brand als das Traumpaar des Abends ( Dennis & Lonnnie) haben mich sehr überzeugt.
Keine Frage... Diego Boneta ist ein ganz niedlicher Drew (Sehr gelacht hab ich, als er gegen Ende des Films in die Boybandschiende gedrängt wurde. Herrlich schräg). Trotzdem muss ich sagen, dass grade die Liebesgeschichte mit Sherrie (alias Julianne Hough) ein bißchen lahm und vorhersehbar wirkt und beide Darsteller ein bißchen zu "glatt" erscheinen. Gesanglich bleibt die weibliche Hauptrolle hinter meinen Erwartungen zurück (Meine Bühnen-Sherrie im Westend hat ganz andere Maßstäbe gesetzt). Die zwei alleine hätten die eh etwas seichte Geschichte nicht komplett getragen. Zu oft driftet die Boy meets Girl -Story in Schnulzgefilde ab (was sich dann auch in den Songs wiederspiegelt). Schlimm fand ich das nicht, da ja auf manch eine etwas triefige Ballade schnell ein fantastisch gerockter Song wie "Pure some Sugar on me" oder "Any way you want it" (tolle Performance von Mary J. Blidge) folgt. Auch die Battle aus dem Mash-up von "We built this City/We're not gonna take it" mit Catherine Zeta-Jones, die mal wieder Broadway-Qualitäten zeigt, war grandios. Um es also auf den Punkt zu bringen: Die erstklassigbesetzte Nebencast ist das Salz in der Suppe und das Pfeffer im Hintern des Films! Eindeutig!


Ein paar Längen fallen deshalb durch herrlich skurile Szenen nicht so sehr ins Gewicht. Die "guten alten Zeiten revivaln" ist grade total im Trend. Dieser Film lässt kein Klischee aus. Die 80er in all seiner Pracht leben wieder auf bis es weh tut. So muss das sein! Schlimme Klamotten und Frisuren, bereits erwähnte Sex, Drugs and Rock n'Roll Komponente und jede Menge Ohrwümer. Klasse!

Es fällt mir zwar schwer den Film unrockbaren Menschen weiterzuempfehlen. Wer also eine Glamrockphobie hat und bei Gitarrenriffs keine Gänsehaut bekommt, sollte vielleicht lieber andersgelagerte Untehaltung suchen. Ein bißchen Musical-Vorerfahrung schadet auch nicht. Es wirkt nämlich (selbst auf mich) manchmal etwas seltsam, wenn sich Leute im Bus oder auf offener Straße plötzlich gegenseitig ansingen. Auf der Bühne ist das anders als in Filmszenen.
Trotzdem kann ich nur sagen: MIR hat der Film riesigen Spaß gemacht!!! 
Ich hätte allerdings gerne ein Musicalpublikum im Kinosaal gehabt. Mir fehlte tatsächlich der Applaus, wenn ein Lied vorbei ist. Mehr als einmal hab ich vollplayback im dunklen mitgesungen. Die Songs gehen echt in die Füße - Es ist eine Schande still an seinem Popcorn mümmeln zu müssen!

Wer hat Lust mal ein Kino zu stürmen und ne Rock of Ages Party-Vorstellung zu rocken?! Das wär doch mal was!
Fazit: NOTHIN' BUT A GOOD TIME :)

Freitag, 15. Juni 2012

Hair, Wuppertal

Vorweg:
  • Ich liebe Hair (und hab es schon in verschiedenen Produktionen gesehen).
  • Ich mag das kleine, gemütliche Tic-Theater in Wuppertal-Cronenberg und
  • Patrick Stankes Inszenierung von "Der kleine Horrorladen" fand ich durchaus sehenswert.
Deshalb darf ich jetzt auch mal etwas verhaltener sein. Woran das liegt hat mehrere Gründe...

