Sonntag, 3. Januar 2010

Elisabeth, Frankfurt

Es wird sicher vielen Leuten nicht gefallen, aber es ist so - Mein Musicaljahr 2010 begann mit einer herben Enttäuschung! Ich falle nicht gerne mit der Tür ins Haus, aber es muss sofort raus, bevor jemand einen euphorischen Musical-Bericht erwartet ;-)

Aus unerfindlichen Gründen hatte ich "Elisabeth" damals in Essen nicht sehen wollen und hab mir - nachdem ich mich viel später dann doch mal näher mit den Liedern und der Geschichte auseinandergesetzt hatte - tiiiierisch in den Hintern gebissen. Denn sowohl die Handlung als auch die Musik ist absolut mitreißend!
Umso glücklicher war ich, als ich erfuhr, dass das Stück auf Tour geht und ich nun doch die Gelegenheit bekam es endlich auch Live sehen zu können.

Aber aus irgendeinem Grund war wohl von Anfang an der Wurm drin. Denn wir waren zu voreilig, als wir beschlossen, dass Frankfurt für uns am nächsten dran wäre, da kurz nach unserer Buchung plötzlich Termine für Düsseldorf bekannt wurden, was viel besser zu erreichen gewesen wäre.
Letztendlich entschieden wir, dann doch den längeren Weg auf uns zu nehmen, um Uwe Kröger in seiner Paraderolle sehen zu können. Ein großer Fan bin ich nicht von ihm, aber die Essener Aufnahme gefällt mir recht gut und da ein Máté Kamrás hier ja eh nicht zu bekommen ist, wollte ich schon ganz gerne den Ur-Tod auf der Bühne sehen.
Also bei Schnee und klirrender Kälte auf nach Frankfurt. Mit dem Zug und mit der Übernachtung dort, war es insgesamt ein ziemlich teures Vergnügen, zumal die Preise für die Tourproduktion auch erstaunlich gepfeffert waren.
Im Theater dann die erste Enttäuschung: Unsere Plätze waren arg weit hinten UND in der "Alten Oper" gab es keine Ansteigung. D.h. eine tolle Sicht ist was anderes!
Die zweite Enttäuschung war das Bühnenbild. Ich persönlich brauche nicht zwingend eine opulente Kulisse um glücklich zu sein, auch wenns natürlich was hermacht. Hier jedoch war es zu wenig um zu beeidrucken, zuviel um nicht negativ abzulenken... Am meisten gestört hat mich die, in einzelne Blöcke unterteilte Projektionsleinwand und die schlecht darauf projezierten Bilder. In dieser Leinwand waren "Tore", die bei Bedarf nach oben aufgezogen wurden (was nicht grade geräuschlos von Statten ging).
Ansonsten erinnerte die Kulisse an die Wiener Fassung, die mir zum Teil auch schon ein bißchen spartanisch vorkam - aber das Bühnenbild ist zweitranging, wenn die Darsteller es schaffen einen umzupusten.
Ihr ahnt was jetzt kommt... Sie haben mich nicht umgepustet. LEIDER.
Annemieke van Dam war als Elisabeth nicht schlecht. Für mich wirkte sie insgesamt ein bißchen zu jung - Im ersten Akt hat das nicht viel ausgemacht. Da war sie eine süße, mädchenhafte Sisi - Gesanglich etwas schwächer, als z.B. Maya Hakvoort (ich weiß ich mag Vergleiche auch nicht, aber ich hab mich halt die ganze Zeit nach deren Stimmvolumen gesehnt). Trotzdem hat sie mir im ersten Akt gut und im zweiten Akt auch nicht schlecht in der Rolle gefallen!
Gar nicht zu ihr gepasst hat jedoch Uwe Kröger - der allzeit beliebte und über die maßen gelobhudelte Ur-Tod schlechthin... Ich musste mir permanent das Lachen verkneifen. Uwe Kröger wirkte auf mich ein bißchen wie Rumpelstilzchen mit Profilneurose. Er war zu klein für Elisabeth - den großen Verführer hat man ihm nicht abgenommen und er kam (soweit meine Meinung) als Uwe Kröger auf die Bühne, der sich gerne vom Publikum feiern lässt und deshalb seine bekanntesten Stücke singt... nicht als Darsteller, der sich in die Rolle einfühlt und seine eigene Persönlichkeit für die Figur die er darstellt zurück nimmt. Ich hatte den Eindruck, er wollte lieber das Publikum um den Finger wickeln und vergaß dabei Elisabeth - die sowieso nicht seine "Baustelle" war. Uwe Kröger mag ein erfolgreicher Darsteller sein und es mag so sein, dass er einst perfekt in die Rolle des Todes gepasst hat, die aber nach fast 20 Jahren einfach nicht mehr seine ist . Es mag sein (und es ist wohl auch so), dass es andere Rollen gibt, in denen er grandios ist oder war (denn auch gesanglich hat er seinen Zenit längst überschritten!) - HIER hat er mir einfach nicht gefallen! Schade!
Doch es kam noch schlimmer - und zwar in Gestalt der bösen Schwiegermutter!!! Erzherzogin Sophie (Christa Wettstein) machte einen unsympatischen Eindruck - was  Rollenkonform ist, aber sie sang mit einer Stimme, die mir in den Ohren weh tat (Nicht schief, nicht falsch, aber auch alles andere als wohlkingend). So war ich jedesmal heilfroh, wenn sie wieder von der Bühne runter war.
Bruno Grassini war als Lucheni gut, aber mit Serkan Kaya im Ohr wurde ich auch mit ihm  nicht vollständig warm.
Als Rudolf sahen wir Thomas Hohler, den ich auch später im Jahr noch mehrfach in Tecklenburg hab spielen gesehen und den ich darstellerisch wirklich großartig finde! Rausgerissen hat ers aber ebenfalls nicht!

