Freitag, 4. Mai 2012

Hair (Landestheater Detmold), Hamm

Let the sunshine in :)

Auch Hair war eines meiner ersten Musicals, die ich gesehen habe... Ich scheine mich grade in einer totalen Revival-Phase zu befinden. Ich muss sagen: Es gefällt mir!
Hair ist für mich mehr als nur ein gute Laune Musical.

Klar, die Handlung lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen und der Spaß und das Lebensgefühl der 68er steht eindeutig im Vordergrund und doch... hinter der teils überzogenen Darstellung des Hippietums und guter Laune im Überfluss gibt es auch immer wieder ernste, bewegende Momente.


Es geht unter anderem um Sheila und Claude, die sich im Sommer 68 einer Gruppe von Hippies anschließen. Sheila ist Tochter aus reichem Haus, die eine ganz neue Lebensweise kennenlernt hin und wieder aber auch Schwierigkeiten damit hat. Claude ist eigentlich auf dem Weg sich fürs Militär mustern zu lassen. Später erhält er seine Einberufung und muss zum Einsatz nach Vietnam.

Das Landestheater Detmold zeigt eine Produktion bei der es noch eine weitere Rahmenhandlung gibt. Die Story beginnt mit Sheila, die 40 Jahre später, in der Gegenwart, den 65. Geburtstag ihres Mannes vorbereitet und ihrer Tochte und ihrem Enkel von der Zeit mit den Hippies erzählt.
 Grundsätzlich hat mir die Idee ganz gut gefallen. Allerdings bin ich der Meinung, dass diese zusätzliche Rahmenhandlung eigentlich gar nicht notwendig ist. Ich hatte das Gefühl man wollte durch die ältere Sheila den Geist der damaligen Zeit erklären. Ich finde allerdings, dass das Stück ganz gut für sich selber spricht. Sagen wir mal so: Es hat nicht weiter gestört und die Umsetzung war auch durchaus gelungen. Schön waren z.B. einige Stellen wo die junge und die ältere Sheila zusammen agierten. Trotzdem bleibe ich dabei: Das Stück kommt auch ohne einen äußeren Rahmen aus!

Die Inszenierung als solches hatte viel Licht aber auch ein paar Schatten...
Interessant war der Mischmasch aus englischen und deutschen Songtexten. Ich musste mich erst ein bißchen dran gewöhnen, da ich bisher überhaupt nur am Rande mitbekommen hatte, dass eine deutsche Übersetzung existiert. Manche Songs wurden komplett auf deutsch gesungen, manchmal fing ein Song auf deutsch an, wurde dann aber nach ein paar Zeilen auf englisch weiter gesungen. Ich für meine Teil mag die Originalsprache lieber, fand die Übersetzung aber durchaus spannend und hab mich gerne drauf eingelassen. 

Das Bühnenbild hat mir sehr, sehr gut gefallen! Relativ wenig Kulisse, dafür aber effektvoll eingesetzt. Der Bühnenboden ist mit Kunstrasen ausgelegt, im Hintergrund steht eine Brücke mit Tor, eingerahmt von zwei großen Bäumen. Bei Demonstrationen und auch in anderen Szenen wird der helle Hintergrund der Bühne als Leinwand genutzt und es werden Bilder auf die Bühne projeziert. Das wirkte ziemlich beeindruckend und ergab einen tollen Effekt.


Die Kostüme wirkten leider eher wie bei einer Mottoparty und die Perücken waren teilweise eine Katastrophe! Beides hat mich aber nur am Anfang ein bißchen gestört. Bei größeren Produktionen wäre es vielleicht ein Kritikpunkt, aber ich denke, hier sollte man nicht zu streng sein.

Auch bei der Cast muss man leider ein paar kleine Abstriche machen, was aber dem Spaß an der Sache absolut  nicht getrübt hat. Die Ensemblenummer waren klasse und auch die Solisten insgesamt gut. Aber (mal wieder) total mitgerissen hat mich vorallem ein Darsteller:


David Jakobs als Claude!! Er hat die Bühne gerockt und das Publikum total begeistert. In der Pause und nach dem Stück hörte ich von allen Seiten wie gut David ankam. Zu Recht! Neben einer guten Sheila (u/s) und einigen anderen guten Darstellern (es gab leider auch 1-2 die mir nicht so gefallen haben) war er definitiv der "Man of the Match". Ich hab ihn ja schon häufiger als Jerry Lukowski in Full Monty gesehen und geschrieben: Wenn das der Musical-Nachwuchs ist, dann muss man sich um deutsche Musical-Produktionen wahrlich keine Sorgen machen! Das kann ich nur wieder bestätigen und unterschreiben. Spielfreude und Gesang auf Topniveau. Der Lukowski hieß an diesem Abend Bukowski und war wieder Weltklasse!

Fazit: Ich brauchte ein bißchen, bis ich wieder ins Stück gefunden hab, aber dann hat es mir wieder extrem viel Spaß gemacht. Es ist einfach ein Wohlfühlstück. Beim Finale kriegt man richtig Gänsehaut. Die Stimmung im Publikum war fantastisch und feierte am Schluss ausgelassen zu "Let the sunshine in". Als ich es 2009 am Broadway gesehen hab, durfte am Ende ein großteil der Zuschauer mit auf die Bühne. Auch diesmal  hätte ich am liebsten blumenschwenkend die Bühne geentert.
Also, falls Hair irgendwo in eurer Nähe auf dem Spielplan steht, dann geht hin! (Und sagt mir Bescheid!)


Mehr Fotos und Infos: HIER

2 Kommentare:

  1. freitag in witten, selbe produktion..rufe morgen wegen tickets an
    stanke führt regie in wuppertal bei hair
    un es gib noch wenige termine hair in bonn

    danke für den bericht, ich hoffe, es gibt noch karten^^

    lg heike

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  2. Dann wünsche ich dir viel Spaß. Hair macht einfach Laune!
    In Wuppertal sehe ich es mir auch an (siehe "2012"). Nach Bonn werde ich es wohl nicht mehr schaffen, aber ich geh mal davon aus, dass sich in den nächsten Jahren noch öfter haarige Gelegenheiten ergeben werden.
    Eilt ja nicht^^

    LG

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