Freitag, 3. Juni 2011

Die Päpstin, Fulda (Premiere 2011)

Eine Welturaufführung - und auch für mich war es eine Premierenpremiere. Deshalb muss ich wohl ein bißchen ausholen und meinen Bericht schon vor dem Aufgehen des Vorhangs beginnen.

Die Sonne strahlte vom hessischen Himmel und es versprach ein Bilderbuchtag in Fulda zu werden. Genau das richtige Wetter für einen Sektempfang auf dem roten Teppich. Und so war schon am frühen Abend rund um das Schlosstheater jede Menge Trubel und viele Premierengäste genossen die Spannung vor dem Start des neuen Muscials von Spotlight.
Als Ehrengast war auch Donna W. Cross, die Autorin der Buchvorlage zur "Päpstin" Premiere geladen und freute sich wie alle anderen Besucher auf das Stück. Auf dem roten Teppich tummelte sich viel Lokal-Prominenz und auch der ein oder andere Darsteller-Kollege und Freund war dort zu finden.
Ein klassisches Musiker Ensemble sorgte für die musikalische Untermalung während die Presse Fotos machte. Gegen acht Uhr, nachdem das Publikum im Saal Platz genommen hatte, erklomm Peter Scholz (Produktionsleitung) die Bühne und hielt eine kurze Ansprache... und dann ging es los!



Bühne und Kulisse
Eiderdaus! Wer hat schon Spotlightproduktionen gesehen? Ihr werdet erstaunt sein!! Im Gegensatz zu den eher spartanischen Bühnenbildern der "Bonifatius" und "Elisabeth-Legende einer Heiligen" Produktionen, hat man diesmal anscheinend keine Kosten und Mühen gescheut und eine tolle Kulisse gezaubert. 
Die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen verlaufen mit Hilfe einer drehbaren Bühne und verschiebbaren Treppenelementen fließend. Auch Licht und Nebeleffekte werden geschickt eingesetzt, sodass sich insgesamt ein sehr imposantes Bühnenbild ergibt. Damit hätte ich gar nicht gerechnet und war wirklich begeistert. Guckt euch hierzu auf jedenfall die Fotos von Osthessen-News an - den Link dazu hab ich unten unter "Links" eingestellt!


Kurz zum Inhalt des Stücks
Das Buch ist ein Bestseller und vor ein-zwei Jahren konnte man auch schon Johanna Wokalek als Päpstin im Kino sehen. Nun hat sich also "Spotlight Musicalproductions" des Stoffs angenommen und ihn in enger Zusammenarbeit mit der Autorin auf die Bühne des Schlosstheaters gebracht.
Auch die Bühnenfassung hält sich handlungsmäßig recht eng an die Vorlage.
Als Tochter eines Dorfpriesters hat Johanna nicht die besten Chancen es im Leben zu etwas zu bringen, aber sie ist wißbegierig und intelligent und als ihr ein Platz an der Domschule in Dorstadt angeboten wird, ergreift sie ihre Chance und begleitet ihren Bruder auch gegen den Willen des tyrannischen Vaters dorthin. Sie wird älter, verliebt sich in Gerold - doch aus dieser Liebe kann nichts werden, denn Gerold ist bereits verheiratet. Nach sehr dramatischen Ereignissen geht Johanna nach Fulda ins Mönchskloster, wo sie sich als ihr Bruder Johannes ausgibt und Medizin studiert.
Als Leibarzt des Papstes gewinnt sie an Macht und Stellung. Niemand ahnt, dass sie in Wirklichkeit eine Frau ist und so soll sie nach dem Tod des Papstes allen Widersachern zum Trotz - dessen Rang einnehmen.