Hair ist für mich ein Gute-Laune-Stück. Das Wichtigste dabei ist ganz sicher nicht die Handlung, denn die existiert weder in der Bühnen noch in der Film-Fassung wirklich. Was Hair ausmacht ist vorallem die Stimmung (und in diesem Zuge natürlich auch die Stimmen der Darsteller). Dafür bedarf es nicht unbedingt einer großen Bühne, auch wenn es mir am Broadway wirklich ausgesprochen gut gefallen hat! Ich hab auch schon kleinere Inszenierungen mit viel Charme gesehen, bei denen der Funke sofort übergesprungen ist.
Der Abend in Wuppertal hat mir allerdings gezeigt, dass es auf ganz kleinem Raum dann irgendwie doch nicht so richtig geht.
Die kleine Tic-Bühne wirkte mit den 9 Darstellern leider oft sehr überfüllt. Zwar wurde der Eindruck ein bißchen durch eine im Hintergrund installierte Leinwand abgemildert, auf der verschiedene Fotos oder Videos die jeweilige Szenerie unterstützten. Trotzdem hätte dem Geschehen auf der Bühne ein bißchen mehr Platz bestimmt gut getan.


Doch die Beengtheit war nicht der einzige Grund, warum ich diesmal leider nicht ganz so begeistert bin. Wie schon erwähnt: Das Stück lebt von den Songs und der Stimmung die sie vermitteln. Es macht nichts aus, ob nun die "normale" Bühnenfassung gespielt wird - oder wie hier: die etwas abgewandelte Filmfassung. 
Doch die Lieder auf deutsch zu hören wirkt auf mich sehr fremd. Einen ersten Eindruck von der Übersetzung hab ich Anfang Mai bekommen, als ich Hair in der Inszenierung des Landestheaters Detmold gesehen habe. Dort jedoch wurden nur ein paar Songs auf deutsch gesungen, die wichtigsten Lieder (Aquarius, Hair, Good Morning Starshine, Let the sunshine in und andere) aber wurden entweder auf englisch oder als Sprachmix präsentiert. Das Tic Theater Cronenberg hat sich in seiner Fassung für eine rein deutsche Version entschieden. Vielleicht liegts ja an mir, aber ich kann mich einfach nicht so richtig damit anfreunden.

Überragende Darsteller hätte vielleicht noch etwas rausgeholt. Leider muss ich sagen, dass ich hier auch nicht komplett überzeugt war. Die Besetzung war okay, teilweise gut, aber richtig beeindruckt hat mich leider niemand.

Insgesamt war es für mich deshalb ein eher durchwachsener Abend. Die Inszenierung von Patrick Stanke hatte ein paar wirklich schöne Ideen (allen voran die Videoeinspieler um den Zeitgeist hervorzuheben), doch ingseamt schienen Mittel und Möglichkeiten sehr begrenzt gewesen zu sein. Im Gegensatz zum "Kleinen Horrorladen" im letzten Jahr, von dem ich wirklich begeistert war, hat mich Hair diesmal nicht so überzeugt.  
Doch das heißt nicht, dass die eingangs erwähnten 3 Punkte keine Gültigkeit mehr hätten. :-) Es bleibt dabei, dass ich gerne im Tic Theater bin, dass ich Hair sehr mag und dass Patrick Stanke mit dem kleinen Horrorladen bewiesen hat, dass er nicht nur als Darsteller erfolgreich sein kann.


Freitag, 1. Juni 2012

Another Kind of Magic, Kassel

Jaaaaaaaaaaaaaa!!!! Ganz spontan hat es doch noch mit Karten für "Another Kind of Magic" in Kassel geklappt. Die Shows waren - wie schon bei "Abba - the Symphonic Celebration" immer gleich ausverkauft. Doch kurz vor der letzten Show wurden nochmal Karte frei. Da hieß es schnell sein und zugreifen!
Und warum ist das so?!
Ganz einfach... Kassel stellt unglaublich tolle Shows auf die Beine! Es war bereits die vierte Zusatzshow und leider definitiv die letzte. Jede hatte eine 100%ige Auslastung und war - da bin ich mir sicher - ihren Preis wert!

Another Kind of Magic beschäftigt sich mit der Bandgeschichte und den Songs von Queen.
Dafür wurden erstklassige Solisten und ein riesiges Symphonie Orchester engagiert. Eine Moderatorin führte durch den Abend und erzählte etwas zur Band. Videoeinspieler rundeten das Bild ab, so wurde der Abend zu einem unglaublich kurzweiligen Vergnügen.

