Samstag, 13. Oktober 2012

Thrill me - The Leopold and Loeb Story, Datteln

Titelplakat
In einem meiner letzten Blogs zum "Katielli Theater" hatte ich geschrieben, dass es in Datteln gleich hinterm Broadway links liegt. Wegbeschreibungen sind so gar nicht meine Stärke... und doch hatte ich recht!

Mit "Thrill me" hat Bernd J. Arends nämlich nach "Tick, Tick... Boom" wieder ein Stück vom Off-Broadway direkt in sein kleines, feines Wohnzimmer-Theater nach Datteln geholt, es mit viel Herzblut neu überarbeitet, ins deutsche übersetzt und auch gleich eine der beiden Hauptrollen übernommen.

Das Musical erzählt die wahre Geschichte der sogenannten "Thrill Killers" Richard Loeb und Nathan Leopold, die 1924 einen Jungen ermordeten um "das perfekte Verbrechen" zu begehen.
Das Stück beginnt im Jahre 1958. Nathan Loeb sitzt im Gefängnis und beantragt seine Begnadigung. Um diese zu erreichen, soll er noch einmal die ganze Geschichte mit allen Hintergründen darlegen.
Rückblende ins Chicago der 20er Jahre. Nathan ist 19, jung naiv und verliebt - in Richard. Der ist ebenfalls verliebt - aber nicht so sehr in Nathan, sondern eher in das Verbrechen und den damit verbundenen "Kick". Nathan ist für ihn nur Mittel zum Zweck. Er soll Schmiere stehen oder als Handlanger behilflich sein. Kurz, Richard nutzt Nathans Zuneigung für seine Zwecke und zwingt ihn zu immer schwereren Verbrechen. Schon bald reichen Brandstiftung und Diebstahl nicht mehr aus. Ein Mord muss geschehen, am besten das perfekte Verbrechen. Doch Richard hat seine Rechnung ohne Nathan gemacht.


Und jetzt hör ich auf etwas über die Handlung zu schreiben, bevor ich zuviel verrate! Denn sollte das Stück irgendwann, irgendwo - vielleicht wieder am "Off-Broadway von Deutschland" gespielt werden, sollte man sich selber von dem Ausgang der Ereignisse überraschen lassen.
Das Stück ist nämlich spannend und nicht immer ist alles so wie es scheint. "Psychologische Kriegsführung" nennt man das wohl.
In Datteln wurde anderthalb Stunden ohne Pause durchgespielt. Das ist auch sinnvoll, damit man nicht aus der viele-Haken-schlagenden Handlung rausgerissen wird.

"Thrill me" ist ein Musical, aber hier steht eindeutig die Handlung im Vordergrund, während die Lieder eher den erzählerischen Part übernehmen. Es sind nicht unbedingt Ohrwürmer, an denen man sich nicht satt hören kann, sondern Teil der Geschichte und wichtig für den Handlungsverlauf.
Die beiden Hauptdarsteller Bernd J. Arends (Nathan) und Dominik Schulz (Richard) glänzen gesanglich, aber vorallem auch darstellerisch! Beide zeigen eine enorme Bandbreite an Emotionen und reißen den Zuschauer mit.
Begleitet werden sie musikalisch "nur" durch ein Klavier. Ich schreibe das "nur" in Anführungszeichen. Wie schon bei anderen Produktionen (z.B. "Die Tagebücher von Adam und Eva") hat es sich gezeigt, dass es oft nicht mehr bedarf als ein Klavier und zwei Personen um den Zuschauer zu fesseln.
Gleiches gilt übrigens für Bühnenbild und Kulisse. Eine flackernde Glühbirne, ein paar Holzpaletten und schon ist man dort wo man sein soll - Mitten in der Handlung.

Was am Off-Broadway erfolgreich funktionierte, begeisterte auch in Datteln das Publikum. 
Danke an Bernd J. Arends und das Katielli-Theater und den Mut frischen Wind nach Deutschland zu holen, etwas zu probieren, kleine Stücke bekannt zu machen und mit kleinen Mitteln ganz, ganz große Wirkung zu erzielen.
Ich kann mich nur wiederholen! Katielli: Ein Geheimtipp mit viel Herz! (Gleich links hinterm Broadway)!

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