Samstag, 17. April 2010

Ich gehör nur mir - Gala 2010, Oberhausen


Bei dieser Konzertreihe handelt es sich um eine Gala, die den Stücken von Michael Kunze und Sylvester Levay gewidmet ist. Zu hören sind Auszüge aus den Musicals:

- Elisabeth-
- Rebecca-
- Mozart-
&
- Marie Antoinette-

Elisabeth

Der erste Teil beschäftigt sich recht ausführlich mit dem Musical Elisabeth, dabei wurden die wichtigsten Stücke gesungen und interpretiert. Zwar gab es weder Kulisse noch Kostüme, doch wären Darsteller keine Darsteller, wenn sie nicht trotzdem Elisabeth-Atmosphäre schaffen könnten!!!! Da braucht es nur ein Klavier und einen kleine Tisch am Rande der Bühne und ganz viel Ausdruck in Spiel und Gesang und schon taucht man in die Welt der Kaiserin ein, obwohl es doch eigentlich "nur" ein Konzert ist. Unterstützend dazu erzählt Annika Firley Teile der Geschichte und spannt so eine Bogen zwischen den einzelne Liedern. Es war fantastisch! Man hatte das Gefühl eine Art Mini-Musical zu sehen und zwar auf sehr hohem Niveau! Ich finds unglaublich, wie wenig äußere Einflüsse notwendig sind, um etwas faszinierendes auf die Bühne zu bringen. Die Stage Musical übertrumpfen sich ja ständig an noch größerer, noch teurerer und aufwendigerer Kulisse - das ist einerseits großartig, aber dass es auch komplett ohne geht, hat mir dieser Abend gezeigt!

Lieder:  Wie du, Nichts ist schwer, Alle Fragen sind gestellt, Kein kommen ohne Gehen, Ich gehör nur mir, Milch, Wenn ich tanzen will, Die Schatten werden länger, Wenn ich dein Spiegel wär, Boote in der Nacht, Der Schleier fällt (Der letzte Tanz und Kitsch als Zugaben)

Elisabeth - Kristin Hölck
Kristin spielt mit Ausdruck und man nimmt ihr die junge, ungestüme "Sissi" genauso ab, wie die selbstbewußte Elisabeth zu der sie sich im Laufe des Stücks *äh* Konzerts verwandelt. Sie singt gut, leider fehlt mir in ihrer Stimme eine gewisse Tiefe und Wärme. Dafür kann Kristin nichts, es ist einfach Geschmackssache.

Franz Joseph - Patrick Stanke
Machen wir uns nichts vor - die Rolle ist ein wenig langweilig, aber Patrick hatte wieder Gold in der Stimme.  Zusammen mit Kristin sang er zwei wunderschöne Duette (Nichts ist schwer, Boote in der Nacht) - toll :) Hab beide "Franzerl" Teile noch selten so schön gehört - Fast schade, dass "Elisabeth, mach auf mein Engel" nicht zum Programm gehörte^^

Tod - Jan Ammann  
Grade bei seiner ersten Show in Oberhausen sahen wir eine sehr "kroloksche" Interpretation der Rolle des Todes. Jan wirkte etwas steif, vielleicht deshalb, weil er dem Tod eine etwas vampirische Einfärbung verpasste. Man merkt, dass er noch keine Zeit hatte sich wirklich in die Rolle einzufinden, auch wenn er natürlich wieder erstklassig gesungen hat. Der Tod steht ihm ansich gut, aber sollte er die Rolle häufiger spielen wäre es schön, wenn er ihr noch etwas Eigenes geben könnte! Toll war, dass er "Kein kommen ohne geh'n" gesungen hat, ein Lied, dass es (glaube ich) bisher nur in der japanischen Fassung gibt. Ein wirklich schöner Titel. Ein Highlight war außerdem, dass Jan in guter alter Todes-manier Elisabeth-Kristin bei "der Schleier fällt" von der Bühne getragen hat.
Jan & Sascha*

Lucheni - Ethan Freeman
Rampensau! Ethan ist ein toller Typ mit richtig Spaß an Rolle und Show! Toll ihn als very special Guest dabei zu haben!!!

Rudolf - Sascha Kurth
Als Newcomer wurde Sascha Kurth in der Rolle des Rudolf vorgestellt. Er spielte überzeugend und auch gesanglich hat er mir gut gefallen!

Erzählerin - Annika Firley 
Angenehme Stimme, ausdrucksstarke Erzählweise.


Rebecca:

Dem - in Deutschland derzeit noch eher unbekanntere Stück - Rebecca wurde leider nicht ganz soviel Platz eingeräumt worden. Jeder der 4 Hauptakteure sang ein Lied aus dem Stück.