Inszenierung und Musik
Die Geschichte wurde größtenteils sehr gut umgesetzt. Natürlich müssen Handlungsstränge gestrafft werden und Szenen wegfallen - immerhin umfasst die Buchvorlage fast 600 Seiten. Da verwundert es niemanden, dass der Rotstift angesetzt werden musste. Dies hat man meiner Meinung nach aber sehr geschickt gemacht. So wurde das Stück weder zu langatmig, noch hatten man das Gefühl durch die Handlung gejagt zu werden.
Ich persönlich hätte mir vielleicht ein, zwei Ensemble-Tanz-Nummern weniger gewünscht - einfach, weil sie nicht so mein Fall sind und manchmal etwas aufgesetzt wirken - und dafür am Ende etwas mehr Raum für die Beziehung zu Gerold sowie Johannas Werdegang als Kirchenoberhaupt gelassen. 
Auch die Wahl zum Papst kam für mich ein bißchen zu überraschend aus dem Nichts. Es ist lange her, dass ich das Buch gelesen habe und weiß nicht mehr genau, wie es dort verlaufen ist. Im Musical ist Johanna eingesperrt und am Boden zerstört und dann wird ihr mitgeteilt, dass sie der neue Papst ist. Dieser Handlungsverlauf ging mir persönlich ein bißchen zu schnell. Aber während ich noch "Nee..." dachte, war ich auch schon wieder von dem Geschehen auf der Bühne gefangen genommen, denn kurze Zeit später folgte mein Highlightlied des Abends - Aber dazu später mehr.
An der Musik erkennt man häufig aus welcher Feder ein Stück stammt. So ist auch hier deutlich die Handschrift von Spotlight Produktions erkennbar. Wie schon bei "Elisabeth, die Legende einer Heiligen" gibt es wunderschöne Balladen, die Sabrina Weckerlin mal wieder auf den Leib geschrieben worden zu sein scheinen. Da ist Gänsehaut garantiert - aber ich will mal nicht vorgreifen - denn ich sage gleich noch was zu den Darstellern.


Am Anfang gab es ein paar Schwierigkeiten mit dem Ton - So war die kleine Johanna bei uns vorne zwar gut zu verstehen, jedoch war das Mikro ihrer Mutter um ein vielfaches lauter eingestellt, sodass das Lautstärkenverhältnis nicht so richtig gepasst hat. Nach und nach wurde es aber besser und ich hoffe sehr, dass das Theater das Ton-Problem vollständig in den Griff bekommt.
Wie auch schon bei den Vorgängerproduktionen wird leider auch hier wieder auf ein Live-Orchester verzichtet. Ich finde das sehr schade, aber da die Darsteller sehr überzeugend sind, kann ich das natürlich verzeihen.

Darsteller
Da hat sich Spotlight wieder wirklich große Namen auf die Bühne geholt. Schon die Cast macht Lust darauf sich das Stück anzugucken. Bei der Premiere gab es ein paar kleiner Verhaspler, die sich in "null komma nichts" eingespielt haben werden.

Johanna (Päpstin) - Denise Süß und Sabrina Weckerlin
Diesen Abschnitt des Berichts hab ich mir bewußt bis zum Schluss aufgehoben - frei nach dem Motto... Das Beste kommt am Ende! Sabrina Weckerlin stand von Anfang an als Päpstin fest und man hatte sie sicher auch schon vorher für diese Rolle im Auge, da sie schon häufiger bei Spotlight gespielt hat. Jedenfalls merkte man deutlich, dass sie und die Rolle viel Zeit hatten zu wachsen. Klingt jetzt komisch... Was ich sagen will: Sabrina hatte Zeit sich in die Rolle einzufühlen und gleichzeitig hatte man die Chance die Rolle auf sie zuzuschneiden. Kurz und gut: Sie ist ein Traum! Ausdrucksstark wie eh und je und eine Stimme, die einem das Herz erwärmt.
Mein besonderes Highlight war das Lied "Das bin ich", das sie kurz vor der Papst-Krönung singt. Zunächst im Zweifel, ob ihre Entscheidung richtig ist, die Wahl anzunehmen, wird sie nach und nach immer sicherer und erkennt ihre Berufung. Ich hatte wirklich eine meterhohe Gänsehaut, weil es ein sehr emotionaler Moment war, bei dem auch Sabrina die Tränen in den Augen standen. So bekam sie verdientermaßen auch den lautesten und längsten Schlussapplaus. Vielleicht nur getoppt von der kleinen Johanna (Denise Süß), die mit ihren 10 Jahren sehr überzeugend spielte und mit sichtlichem Spaß bei der Sache war.

