Freitag, 17. Oktober 2014

Shrek - Das Musical in Düsseldorf

Im Märchenland herrscht Hochkonjunktur. Erinnert sich noch jemand an Bibi Blocksberg, die zur Märcheninsel reist, um den Märchenfiguren neues Leben einzuhauchen? Ich glaube fest an Hexen, klatsche für Feen und ich bin mir sicher, Bibis Aktion hat geholfen. Nie waren Märchen so beliebt wie in den letzten Jahren. Ob im Kino, ob als Animationsfilm, ob als Realverfilmung oder Serienhit - Märchen, Märchen, Märchen - wohin man auch schaut!
Und auch auf der Musicalbühne: Deutschland mag es bunt und lustig! Wer daran Zweifel hat, sollte sich unbedingt bei Shrek in Düsseldorf eines besseren belehren lassen. Ich habe mir das Spektakel am Freitag angeguckt und mit mir ein Saal voller begeisterter Zuschauer jeder Altersklasse und so ziemlich alle kamen später mit breitem Grinsen aus dem Theater!

Worum geht es bei Shrek?
Ich kann allen den Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks als Musicalvorbereitung empfehlen. An der Handlung wurde für die Bühnefassung etwas umgearbeitet, hält sich aber im großen und ganzen nah an die Filmvorlage. Hauptperson ist der muffelige Oger Shrek, der an seinem 7. Gebutstag - wie es Tradition ist - von seinen Eltern rausgeschmissen wird und sich fortan selber durchschlagen muss. Keiner begegnet ihm wirklich freundlich - und wie man in den (Oger)wald hinein schreit... so brüllt der verbitterte Oger hinaus. Am liebsten ist er allein in seinem Sumpf - also passt es ihm schonmal gar nicht, dass plötzlich Scharen von Märchenfiguren bei ihm einquartiert werden. Schuld ist Lord Farquaard, der den Märchenwald für sich haben will und alle anderen Wesen verbannt. Als Pinocchio, Rotkäppchen und Co. bei Shrek an die Sumpftür klopfen, beschließt dieser Lord Farquard mal gehörig die Meinung zu geigen und dafür zu sorgen, dass er seinen Sumpf bald wieder für sich alleine hat. Doch Lord Farquaard - der zu klein geratene Möchtegern-Tyrann stellt eine Bedingung: Shrek soll an seiner Stelle eine Prinzessin aus einem Turm befreien und bei ihm vorbei bringen, damit er sich die Krone unter den Nagel reißen kann - aber nichts dafür tun muss. Mit unfreiwilliger Reisebegleitung - dem vorwitzigen Esel, befreit Shrek Prinzessin Fiona aus einem hohen Turm und macht sich mit ihr und Esel zurück auf den Weg in die Hauptstadt Duloc. Bald schon fühlen sich Shrek und Fiona zueinander hingezogen, denn die Prinzessin ist lange nicht so prinzessinnenhaft wie man glaubt. In Wirklichkeit steht sie unter einem Fluch, der sie nachts selbst zum Oger werden lässt. Im Irrglauben, sie müsse den Lord heiraten um sich vom Fluch zu befreien, beschließt sie zu schweigen. So kommt es zu vielen lustigen Verwicklungen und die Reisetruppe wird durch diverse Abenteuer enger aneinander geschweißt als es Shrek am Anfang lieb ist. Bis zum Happy End für ihn, Fiona, Esel und die Märchentruppe vergeht einige Zeit... doch am Ende wird natürlich alles gut.

Das Stück zeichnet sich - wie schon der Film - durch einen schrägen, mitunter recht schwarz angehauchten Humor aus. Gepaart mit vielen schönen und stark performten Ohrwürmern wird das Musical zu einem fröhlichen Happening, das allzeit zu unterhalten weiß. Manche Lieder wurden aus dem Film übernommen, viele Songs sind extra für das Musical geschrieben worden. Die Übersetzung aus dem englischen Original habe ich als durchaus gelungen empfunden. 
Esel Andreas Wolfram und Lord Farquaard Carsten Lepper spielen sich und das Publikum um den Verstand und haben mich besonders beeindruckt. Mit enormen Wortwitz - viel Situationskomik und eine gehörige Portion Spielfreude wissen beide restlos zu überzeugen. Auch Shrek wird muffelig stark und grummelig-sympathisch dargestellt. Ich habe Frank Winkels in der Rolle gesehen und mochte sowohl seine Gesangsstimme, aber auch sein großartiges Spiel fürchterlich gerne! Prinzessin Fiona alias Bettina Mönch kann eine -für mich neue- Facette ihrer Kunst zeigen. Ich habe sie im vorherigen Sommer als tragisch-traurige Fantine in Les Miserables gesehen. Bei Shrek macht sie deutlich, welch komödiantisches Talent in ihr schlummert. Gerne hätte ich auch mal Jessica Kessler als Fiona erlebt, denn auch sie kann ich mir sehr gut in der Rolle vorstellen. An diesem Abend spielte Jessica aber das Rotkäppchen und sprach und sang das aufrührerische Lebkuchenmännchen, das die anderen Märchenfiguren zum Protest aufwiegelte. Wunderbar! Sie hat das ganze Stück noch zusätzlich eine gewisse Lebkuchenwürze verliehen und mich begeistert.