Patrick Stanke - Zauberhaft natürlich
Hier handelte es sich um eine Deutschlandpremiere des neuen Rebecca Songs. Eine wunderschöne Ballade! Klar und ausdrucksstark vorgetragen. Zum dahin schmelzen :)

Sabrina Weckerlin - Zeit in einer Flasche
Gänsehaut! Lange mussten wir auf Sabrina warten, die im Elisabethteil leider keine Rolle hatte, aber als sie dann auf die Bühne kam, war ich gleich verzaubert. Sie besitzt Bühnenpräsenz und ihr "Zeit in einer Flasche" ist wundervoll und das trotz Erkältung!

Jan Ammann - Mein Gott, warum
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Jan sehr gerne die Rolle des Maxim de Winter spielen würde. Hoffentlich wird dies irgendwann der Fall sein. Dieses Lied -von ihm interpretiert- macht jedenfalls Lust darauf. Sehr kraftvoll und stark gesungen!!! Also: Pro Rebecca in Deutschland und pro Jan in der Rolle des Maxim de Winter :)

Kristin Hölck - Rebecca
Eben noch die junge Elisabeth und nun schon die intregante Haushälterin Mrs. Danvers. Sehr wandlungsfähig. Bei diesem Lied hat mich Kristin wirklich beeindruckt! Ganz in schwarz gekleidet mit aufgerissenen Augen jagt sie einem tatsächlich Schauer über den Rücken. Wirklich stark!
Kristin Hölck*


-Pause-


Der zweite Teil der Gala war mein Highlight schlechthin. Gesungen wurden hier Lieder aus Mozart und Marie Antoinette. Für sich genommen schon großartig, aber in dieser Besetzung einfach nicht zu überbieten.


Mozart:

Der Schwerpunkt des 2. Teils lag auf dem älteren der beiden vorgestellten Stücke, nämlich das um den berühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.
Auch in diesem Teil wurde die Geschichte in -stellenweise vielleicht etwas zu poetischen Worten zusammengefasst. Diesmal war Sascha Kurth der Erzähler.

Lieder: Ich bin Musik, Gold von den Sternen, Schließ dein Herz in Eisen ein, Der Prinz ist fort, Wie kann es möglich sein, Ich bleibe in Wien, Wie wird man seinen Schatten los, Dich kennen heißt dich lieben, Irgendwo wird immer getanzt, Musik die nie zu Ende geht, Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin, Gold von den Sternen (Reprise)

Wolfgang - Patrick Stanke
Er ist nicht nur Musik, sondern er ist Mozart! Die Rolle ist ihm sozusagen auf den Leib geschneidert. Er kann in der Rolle all seine Facetten zeigen. Sowohl darstellerisch als auch gesanglich phänomenal. Kein Wunder, dass das Ebertbad gekocht hat. Ich selbst hatte eine Dauergänsehaut und kann nicht die einzige gewesen sein, denn spätetestens bei "Wie wird man seinen Schatten los" gab es minutenlangen, tosenden Applaus und verdiente Standing Ovations. Er spielt den Pausenclown pefekt (Herrlich: Bei der Trauung mit Constanze versucht er verzweifelt, den Knopf am zu engen Jacket zu schließen... geht nicht... geknickt, ironischer Blick, leichtes stöhnen.). Ebenso den Rebellen und den verzweifelten Sohn (Bei "Warum kannst du mich nicht lieben wie ich bin" war er den Tränen nah - und ich auch). Er spielt das alles mit einer Intensität die einen packt und  nicht mehr los lässt! Ich will mich jetzt nicht in Lobhudelei verhäddern, aber besser gehts einfach nicht. PUNKT.

Annika & Patrick*
Nannerl - Annika Firley 
Die zweite Newcomerin, die an diesem Abend vorgestellt wurde. In der Rolle der Nannerl durfte sie nun auch gesanglich zeigen was sie kann. Auch sie hat mir sehr gut gefallen! 

Leopold - Ethan Freeman
Schon in Tecklenburg hat Ethan Mozarts Vater gespielt. Er passt sehr perfekt in diese Rolle. Ich hab mich total gefreut ihn endlich auch mal in dieser Rolle live auf der Bühne sehen und hören zu können.

Gräfin von Waldstätten - Kristin Hölck
Schön gesungen. Wie schon oben erwähnt liegt mir Kristins Stimme nicht ganz so, aber ihre Interpretation von "Gold von den Sternen" war fehlerlos und sehr gut. 

Graf Colloredo - Jan Amann
Die Rolle würde sicher ganz gut zu ihm passen. Sehr gut gesungen.