 

Gerold - Mathias Edenborn
Gerold nimmt Johanna als Kind in seine Familie auf, da sie nicht mit den anderen Jungen im Internat der der Domschule wohnen kann. Als Johanna älter wird verlieben sich die beiden ineinander - Doch ihre Liebe hat keine Zukunft und wird Johanna letztendlich zum Verhängnis.
Ob als Radames in Aida oder als Fiyero in Wicked - Jedesmal lautete mein Fazit bezüglich Mathias Edenborn: Er war wirklich gut, aber andere gefallen mir in den jeweiligen Rollen besser. Diesmal konnte ich mir seine Performance ganz unvoreingenommen ansehen, denn diesmal gibt es keinen anderen Gerold zum Vergleich. Mir hat er wirklich gut gefallen - Es gab ein herzergreifendes Solo von ihm *bravo* und im gesanglichen Schlagabtausch mit Christian Schöne konnte er sich ebenfalls sehr gut behaupten.
Das Liebesduett mit Johanna war irgendwie... wicked, aber wunderschön. Wie schon oben erwähnt hätte ich seine Rolle gerne etwas größer gesehen.

Anastasius - Christian Schöne und Arsenius - Jogi Kaiser
Anastasius kommt aus einer reichen römischen Familie, ist machthungrig und davon besessen selber Papst zu werden. Auf den Rat seines Vaters Arsenius integriert er gegen Papst Sergius und schon bald auch gegen Johanna. Verkörpert wird er von Christian Schöne, der ein Abo auf die fiesen Rollen hat. Aber die nimmt man ihm auch wirklich ab. Möglicherweise hätte ich angst ihm im Dunklen zu begegenen. 
Und vereinzelte Buh-Rufe gab es beim Schlussapplaus auch. Das ist für Bühnenfieslinge aber eher als Kompliment zu betrachten. Seine Rolle hat er ausgezeichnet gespielt und glaubhaft rübergebracht. Gesanglich gibts auch nichts zu meckern. Das Zusammenspiel mit Jogi Kaiser alias Arsenius ist meiner Meinung nach noch ausbaufähig. Beide haben nicht immer perfekt harmoniert, was aber bei der ersten Vorstellung nicht weiter tragisch ist. 

Gudrun/Marioza - Isabel Dörfler
Als Gudrun spielte Isabel zu Beginn Johannas Mutter, die ein sehr inniges Verhältnis zu ihrer Tochter. Von ihr erfährt Johanna von den heidnischen Kräften, die ihr fortan genauso wie die heilige Katharina schützend zur Seite stehen und ihren Lebensweg begleiten.
Später übernimmt Isabel die Rolle der Marioza, der Cesarin von Rom, die im Hurenhaus die Fäden in der Hand hält. 
In beiden Rollen hat mir Isabel sehr gefallen und auch ihre Stimme mochte ich sie sehr.

Johannas Vater/Papst Sergius - Norbert W. Conrads
So nett wir er auf dem Bild erscheint ist Johannas Vater nicht wirklich. Als Kind hätte ich bestimmt angst vor ihm gehabt - Seine Darstellung des tyrannischen Vaters war ziemlich überzeugend und das Lied "Wechselbalg" wird schnell zum Ohrwurm.


Norbert Conrads ist doppelt besetzt. Denn kurz nachdem der Vater gestorben war, tauchte er zwar krank und leidend, aber doch lebendig als Papst Sergius wieder auf der Bühne auf. Die Szenen kamen relativ schnell hintereinander. Er war in beiden Rollen sehr stark und hat beiden Personen den nötigen Ausdruck verliehen.
In anderen Produktionen (Elisabeth, Legende einer Heiligen oder Jekyll & Hyde) konnte er zwar gesanglich besser zeigen was er drauf hat, aber auch bei der Päpstin hat er mir gesanglich - vorallem aber darstellerisch gefallen.

Johannes/Ensemble - Johannes Uth und Matthias Bollwerk
Askulapius - Daniele Nonnis
Rabanus/Fulgentius - Dietmar Ziegler
Richhild - Eveline Suter
Lothar/Thomas - Markus G. Kulp


Fazit:
Eine gelungene Premiere, ein begeistertetes Publikum, ein Produktion mit viel Herzblut und großartigen Darstellern. Ich bin sehr froh dabei gewesen zu sein! Im Juli werde ich mir das Stück nochmal ansehen und freu mich schon drauf.