Es war ein rundum gelungener Abend im "Grünen". Die Kulisse ist für eine Tourproduktion aufwändig gestaltet und auch die Kostüme haben mir sehr gefallen. Pinocchios Nase wird bei jeder Lüge länger, es gibt - dem deutschen Publikum angepasst - einige Figuren die Hierzulande bekannter sind als anderswo. Wir begegnen Struwwelpeter, dem hässlichen Entlein, Frau Holle und allen möglichen weiteren Märchengestalten. Da fühlt man sich doch gleich wieder in die Kindheit zurück versetzt. Am besten gefallen hat mir aber der geniale Humor. Ich mags ja schwarz... Wie schon im Film liebe ich besonders die Szene, in der Fiona mit den niedlichen Vögelchen um die Wette singt und es in einem "Wer kann am höchsten singen" - Wettbewerb ausartet... Am Ende platzt der Vogel und es gibt Spiegelei zum Frühstück. Großartig!

Shrek ist definitiv ein gute Laune Stück, das aber nicht komplett oberflächlich daher kommt, sondern immer wieder Nuancen von Tiefgründigkeit aufweist. Eine tolle Mischung aus "sich selber nicht so ernst nehmen" und "denk mal drüber nach"-Momenten. 

Am Ende gab es viel Beifall und jeder verließ - um ein paar Ohrwürmer reicher - sehr beschwingt den Saal. Die Oger-Ohren waren übrigens schon vor der Show komplett ausverkauft.

Ich kann das Stück auf jedenfall empfehlen. Ich hoffe, dass ich es bis zum Ende der Düsseldorfer-Spielzeit noch einmal in den Märchenwald schaffe. Mich würden vor allem Andreas Lichtenberger (Meine absolute Lieblings-Hairspray-Edna) und Jessica Kessler in den Hauptrollen interessieren. Aber wie und wer auch immer - Lasst euch mitreißen. Oger sind wie Zwiebeln - sie werden braun und müffeln - quatsch... sie sind VIELSCHICHTIG!
Amen :)



3 Kommentare:

  1. uui ich seh Shrek am 30.12 mit Andreas und Jessica bin total gespannt ^^

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  2. Freut mich richtig, dass du deine Berichte nun noch nachholst! :)

    Ich sehe viele Dinge ähnlich wie du, auch mir hat Shrek super gut gefallen und ich liebe den Humor des Stückes (und auch alles andere daran).

    Und wie immer findest du genau die richtigen Worte für alles. Ich liiiiebe einfach deine Art zu schreiben! Ich habe immer die größte Freude daran, deine Berichte zu lesen! :) "Sie hat dem Stück noch zusätzlich eine gewisse Lebkuchewürze verliehen" - richtig genial! Du hast wirklich ein Wahnsinnstalent fürs Schreiben und machst das so, so gut.

    Und mal noch so ganz nebenbei: Wie genial ist deine Einleitung bitte? Ich hatte das Hörspiel früher auch und habe daran sicher seit zehn Jahren nicht mehr gedacht und dein Bericht weckte gerade die reinsten Kindheitserinnerungen bei mir ... right in the childhood feels! Wirklich die perfekte Hinleitung zum Stück :)

    Danke für den tollen Bericht und ich freue mich schon darauf, wenn du die anderen Berichte aus der Pipeline schießt! :)

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  3. Ui, vielen Dank für das tolle Lob. Manchmal schießen mir solche Wortspiele oder Kindheitserinnerungen durch den Kopf und ich frage mich selber wie ich bitte gerade darauf komme... Dann schreibt es sich fast von alleine. Aber wenn mir keine zündende Idee kommt kanns auch schon mal länger dauern. Ich bewundere und beneide ja die Leute, "die immer können". Aber ich bemühe mich weiter, dass noch einiges aus der Pipeline schießt. Deine Worte könnten ein Katalysator sein... Denn es macht natürlich besonders Spaß, wenn man merkt, dass das Geschreibsel auch ankommt. Deshalb doppelt Danke für den Kommentar :)

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