Natürlich wollten wir Ghost sehen. Ich ziehe den Bericht dazu mal vor, weil ich weiß, dass es viele Leute ebenfalls interessiert. Es ist eins der neusten Musicals im WestEnd und mit Sicherheit eins, dass von sich reden macht!
Plätze:
Es ist nicht ganz leicht Karten dafür zu bekommen. Bzw. sagen wir es anders: Man kann zwar Tickets kriegen (auch am selben Tag noch), aber sie sind vergleichsweise teuer – Da sie nur „Full Price“ verkauft werden. Um im Budget zu bleiben, mussten wir leider mit dem Upper Circle (2. Balkon) vorlieb nehmen. Wir saßen dort in der 2. Reihe, aber ich rate jedem mit Höhenangst, dass möglichst nicht zu tun. Verdammt hoch da oben und sehr steil ansteigend, da kann einem schnell schwindelig werden.
Von unseren Plätzen waren wir aber doch recht nah dran. Zu nah wäre ebenfalls nicht empfehlenswert, weil man bei diesem Stück mehr als in anderen Stücken einen gewissen Überblick braucht. Ich schätze, die perfekten Plätze sind auf dem Dress Circle (1. Balkon) in der ersten Reihe, in der Mitte. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Nicht nur, dass die Karten teuer wären – das Theater war auch zu ca. 98% ausgebucht, würde ich schätzen.
Ich komme noch drauf zurück, warum man einen gewissen Abstand von der Bühne braucht, aber erstmal zur Geschichte:
Viele kennen wahrscheinlich den Film mit Patrick Swayze und Demi Moore. Für alle anderen fasse ich nochmal kurz zusammen...
Das frisch verliebte Paar Sam und Molly ziehen in eine neue Wohnung in New York und wollen sich ein gemeinsames Leben aufbauen. Molly ist Künstlerin, Sam arbeitet in einer Bank. Alles scheint perfekt. Doch nach einem romantischen Abendessen in Little Italy wird das Paar überfallen und Sam stirbt bei dem Kampf um seine Geldbörse.
Doch er will die Welt nicht verlassen, bleibt als Geist zurück und wacht über Molly. Dabei findet er heraus, dass sein bester Freund und Arbeitskollege Carl den Überfall geplant hatte um seine illegalen Millionengeschäfte in der Bank zu vertuschen. Nun fürchtet Sam auch um Mollys Leben, doch er kann sich nicht verständigen – bis er auf das Medium Oda Mae Brown stößt, die ihn hören, aber nicht sehen kann...
Inszenierung/Bühnenbild:
Ich hab noch nie ein Musical gesehen, dass derart aufwendig ausgestattet wurde. Ich weiß gar nicht so genau wo ich anfangen soll.
Die verschiebbaren Außenwände der Bühne dienen als Projektionsleinwände, die häufig für Außenszenen genutzt werden – um z.B. die Skyline darzustellen.
Dadurch wird das Bühnenbild sehr variabel und es können eine Vielzahl verschiedener Orte gezeigt werden. Auch ansonsten hat man nicht an Kulisse gespart. Ich konnte nicht mitzählen an wievielen verschiedenen Orten man sich befand, aber ich weiß noch, als plötzlich Carls Büro samt Bücherwand auftauchte, dass ich dachte: Meine Güte nochmal^^
Alles technisiert, alles sehr perfektionistisch gestaltet... Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. Am meisten hat mich die U-Bahnszene beeindruckt in der Sam einen Geist aufsucht, der dort „lebt“ um sich von ihm beibringen zu lassen wie man Gegenstände bewegt. Unglaublich gut gemacht. Man hat tatsächlich teilweise das Gefühl, dass U-Bahnen durchrauschen.
Wie gesagt auch sonst wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um perfekte Illusionen zu schaffen. Sam kann durch Dinge hindurch fassen, er kann sogar durch Wände gehen und am Ende wird er immer Durchscheinender und verschwindet Richtung Himmel. Da kann einem schonmal der Mund offen stehen bleiben.
Gleiches gilt für die Cast.
Im Grunde ist es ein vier Personen Stück. Das Ensemble ist im Grunde zu vernachlässigen, da sie – mehr als in anderen Stücken eher unwichtige Statisten waren, die – wenn man es Streng nimmt – als Bühnenfüller agierten. Trotzdem waren alle Rollen gut besetzt, doch muss man eindeutig die Hauptrollen hervorheben.
Sam Wheat – Richard Fleeshman
Sehr gut aussehend, ein sehr vernehmliches Raunen ging durch das gesamte Theater, als er sein T-Shirt auszog. Aber worauf es vorallem ankommt: Eine unglaublich schöne Stimme, bei der man Gänsehaut kriegen kann.
Molly Jensen – Caissey Levy
Anders als im Film hat Caissey als Molly keine schwarze Kurzhaarfrisur, sondern im Gegenteil: blonde Locken. Sie wirkte sehr natürlich und mir hat es gefallen, dass sie eben kein Demi Moore Double war, sondern ihre eigene Persönlichkeit auf die Bühne brachte. Ebenfalls eine tolle Sängerin, mit einer grandiosen Stimme. Die Mimik konnte man von unseren Plätzen aus nur erahnen, aber durch ihre Körperhaltung und Sprechweise hat sie sehr glaubhaft rübergebracht welche Gefühle in ihr vorgingen.
