Freitag, 15. Juni 2012

Hair, Wuppertal

Vorweg:
  • Ich liebe Hair (und hab es schon in verschiedenen Produktionen gesehen).
  • Ich mag das kleine, gemütliche Tic-Theater in Wuppertal-Cronenberg und
  • Patrick Stankes Inszenierung von "Der kleine Horrorladen" fand ich durchaus sehenswert.
Deshalb darf ich jetzt auch mal etwas verhaltener sein. Woran das liegt hat mehrere Gründe...

Hair ist für mich ein Gute-Laune-Stück. Das Wichtigste dabei ist ganz sicher nicht die Handlung, denn die existiert weder in der Bühnen noch in der Film-Fassung wirklich. Was Hair ausmacht ist vorallem die Stimmung (und in diesem Zuge natürlich auch die Stimmen der Darsteller). Dafür bedarf es nicht unbedingt einer großen Bühne, auch wenn es mir am Broadway wirklich ausgesprochen gut gefallen hat! Ich hab auch schon kleinere Inszenierungen mit viel Charme gesehen, bei denen der Funke sofort übergesprungen ist.
Der Abend in Wuppertal hat mir allerdings gezeigt, dass es auf ganz kleinem Raum dann irgendwie doch nicht so richtig geht.
Die kleine Tic-Bühne wirkte mit den 9 Darstellern leider oft sehr überfüllt. Zwar wurde der Eindruck ein bißchen durch eine im Hintergrund installierte Leinwand abgemildert, auf der verschiedene Fotos oder Videos die jeweilige Szenerie unterstützten. Trotzdem hätte dem Geschehen auf der Bühne ein bißchen mehr Platz bestimmt gut getan.


Doch die Beengtheit war nicht der einzige Grund, warum ich diesmal leider nicht ganz so begeistert bin. Wie schon erwähnt: Das Stück lebt von den Songs und der Stimmung die sie vermitteln. Es macht nichts aus, ob nun die "normale" Bühnenfassung gespielt wird - oder wie hier: die etwas abgewandelte Filmfassung. 
Doch die Lieder auf deutsch zu hören wirkt auf mich sehr fremd. Einen ersten Eindruck von der Übersetzung hab ich Anfang Mai bekommen, als ich Hair in der Inszenierung des Landestheaters Detmold gesehen habe. Dort jedoch wurden nur ein paar Songs auf deutsch gesungen, die wichtigsten Lieder (Aquarius, Hair, Good Morning Starshine, Let the sunshine in und andere) aber wurden entweder auf englisch oder als Sprachmix präsentiert. Das Tic Theater Cronenberg hat sich in seiner Fassung für eine rein deutsche Version entschieden. Vielleicht liegts ja an mir, aber ich kann mich einfach nicht so richtig damit anfreunden.

Überragende Darsteller hätte vielleicht noch etwas rausgeholt. Leider muss ich sagen, dass ich hier auch nicht komplett überzeugt war. Die Besetzung war okay, teilweise gut, aber richtig beeindruckt hat mich leider niemand.

Insgesamt war es für mich deshalb ein eher durchwachsener Abend. Die Inszenierung von Patrick Stanke hatte ein paar wirklich schöne Ideen (allen voran die Videoeinspieler um den Zeitgeist hervorzuheben), doch ingseamt schienen Mittel und Möglichkeiten sehr begrenzt gewesen zu sein. Im Gegensatz zum "Kleinen Horrorladen" im letzten Jahr, von dem ich wirklich begeistert war, hat mich Hair diesmal nicht so überzeugt.  
Doch das heißt nicht, dass die eingangs erwähnten 3 Punkte keine Gültigkeit mehr hätten. :-) Es bleibt dabei, dass ich gerne im Tic Theater bin, dass ich Hair sehr mag und dass Patrick Stanke mit dem kleinen Horrorladen bewiesen hat, dass er nicht nur als Darsteller erfolgreich sein kann.


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