**********

After-Show Party:
Nach der Show durften alle Premierengäste noch zur Premieren Party im Foyee bleiben und bis tief in die Nacht feiern. Es gab ein Buffet und Getränke und ein DJ legte Musik auf.
Gegen halb eins kamen die Darsteller noch zum Plausch mit Presse und Publikum.
Alle wirkten sehr erleichtert und freuten sich sichtlich über die gelungene Premiere und die vielen positiven Rückmeldungen.
Ich kann mich nur anschließen - mir hat der ganze Abend viel Spaß gemacht!

Merchandise:
- Programmheft 8 €
Das Programmheft lohnt sich wirklich! Es ist ziemlich umfangreich und beinhaltet viele, viele tolle Fotos. Kein Vergleich zu den fast doppelt so teuren Stageheftchen, die zu 50 % aus Werbeanzeigen bestehen. Hier kriegt man wirklich was für sein Geld. Das Programm ist eine schöne Erinnerung und seinen Preis wert!

- CD 15 €
Die CD gibt es derzeit nur im Theater. Sie umfasst 18 Lieder und hat eine Laufzeit von knapp 80 Minuten. Im Booklet findet man neben der Synopsis auch alle Liedtexte und eine Aufzählung der Cast. Ebenfalls eine Kaufempfehlung.

- Sonstiges
Ansonsten gibt es noch allerlei Kram mit dem aufgedruckten Päpstin-Logo - Taschen, Beutel, Regenschirme, Tassen, T-Shirts und so weiter. Alles bezahlbar, also lohnt sich ein Gang zum Merchandise-Stand durchaus!

Links:
und noch eins

11 Kommentare:

  1. Danke für den Bericht
    ich freu mich schon auf Juli<3

    bis samstag ;)

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  2. Ich freue mich schon sehr! :-)

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  3. Ich kenne Fulda nicht, ich kenne die Darsteller nicht, das Buch hab ich vor ner halben Ewigkeit gelesen, aber dein Bericht ist toll! Wenn es mal wieder nicht so weit weg wäre ... ;-)

    ~ A.S. :-)

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  4. Fulda und Darsteller sind es definitiv Wert kennengelernt zu werden :)

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  5. Mal wieder ein sehr schöner Bericht, vielen Dank! Premieren sind schon was ganz besonderes und Welturaufführungen wahrscheinlich erstrecht.

    Was du vom Stück erzählst, klingt echt super und ich freu mich schon, das in knapp 4 Wochen auch zu sehen :)

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  6. "Die Päpstin" als Musical...cool :) Vielleicht lasse ich mich doch irgendwann dazu hinreißen mit dir ein Musical zu besuchen ;)
    Pro Merchandise Produkte!!!

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  7. liebe nanni,
    ich nehm dich gerne mal mit :-) vielleicht finde ich ja das passende für dich. ich kanns nicht so richtig einschätzen, was dir gefallen würde. aber ich denke drüber nach :)
    lg

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  8. Jetzt habe ich es auch gesehen und ich finde es großartig!
    Mir haben alle Darsteller sehr gut gefallen...man wurde richtig mitgerissen (hätte die kleine Johanna am liebsten von der Bühne geholt, um sie zu beschützen *g*)!

    Die Ensemble-Stücke fande ich alle gut, so als Auflockerung zwischendurch. ;-)
    Die Szene im Gefängnis geht allerdings wirklich zu schnell, ich habe schon überlegt "Was kommt denn jetzt?" und dann war sie schon Papst.

    Sehr empfehlenswert!

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  9. Ich will doch "König der Löwen" sehen :) Oder was rockiges!!! ;)
    Übrigens kommen im Herbst die Beatsteaks nach Siegen. Da kommste mal zu mir und wir gehen zusammen hin :)

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  10. das klingt super, nanni!!! dann sag frühzeitig bescheid - ich hab son vollen terminkalender, aber ich würde gerne mit dir die beatsteaks rocken :)
    lg

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  11. 12. November :)
    Das wäre soooooooooo cool :) :)

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