Oda Mae Brown – Sharon D. Clarke
Es ist mit Sicherheit nicht leicht in Whoopie Goldbergs Fußstapfen zu treten, aber Sharon D. Clarke hat keine Wünsche offen gelassen. Sie hat eine tolle Gospel- / Soulstimme auch von ihrer ganzen Erscheinung und Spielweise war sie Frau Goldberg ebenbürtig. Schön waren vorallem die Dialoge, die sie mit Sam führt, den keiner außer ihr hören kann und nicht zu vergessen, die Szene in der sie 10 Millionen Dollar reicher ist und das Geld dann doch wieder abgeben muss. Toll gespielt.
Carl Bruner – Andrew Langtree
Vermutlich die Rolle, die am ehesten austauschbar gewesen wäre, auch wenn sie wirklich gut besetzt war. Andrew schafft es den Bösewicht glaubhaft rüber zu bringen. Mitunter tut er einem sogar ein bißchen leid. Auch seine Parts sind perfekt gesungen.
Musik und Songs:
Ich kann jedem die Cast-CD ans Herz legen um sich selber von den Gesangsqualitäten der Cast zu überzeugen. Außerdem sind für das Stück wirklich schöne Lieder geschrieben worden. Auch „Unchained Melody“ darf natürlich nicht fehlen. Dieses Lied wurde im Stück allerdings ein bißchen anders verwendet, was dem Ganzen aber nicht die Intensität nimmt – Keine Sorge.
Insgesamt hat man sich beim Stück sehr stark an dem Film orientiert, hier und da aber ein paar Änderungen vorgenommen. Der Film spielt in den 80er Jahren, was man dem Stück aber nicht anmerkt. Die Geschichte ist eh eher zeitlos, aber meiner Meinung nach hat man sie an verschiedenen Stellen doch etwas aufgepeppt.
Insgesamt hat man sich beim Stück sehr stark an dem Film orientiert, hier und da aber ein paar Änderungen vorgenommen. Der Film spielt in den 80er Jahren, was man dem Stück aber nicht anmerkt. Die Geschichte ist eh eher zeitlos, aber meiner Meinung nach hat man sie an verschiedenen Stellen doch etwas aufgepeppt.
Ich glaube, jeder der den Film mag, wird auch das Stück lieben. Genau wie beim Film sollte Frau ihre Taschentücher nicht vergessen.
Warum ausgerechnet ich Heulsuse diesmal nicht weinen musste, kann ich nicht genau sagen – aber um mich rum wurde reichlich geschnieft.
Musical-Trailer auf Youtube
Fazit:
Perfekt bis ins kleinste Detail. Ein unglaublich aufwendiges Stück mit vielen tollen Effekten, mit einer wundervollen Cast, mit tollen Songs und einer berührenden Geschichte... Ich kann es ganz klar weiterempfehlen. Doch auch wenn es mir sehr, sehr gut gefallen hat, aus irgendeinem Grund hat es mich nicht bis in die letzte Pore berührt. Ich glaube, ich war einfach teilweise von dem Kulissenüberfluss abgelenkt (begeistert ja, aber auch ein bißchen erschlagen). Doch lasst euch bitte davon nicht beeinflussen. Es war ein wundervolles Musical, dass man sich keines Falls entgehen lassen sollte.
Du weißt, dass ich jetzt schreiben muss :)
AntwortenLöschenJa, ich habe zu laut geschluchzt, ich weiß (Taschentücher müssen noch immer trocknen)
Mich hat es in der allerletzten Pore berührt und ich würde es sofort wieder gucken. Das Stück hat es in meiner persönlichen Musical-Rangliste jedenfalls sehr weit nach oben geschafft. Das Ensemble war für mich auch absolut ersetzbar und schon fast entbehrlich. Dafür fand ich die 4 Hauptbesetzungen umso toller. Mir haben manche Szenen (z. B. schwebende Regenschirme, Sam der auf dem Kühlschrank sitzt usw) einfach auch von den Ideen her total mitgerissen.
Also von mir ein klares <3 obwohl es stellenweise schon fast zuviel Kulisse und Technik war (mir taten an manchen Stellen vor lauter Projektionen, Lichter, Reize usw. die Augen weh)...
Gut gemacht, tolle Ideen - keine Frage - keine Einwände. Ich glaub mir wars Stellenweise tatsächlich ein bißchen zu perfekt. Vielleicht müsste ich es nochmal aus einem anderen Blickwinkel (diesmal wörtlich) sehen. Trotzdem wird es meine Lieblingsmusicals vermutlich nicht toppen, ganz gleich wie schön es (gemacht) ist. Irgendwie fehlt mir da der letzte Kick, aber wie schon betont: Das Stück lohnt sich definitiv. Nur MIR spuken nach wie vor andere Musicals im Kopf umher :) und schreien: Komm wieder, wir lassen dich eh nicht los :) :)
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