Freitag, 8. Oktober 2010

Jekyll & Hyde, Hagen

Es war ganz anders als es klassischerweise gespielt wird. 
Schon deshalb hat es sich gelohnt, sich das Stück in Hagen anzugucken! Die Inszenierung ist nicht frei von Kritikpunkten, doch hat man mal einen anderen, als den üblichen Weg eingeschlagen und das finde ich gut.
Maricel & Henrik Wager (Theater Hagen)

Die Darsteller waren durch die Bank sehr gut. Henrik Wager kam ohne äußere Hilfsmittel aus um zu zeigen mit wem man es grade zu tun hatte - Jekyll oder Hyde. Wir haben nachher kurz mit dem Hauptdarsteller gesprochen und er hat genau das auch gesagt: Es wirkt viel weniger aufgesetzt, wenn man es ohne Perücke spielt und trotzdem rüberkommt, dass Jekyll bzw. Hyde zwei unterschiedliche "Personen" sind. Besonders überzeugt haben mich stimmlich vor allem John Utterson (Norbert Conrads) und Lucy (Maricel).

Die Lieder waren auf deutsch, aber es war ne andere Übersetzung - teilweise richtig doll anderer Text, aber wirklich gestört hat es mich eigentlich nicht. Bring on the man wurde als Shownummer auf englisch gesungen, was ganz gut passte. Trotzdem hat die Nummer ziemlich eingebüßt, weil sie aufgrund des Bühnenbildes (s.u.) auf sehr kleinem Raum stattfinden musste und hier eindeutig nicht das Highlight der Show, sondern eher zu einem nebensächlichen Song degradiert wurde.

Von der Handlung war vieles ziemlich zusammengestrichen, was ich zum Teil schade fand, aber dadurch wars dann auch nicht langatmig (Ich erinnere mich, dass ich es bei der FME (Freies Musical Ensemble) Aufführung damals in Münster als recht Lang empfunden habe. Das Stück spielt in der Gegenwart - was wohl die gewagteste und krasseste Änderung war. Dabei wurden sehr, sehr gute Ideen eingebracht: z.B. filmt sich Jekyll beim Experiment und das Ganze wird dann auf einem Fernseher übertragen. Nach der Verwandlung dreht er als Hyde total durch und hält die ganze Zeit die Kamera auf sich gerichtet - also kann man auf dem TV sehen, wie wahnsinnig er gucken kann, auch wenn man nicht ganz Vorne sitzt. 
Bei der Mördersuche zu Beginn des 2. Aktes sind alle Ensembledarsteller mit Taschenlampen durch den Zuschauerraum gelaufen um den Schuldigen zu finden, während Hyde auf der Bühne hinter einer Plexiglaswand sein Unwesen trieb. Tolle Idee! Man sah die Handlung auf der Bühne und gleichzeitig spiegelte sich der Zuschauerraum je nach Beleuchtung in der Scheibe! War ein toller Effekt!

Noch ein paar Worte zum Theater selber: Es handelt sich um ein recht großes Theater (dafür dass es ein Stadttheater ist... ich war echt Baff) - 2 Balkone!!! Außerdem ein großes und gutes Aufgebot an Orchestermusikern. Eine sehr große/tiefe Bühne mit einem tollen Bühnenbild, das leider nicht so variabel ist, sodass sich fast die komplette Handlung in Jekylls Wohnung stattfinden musste. Wohl auch dadurch ist ein einiges an Handlung umgestellt worden - zeitweise hätte ich es mir anders gewünscht (den Wegfall der Hurenhausszenen fand ich schade - alles wichtige in Jekylls Wohnung zu verlegen ist nicht die beste Lösung).

Trotzdem lautete mein Fazit: Anders, aber sehenswert! Ich würde jedoch nicht sagen, dass es die beste Inszenierung ist, die ich mir für dieses Stück vorstellen kann - Dafür gibt es dann doch zuviel Kritikpunkte. Aber mal etwas Neues zu versuchen hat ein Lob verdient.

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