Samstag, 24. Januar 2015

Ghost, Frankfurt




Liebes English-Theatre,

ich schreibe Dir, weil ich einfach mal DANKE sagen will.
Du bist ein wirklich schönes kleines Theater im Herzen von Deutschland. Man kommt rein und fühlt sich gleich wohl.
Wer dich gebaut hat, hat sehr viel richtig gemacht. Ansteigende Reihen sorgen für einen guten Blick auf die Bühne, ganz egal wo man sitzt. Du bist nicht groß, hast aber viel zu bieten. 
Ich habe dich nun zweimal besucht und bin jedes Mal begeistert gewesen. Wenn man bei dir ist, fühlt man sich als wäre man im Urlaub (Was in meinem Fall ja in ca. 68,89 % der Fälle „London“ heißt).
Bei dir kann man Musicals in der englischer Originalsprache erleben, was vielen Stücken gut tut und uns in den Genuss kommen lässt tolle Darsteller aus dem englischsprachigen Ausland erleben zu dürfen.

Bei Spring Awakening hast du mich mit frischen, unverbrauchten und vor allem spielfreudigen „jungen Wilden“ bekannt gemacht, denen ich später zum Teil im West End wieder begegnet bin und die ihren Weg gehen werden.

Und nun hat die Cast von „Ghost“ mein Herz erfreut und es gebrochen. Holy Shit: Liebes English-Theatre: Was hast du mir da „angetan“? Du hast mich in eine Achterbahn gesetzt und – wie Molly - von himmel-hoch-jauzend zu zu-tode-betrübt hin und her und wieder zurück katapultiert. Ich habe gegrinst und gelacht und mich gefreut, weil Sam und Molly so glücklich waren. Nach Sams Tod habe ich mit Molly gelitten. Sie ließ mir keine Wahl. Ihr „With You“ war einer der emotionalsten Frauen-Songs die ich bisher auf einer Musicalbühne gehört habe. Bitte richte Hannah Grover aus, dass ihre Interpretation dieses Liedes für mich ein sehr, sehr bewegender Moment war. Sie taucht vollkommen in das Lied und in das Gefühl von Verlust und Trauer ein, sie lässt ihre Stimme schwanken und brechen. Sie singt tränenerstickt und lässt ihren Gefühlen freien Lauf. Das können nur wirklich starke Sänger: So loslassen – und nicht „schön“ zu interpretieren, sondern emotional. Mich hat es beeindruckt und war für mich das Highlight unter vielen anderen Highlights. 
Man sagt ja normalerweise „Wo Licht ist, ist auch Schatten“, aber wo ist der Schatten denn bitte versteckt? Da muss man aber schon auf sehr hohem Niveau jammern, wenn man irgendetwas auszusetzen haben will. Lass mich noch mal nachdenken. John Addison – nein, besser hätte man kaum spielen oder singen können. Emotion, Witz und Gefühl: Sam ist eindeutig kein Schatten, sondern Licht. Oda Mae alias Claudia Kariuki: Licht! Ich habe mich köstlich über sie amüsiert und ihrer schönen, vollen Powerstimme gerne zugehört. 
Aaron Sidwell geht als Carl zwar später nicht ins Licht und ist in diesem Stück „der Böse“, aber bestell ihm bitte ebenfalls schöne Grüße – er hat toll gespielt und ich mochte ihn auch gesanglich gern. Ich weiß ja, das ist alles nur Spiel („Yes we’re playing just a numbers game, every second the numbers change” *sing*). Immer noch kein Schatten in Sicht. Ich glaub ich such mal unterm roten Kühlschrank – nee auch nichts. Und auch das Ensemble passte gut ins Gesamtbild, deshalb such ich jetzt nicht weiter – Ich habe schlicht NICHTS zu meckern!
Am allerwenigsten über die Musik, denn die ist sehr eingängig. Komm, gib es zu! Du kannst dich auch nicht satt daran hören, oder? Du freust dich sicher ebenso wie das Publikum, wenn der spielfreie Montag rum ist und du endlich wieder den Ohrwürmern aus Ghost in dir wiederhallen hörst. (Schade, dass du diesmal keine Live-CD im Angebot hast. Das ist ein kleiner Wermutstropfen, aber so werde ich dann wohl mal wieder die London-Cast CD aus dem Schrank ziehen müssen).

Liebes Theater, du kannst wirklich stolz auf die aktuelle Produktion sein, denn sie kann alles was die Originalproduktion im West End konnte und noch mehr! Natürlich sind eure Kulissen nicht ganz so technisch aufwendig, wie die im Piccadilly Theatre in London, aber den Bühnenaufbau hast du mit so viel Geschick und Einfallsreichtum gestaltet, dass es mir sogar viel besser gefallen hat. In London hatte mich das Übermaß an Technik und Aufwand fast erschlagen. Bei dir in Frankfurt passte das Verhältnis von Kulisse, Darstellern und Gefühl perfekt zusammen. Wie schon bei Spring Awakening sind es vor allem die kleinen, feinen Ideen, mit denen du mich um den Finger gewickelt hast. English Theatre: Du hast wieder ganze Arbeit geleistet und uns Zuschauern einen perfekten Musicalabend beschert. Das darfst du gerne wieder tun, denn ich würde mich gerne erneut mit dir verabreden.

Ende Februar hätte ich wieder Zeit und komme dich nochmal besuchen. Ich bin sicher, wir werden uns wieder gut verstehen!

Viele liebe Grüße
und mach bitte weiter so,

Deine Nachtschwärmerin

PS: Ich hab doch was zu meckern - aber zuck nicht gleich zusammen... Ich hab ein Foto beigefügt: Das Plakat, das an dir dran hängt sieht irgendwie nach 50 Shades of Grey aus. Bei dem Gedanken wird mir ganz gruselig, aber ich komme schon damit klar... 


Links zu...
Spring Awakening, Frankfurt  

Besetzung:
John Addison - Sam Wheat
David Allwood - Minister
Jonathan Bourne - Hospital Ghost
Katrina Dix - Ortisha 
Hannah Fairclough - Louise
Hannah Grover - Molly Jensen
Raquel Jones - Clara
Claudia Kariuki - Oda Mae Brown
Fergal McGoff - Subway Ghost
Marios Nicolaides - Willie Lopez
Aaron Sidwell - Carl Bruner
Biancha Szynal - Mrs. Santiago

1 Kommentar:

  1. Ein Film sagt mehr als alle Worte:
    https://www.youtube.com/watch?v=Wwcd5u-S-Eo

    AntwortenLöschen