Constanze - Sabrina Weckerlin
Wundervoll! Zwei Lieder durfte sie als Constanze singen und bei beiden standen mir die Tränen in den Augen. Bei "Dich kennen heißt dich lieben" vor Rührung - Es war so schön, sie mit Patrick auf der Bühne zu sehen :) Bei "Irgendwo wird immer getanzt" vorallem vor lachen. Sabrinas Darstellung der genusssüchtigen Constanze Weber/Mozart war grandios. Perfekt täuschte sie jede menge Restalkohol vor und torkelte sehr überzeugend  über die Bühne (Sie hatte doch wohl nicht wirklich am Sekt genippt?!). Am Schluss veräppelte sie dann noch gekonnt das Publikum - Als schon wie wild applaudiert wurde, legte sie den Finger auf die Lippen um ein letztes mal zu "...und es wär doch zu Schad' einen Spaß zu versäumen" *hicks* anzusetzen. Großartig!


Marie Antoinette


Im Anschluss wurden noch einige Songs aus dem neuesten Stück von Kunze/Levay gesungen.

Ethan Freeman - Illusionen
Perfekt!

Kristin Hölck - Ich will leben
Irgendwer musste es ja machen - Aber meiner Ansicht nach passt sie nicht so richtig in die Rolle. Aber naja, sie hat ihr bestes gegeben und schlecht wars auch nicht. Aber nach Sabrinas betrunkener Constanze kam Kristin als lebenshungrige Marie einfach nicht nach....

Sabrina Weckerlin - Blind vom Licht der Kerzen und Ich weine nicht mehr 
Im Jahr zuvor war Sabrina in der Rolle des rebellischen Bettlermädchens Magrid Arnaud in Bremen zu sehen gewesen. Eine Rolle, die meiner Meinung nach sehr gut zu ihr passt und in der sie Gelegenheit hat zu zeigen was sie kann.
Gesanglich sind beide Stücke sehr anspruchsvoll. Da Sabrina in Oberhausen gesundheitlich etwas angeschlagen war, musste sie bei "Ich weine nicht mehr" ziemlich gegen die versagende Stimme ankämpfen. Sie hat das sehr, sehr tapfer getan und bis zum Schluss alles gegeben, so dass man kaum etwas von der Erkältung merkte. Erst bei dem letzen "Wir sagen NEIN" fehlten ihr Luft und Kraft, weil die Stimme nun doch einen Abgang machen wollte. Es ging wirklich unter die Haut, weil man am Ende als Sabrina auf den Knien auf der Bühne kauerte nicht ganz sicher war, ob sie nun als Rolleninterpretation zusammengebrochen ist, oder weil es sie selbst soviel Kraft gekostet hat, dieses Lied zu singen. Jedenfalls hat sie mir wahnsinnig imponiert und den anderen im Publikum erging es wohl ebenso. Standing Ovations, tosender Applaus und eine sichtlich gerührte Sabrina, die Fix und Alle wirkte, aber auch glücklich und überwältigt von der Reaktion des Publikums. Bei einer anderen Show schwärmte sie noch immer von der großartigen Stimmung im April im Ebertbad - zu Recht! :)

Sabrina*
Patrick & Kristin - Gefühl und Verstand
Das Lied hat Herr Stanke mal wieder mit einem sympathischen Texthänger gewürzt! Fürchterlich charmant - so dass das Publikum total begeistert von dem Patzer war. Einen Monat später in Essen saß der Text (wieder) und es war nur halb so schön ;-) Aber mal ehrlich... wieso immer grade bei Liedern, die zu seinem Standard-Repertoire gehören? :-) :-)


Patrick & Sabrina - Jenseits aller Schmerzen
Im Anschluss an "Ich weine nicht mehr". Sabrina musste sehr deutlich mit ihrer Stimme kämpfen, die sich nun endgültig verabschieden wollte. Dafür hat Patrick wieder für zwei gesungen :)


Zugaben

Jan Amann - Der letzte Tanz
Ethan Freeman - Kitsch
Alle - Gold von den Sternen
Ethan*

Last but not least

Nicht unerwähnt bleiben soll auch die wieder einzigartige Leistung am Klavier von Marina Komissartchik, die es schafft ein ganzes Orchester zu ersetzen.
Außerdem sorgte der Chor "Ruhr-Pott-Purie" bei vielen Liedern für die richtige Stimmung und sollte hier lobend hervorgehoben werden.

Mein Fazit lautet: Es war ein rundum gelungener Abend mit außergerwöhnlich starken Künstlern. Nicht einfach ein Konzert, sondern ein echtes Erlebnis, an das ich mich immer gerne erinnere. Da hat SOM wirklich mal wieder etwas ganz tolles auf die Beine gestellt. Weitere Termine stehen schon fest und ich bin gerne, gerne wieder dabei!!


*Quelle der Photos: Sound of Music

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen