Dieses Jahr hat Tecklenburg ein Tanzrevue-Musical auf die Freilichtbühne geholt.
Es wird gesteppt und getanzt was das Zeug hält. Interessante Stückauswahl - Ich war ja doch ein bißchen im Zweifel, wie man das in dieser Location umsetzen kann. Doch - um mal wieder das Fazit vorweg zu nehmen: Die Inszenierung ist durchaus gelungen, das Publikum war insgesamt sehr angetan und hat viel gelacht und applaudiert. Mein Fazit lautet allerdings auch, dass ich persönlich mit der Geschichte und der Musik nicht so viel anfangen kann.
Aber erstmal für alle, die das Stück noch nicht kennen, eine kurze Zusammenfassung um was es geht.
Die Geschichte spielt in den 20er Jahren (?) in Amerika. Bobby Childs Traum ist eine Karriere am Broadway, doch er entstammt einer reichen Bankersfamilie und seine dominante Mutter hat ganz andere Pläne mit ihm.
Nachdem Bobby bei einem Vortanzen bei Produzent Zangler gescheitert ist, schickt sie ihn mit einem Auftrag der Bank nach Deadrock in Nevada in die Wüste.
Er soll dort die Schulden eintreiben, die ein kleines Theater gemacht hat und den Laden entgültig schließen.
Doch kaum angekommen verliebt er sich schon in die Tochter des Intendanten, die schöne Polly.
Um ihr zu imponiern und um das Theater vor dem Bankrott zu bewahren, verkleidet er sich als Produzent Zangler und holt die Zangler-Tanzgirls nach Deadrock. Dort will er eine Show produzieren und Touristen anzulocken.
Dafür müssen die Girls den Cowboys allerdings erstmal das tanzen und steppen beibringen.
Außerdem kommt es zu allerlei Verwirrungen als sich Polly in den falschen Zangler verliebt und kurze Zeit später sowohl Bobbys Verlobte als auch der echte Zangler in Deadrock auftauchen.
Quelle: www.buehne-tecklenburg.de |
Die Geschichte ist meiner Meinung nicht gerade die Neuerfindung des Rades. Aber viele Musical-Geschichten sind eher einfach und vorhersehbar gestrickt. Die Frage ist, was man draus macht, denn auch eine simple Story kann durchaus unterhaltsam sein.
Bei Crazy for you muss ich allerdings sagen, dass mir die Handlung stellenweise etwas unausgegoren vorkam.
Wie soll ich das näher beschreiben? Vieles passierte irgendwie "hoppla-hopp". Bobby verliebt sich auf den ersten Blick. Polly tanzt und küsst ihn in den ersten fünf Minuten. Danach verliebt sie sich in Zangler. Warum weiß kein Mensch. Genauso ist es bei den anderen Paaren die sich finden. Alles geht etwas schnell und erschien mir oft sehr sprunghaft.
Die Musik und Tanzszenen möchte ich jetzt nicht wirklich kritisieren. Es ist natürlich Geschmackssache, ob einem so ein Revue-Musical liegt oder nicht. Ich wollte es ausprobieren, auch wenn ich von Anfang an die Vorahnung hatte, dass es nichts für mich sein würde und so war es dann auch.
Ich kann zwar erkennen, dass die Darsteller ihren Stepptanz beherrschen. Klang gut und sah auch gut aus, ist aber trotzdem einfach nicht so meins. Ich hab mich mehrfach dabei erwischt, wie ich in Gedanken weggedriftet bin und bei langen Tanzszenen nicht mehr bei der Sache war. Da der Rest des Publikums aber jedesmal in Begeisterungsstürme ausgebrochen ist, scheint es vielen Leuten anders gegangen sein. Deshalb muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden ob er die Revue-Szenen mag oder nicht. Genauso ist es bei der Musik. Mag mans oder mag mans nicht...
Von den Darstellern hat mich vorallem Filipina Hennoch überzeugt. Ihre klare, schöne Stimme war sehr angenehm zu hören. Gesanglich und schauspielerisch machte sie einen sehr guten Eindruck.
Marc Seitz als Bobby war für mich leider nicht der neue Stern am Musical-Darstellerhimmel. Er hat eine solide Leistung abgeliefert und seine Imitation des Produzenten Zangler war durchaus unterhaltsam - insbesondere in der Szene im zweiten Akt wo beide Zanglers aufeinander stoßen. Doch wirklich vom Hocker gerissen hat er mich nicht.
Quelle: www.buehne-tecklenburg.de |
Die weiteren Rollen waren gut besetzt und gespielt. Sehr traurig war ich darüber, dass wirklich große Darsteller mit tollen Stimmen teilweise in Sprech-Nebenrollen abgeschoben wurden.
Reinhard Brussmann, der schon in vielen Musicals überzeugen konnte (Jekyll & Hyde, Bonifatius, Les Miserables), durfte hier nur ein paar Sätze sagen und ein paar (zu)wenige Takte singen. Sehr schade!!! Wie schon bei Jana Stelley in West-Side-Story im letzten Jahr wird da wieder großes Potential verschwendet.
Quelle: www.buehne-tecklenburg.de |
Mein Urteil fällt insgesamt eher durchwachsen aus. Das Stück war gut inszeniert auch wenn die Story einige Schwächen hatte. Tanz und Musik waren nicht mein Fall, wobei ich mir vorstellen kann, dass es vielen Zuschauern gut gefällt, denn das Tecklenburger Publikum war augenscheinlich sehr begeistert.
Deshalb kann ich jedem nur raten, es selber auszuprobieren. Mir war von vorneherein klar, dass "Crazy for you" es bei mir eher schwer haben würde. Aber ich wollte dem Stück trotzdem eine Chance geben. Ich hab nicht bereut hingefahren zu sein, aber es wird bei dem einen Besuch bleiben.
Zum Schluss aber noch ein Lob an alle Mitwirkenden: Hut ab, dass bei dem nieseligen, nebligen, feucht-kalten Wetter gespielt wurde, als sei herrlichster Sonnenschein. Es war wirklich kein schönes Premieren-Wetter, aber es wurde das Beste draus gemacht! Dafür wieder mal meinen ganzen Respekt!
klingt so, als hab ich recht dran getan, mir das stück nit ansehen zu wollen;)
AntwortenLöschendaanke für den eindruck, wobei ich euer fb foto am geilsten find XD
lg heike
Als ich gestern dein "Kurzfazit" unter dem Foto gelesen habe, meinte ich schon, dass ich auf einen Bericht hoffe. Lobhudelei kann jeder, wirklich interessant wird es doch erst, wenn mal was nicht so richtig gefällt.
AntwortenLöschenIch spare mir Crazy for You, weil mir mein Gefühl auch sagt, dass das nicht so mein Fall sein wird. Was du beschreibst, bestätigt mich darin.
Ich hab "Crazy for you" ja vor einiger Zeit schon in Hildesheim gesehen. Mir hat es damals gut gefallen. Es war kein Stück, das ich mir häufiger anschauen müsste, aber es hat unterhalten. Ich mag ja auch diese Musikrichtung und die 20er Jahre :)Ich kann aber durchaus verstehen, dass es nicht für jeder Mann/Frau etwas ist... Mir ging es ja so beim Vollplaybacktheater, wo ich nicht recht verstand warum da alle so von schwärmen ;)Da trifft es wieder zu, das Sprichtwort mit den verschiedenen Meinungen und,dass das auch gut so sei :)
AntwortenLöschenJa, auf jedenfall! Deshalb will ich auch mit meinem Bericht niemanden dazu bringen, es seine Karten wegzuschmeißen und Zuhause zu bleiben. Jeder hat einen anderen Geschmack und das ist auf jedenfall gut so! Ich versuche Stücke auch immer aus mehreren Blickwinkeln zu sehen und zu erklären was mich persönlich stört - was Anderen aber vielleicht trotzdem gefällt.
AntwortenLöschenLetztendlich muss es eh jeder für sich entscheiden, ob er etwas sehen/hören möchte, oder nicht. In der Pause und danach hab ich viel Positive und nur ein paar wenige kritische Stimmen gehört.
"Mein" Stück ist es nicht, aber anderen darf es natürlich gerne gefallen :-)
PS: Wer "Anything Goes" oder "West Side Story" mochte, wird "Crazy for you" wahrscheinlich auch nicht abgeneigt sein.