Jetzt hab ich schon soviele Punkte aufgezählt, die mir nicht gefallen oder zumindest nicht genug gefallen haben, dass ich gar nicht so recht weiß wo ich weitermachen soll!
Ach ja - in der Mitte des 2. Akts gab es eine unvorhergesehene Pause, weil die Technik einen Knacks hatte - Irgendwie passt das zum Abend!

Aber ich will mich jetzt auch nicht zu sehr reinsteigern, denn es war ja auch nicht alles schlecht!
Ich weiß, dass ich das Stück lieben würde mit...
- den richtigen Darstellern und
- und einem ordentlichen Sitzplatz
als Bonus wäre eine schönere Kulisse wünschenswert

An diesem Abend konnte ich dem Ganzen jedoch nichts abgewinnen. Und es tut mir selber am meisten leid, dass es so war!
Aber: Es ist ein tolles Stück und ich werde ihm, wenn möglich, weitere Chancen geben!!!!!!!!!!!!!! Denn ich liebe die Musik, ich liebe die Geschichte und ich will es nicht verloren geben :)

2 Kommentare:

  1. Ich hab die Tour auch gesehen, zwei Mal in Berlin mit Uwe, einmal in Mümchen. Die Elis waren einmal Annemieke, zweimal Alice Macura. Letztere fand ich sehr gut. Annemieke weiß nicht, in der Vorstellung saßen wir im TdW sehr weit hinten und ich fand die Akustik für so ein Theater eher bescheiden, sodass irgendwie alles nicht so gewirkt hat. Uwe war in Ordnung, aber allzu hohe Erwartungen hatte ich auch nicht. Seine Interpretation vom Tod ist mir ein bissl zu hm... zu wenig dunkles Wesen, um es mal so auszudrücken. Vom Bühnenbild und der Aufmachung hat mir die Tour sehr gefallen, war ja ähnlich wie in Wien und ich liebe diese Symbolik. Und endlich mal jemand, der Mayas Stimmvolumen zu würdigen weiß :D

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  2. sommerwinter (musicalfriends)12. August 2011 um 00:51

    sehr gut geschriebener Bericht. Bin durch Zufall hier gelandet. Über die Uwe Stellen musste ich lachen. Annemieke hat sicher nochmal einen Zahn zugelegt für die nächste Tournee.
    LG!

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