Samstag, 16. Juni 2012

Rock of Ages (Film)

Im Kinotipp des ZDF hieß es: "Und wer weiß, vielleicht schafft es der Film ja zukünftig auch auf die Musicalbühne".
Was soll man bei soviel Informiertheit noch sagen?
Außer: Ich bin in die Zukunft gereist und hab mir das schon mal angeguckt - Hier mein Bericht: Rock of Ages
Liebes ZDF... Das Stück gibt es schon seit 2006. 3 Jahre später schaffte es den Sprung an den Broadway und seit 2011 läuft es auch im Londoner Westend. Recherche ist alles :)

 Aber nun zum Film
Die Handlung ist schnell erzählt.  
Wir schreiben das Jahr 1987: Sherrie kommt vom Land und will in L.A. ihr Glück machen. Nachdem sie ausgeraubt wurde, trifft sie Drew, der in einer Rockband spielt und im berühmten  "Burbon-Room" an der Bar arbeitet. Er verschafft ihr einen Job und schnell werden sie ein Paar.
Ganz andere Sorgen haben Burbon-Roombesitzer Dennis und sein Assistent Lonnie. Der Laden steht kurz vor der Pleite. Außerdem hat Bürgermeistergattin Patricia Whitmore dem Rock n Roll den Kampf angesagt und will ihnen sprichwörtlich den Todesstoß versetzen.
Einziger Ausweg aus der Krise: Ein Auftritt des berühmten "Stacee Jaxx", dem ziemlich abgehalfterten aber nachwievor heiß umschwärmten Leadsänger der angesagtesten Rockband des Landes.
Stacee ist allerdings eher etwas schwierig (ums mal harmlos auszudrücken) - ständig betrunken, vögelt was nicht bei drei auf den Bäumen ist: DAS lebende Klischee der Sex, Drugs and Rock n' Roll Aera... Kann sein Auftritt den Rockschuppen retten?! Oder stiftet er nur noch mehr Chaos?

Ich muss sagen, ich war sehr auf die Umsetzung gespannt.
Das Stück hat mich in London vorallem wegen der Musik und weniger wegen der Handlung mitgerissen. Rock of Ages ist ein sogenanntes Jukebox-Musical mit vielen Rock-Klassikern der 80er Jahre.
Die Songs sind zeitlos und wer auf guten Rock steht, der könnte Spaß dran haben. Ich sagte könnte, weil natürlich immer das jeweilige Original im Vergleich in den Ohren klingt. Ich kenne Leute, die sich "We will rock you" niemals ansehen würden, weil keiner an 'Queen' rankommt. Zu diesen Leuten gehöre ich zwar nicht, aber nichts desto trotz war ich schon recht skeptisch.


Besonders nachdem bekannt wurde, dass Tom Cruise die Rolle des Stacee Jaxx übernehmen würde. Viel Gesangsanteil, sehr gute Vorlage im Westend. Na mal abwarten was Herr C. so drauf hat.
Antwort: Man nimmt ihm den abgehalfterten, ziemlich durchgeknallten Superstar voll und ganz ab. Sehr authentisch gespielt. Woran liegts?! Daran, dass er seine Rollen immer brilliant spielt? Oder doch daran, dass er selber in letzter Zeit häufiger etwas durchgekn... äh wirkt, also nein - sowas werde ich jetzt nicht behaupten. Nur, dass ich in den letzten Jahren eher Schwierigkeiten hatte ihm ernsthafte Rollen noch abzukaufen - hier wiederum fand ich ihn fantastisch. 
Gesanglich war ich erstaunt und bin beim Abspann extra noch sitzen geblieben: Um a) nichts von der Abspannmusik zu verpassen und b) nachzulesen, dass er (und der Rest der Cast) tatsächlich alle Stücke selber gesungen haben.
Natürlich sind es Studioaufnahmen, natürlich ist live immer noch was anderes. Aber was da aus den Kinoboxen dröhnte konnte sich durchaus hören lassen. 