Der Saal platzte aus allen Näthen und die Stimmung war am Siedepunkt und sogar darüber hinaus. Alle Songs wurden frenetisch beklatscht, alle Künstler gefeiert und es gab mehrfach spontanen Zwischenapplaus und Standing Ovations. Am Ende wollte keiner den Saal verlassen und der Schlussapplaus wollte schier nicht enden. Alle Zuschauer standen förmlich auf ihren Plätzen und der Jubellärm macht mich vermutlich taub auf Tage! Und zu was? ZU RECHT!

Als Solisten standen Kristin Hölck, Judith Lefeber, Henrik Wager, Alex Melcher und drei Backroundsängerinnen auf der Bühne. Sie wurden begleitet von einem enormen Orchester.

Judith Lefeber hat für unglaubliche Euphorie gesorgt. Sie wirkt so klein und schmal, aber wenn sie anfängt zu singen fällt einem nur ein Wort ein: UNFASSBAR!!! Selbst wenn sie sich zurücknimmt, singt sie noch jeden an die Wand. Was da für eine Stimmgewalt zutage tritt kann man nicht mit Worten ausdrücken. Bei "Somebody to love" gab es mehrfach lauten Zwischenapplaus und stehende Ovationen. Ich hab sie leider nie als Darstellerin erleben dürfen und kann wenig zu ihrem schauspielerischen Talent sagen, aber gesanglich hab ich selten solche Kraft und Stärke erlebt. Es ist im Grunde gar nicht zu glauben, dass diese zierliche Person ein solches Stimmvolumen hat. Man wurde förmlich weggepustet und es ist kein Wunder, dass der Saal nach ihren Soloeinlagen Kopf stand.

Die zweite Frau im Bunde, Kristin Hölck, war auch schon bei der Symphonic Celebration von Abba dabei. Ich kenne sie außerdem von diversen Auftritten bei den "Ich gehör nur mir Galas".


Leider habe ich auch hier - wie bereits zuvor - gemerkt, dass sie zwar eine gute Sängerin ist, dass mir ihre Stimmfarbe aber persönlich nicht so liegt. Wie immer ist das Geschmackssache. Aber auch an diesem Abend haben mich die anderen Solisten weit mehr beeindruckt.

Henrik Wager, den ich schon als Jekyll/Hyde in Hagen sehen durfte hat mich in Kassel besonders überrascht. Ich hatte ihn als guten Sänger im Kopf, aber was er gestern geboten hat, war der Hammer. 


Er hat die Bühne gerockt, dass es eine wahre Wonne war. Ich hatte in Stark in Erinnerung, aber diesmal hat er noch so 8-10 Schüppen drauf gelegt. Seine Duette mit Judith und seine Solostücke führten zu permanenter Gänsehaut

Und dann war da noch Alex Melcher! Wenn der nicht zu Queen Songs passt, dann weiß ich es auch nicht. Ich mutiere in letzter Zeit immer mehr zum Alex Fan. Der ist auf der Bühne einfach ne coole Sau! Das muss man so sagen und es ist ein Kompliment!

Sein "Out of Bed Look" und seine ganze Bühnenpräsenz kombiniert mit einer sehr rockigen, genialen Interpretation der Songs (apros kraftvolle Stimme...) war mir mal wieder ein inneres Fest! Der ist echt ne Type und wenn er "We will rock you" singt, dann hält er was er verspricht.

Das Publikum konnte einfach nicht genug von den vier Künstlern bekommen und so mussten sie "We will rock you" und auch "We are the Champions" gleich zweimal singen, während der gesamte Zuschauerraum voll mitging. Selten bis nie hab ich so eine grandiose Stimmung erlebt und da es dann auch noch die letzte Show war, schien es besonders abzugehen und die Herrschaften auf der Bühne waren auch sichtlich gerührt.

Als allerletzte Zugabe überraschte Judith dann noch den Dirigenten mit einem Lied aus seiner Lieblingsfilmmusik. Ich muss nochmal nachrecherchieren, weil ich das Lied, das Judith übrigens auf schwedisch (!) sang, nicht kannte. Aber schön wars.

Mir tun übrigens ernsthaft die Schultern, Arme und Hände weh. Vom "We will rock you klatschen" vom "We are the Champions winken" und vom stundenlangen (!) Schlussapplaudieren.
Ich kann nur sagen: Ich mag den Schmerz. Er war es wert! Kann ruhig noch ein paar Tage anhalten. Ich erinnere mich gerne an diesen grandiosen Abend!

Kassel: Mehr davon!!!!