Oh jetzt hab ich mit einem vermeindlichen Nebendarsteller angefangen. Aber im Ernst: Drew und Sherrie werden als Hauptdarsteller gehandelt. Da muss ich aber etwas widersprechen... In diesem Film spielen die Nebendarsteller die vermeindliche Hauptcast locker an die Wand. Allen voran bereits genannter Tom Cruise, aber auch Alec Baldwin und Russel Brand als das Traumpaar des Abends ( Dennis & Lonnnie) haben mich sehr überzeugt.
Keine Frage... Diego Boneta ist ein ganz niedlicher Drew (Sehr gelacht hab ich, als er gegen Ende des Films in die Boybandschiende gedrängt wurde. Herrlich schräg). Trotzdem muss ich sagen, dass grade die Liebesgeschichte mit Sherrie (alias Julianne Hough) ein bißchen lahm und vorhersehbar wirkt und beide Darsteller ein bißchen zu "glatt" erscheinen. Gesanglich bleibt die weibliche Hauptrolle hinter meinen Erwartungen zurück (Meine Bühnen-Sherrie im Westend hat ganz andere Maßstäbe gesetzt). Die zwei alleine hätten die eh etwas seichte Geschichte nicht komplett getragen. Zu oft driftet die Boy meets Girl -Story in Schnulzgefilde ab (was sich dann auch in den Songs wiederspiegelt). Schlimm fand ich das nicht, da ja auf manch eine etwas triefige Ballade schnell ein fantastisch gerockter Song wie "Pure some Sugar on me" oder "Any way you want it" (tolle Performance von Mary J. Blidge) folgt. Auch die Battle aus dem Mash-up von "We built this City/We're not gonna take it" mit Catherine Zeta-Jones, die mal wieder Broadway-Qualitäten zeigt, war grandios. Um es also auf den Punkt zu bringen: Die erstklassigbesetzte Nebencast ist das Salz in der Suppe und das Pfeffer im Hintern des Films! Eindeutig!


Ein paar Längen fallen deshalb durch herrlich skurile Szenen nicht so sehr ins Gewicht. Die "guten alten Zeiten revivaln" ist grade total im Trend. Dieser Film lässt kein Klischee aus. Die 80er in all seiner Pracht leben wieder auf bis es weh tut. So muss das sein! Schlimme Klamotten und Frisuren, bereits erwähnte Sex, Drugs and Rock n'Roll Komponente und jede Menge Ohrwümer. Klasse!

Es fällt mir zwar schwer den Film unrockbaren Menschen weiterzuempfehlen. Wer also eine Glamrockphobie hat und bei Gitarrenriffs keine Gänsehaut bekommt, sollte vielleicht lieber andersgelagerte Untehaltung suchen. Ein bißchen Musical-Vorerfahrung schadet auch nicht. Es wirkt nämlich (selbst auf mich) manchmal etwas seltsam, wenn sich Leute im Bus oder auf offener Straße plötzlich gegenseitig ansingen. Auf der Bühne ist das anders als in Filmszenen.
Trotzdem kann ich nur sagen: MIR hat der Film riesigen Spaß gemacht!!! 
Ich hätte allerdings gerne ein Musicalpublikum im Kinosaal gehabt. Mir fehlte tatsächlich der Applaus, wenn ein Lied vorbei ist. Mehr als einmal hab ich vollplayback im dunklen mitgesungen. Die Songs gehen echt in die Füße - Es ist eine Schande still an seinem Popcorn mümmeln zu müssen!

Wer hat Lust mal ein Kino zu stürmen und ne Rock of Ages Party-Vorstellung zu rocken?! Das wär doch mal was!
Fazit: NOTHIN' BUT A GOOD TIME :)

2 Kommentare:

  1. Der erste Abschnitt kommt ja bekannt vor *gg*

    Danke für mal wieder einen tollen Bericht. Ich habs mir fürs WE vorgenommen - mal sehen, ob ich es schaffe :-)

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  2. Leider scheint der Film (zumindest in Deutschland) nicht so gut zu laufen. Das Musical ist ja hierzulande eher unbekannt (wie man am Beispiel des ZDF ja leider sehen kann). Trotzdem hoffe ich sehr, dass Musicalverfilmungen auch weiter ihren Platz in den Kinos finden. Ich finde es immer wieder toll, wenn lohnenswerte Musicals auch über die Leinwand flimmern. Das Genre ist immer etwas speziell, aber die Umsetzung oft super! Deshalb kann ich nur raten: Geht ins Kino und zeigt den Filmemachern dass sie es nicht umsonst wagen Musicals kinotauglich zu machen! :)

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