Mittwoch, 7. November 2012

The Bodyguard (Preview), London

20 Jahre nach dem der Film in den Kinos ein Kassenschlager war, wurde "The Bodyguard" nun vermusicalt und ist das brandneueste Stück im West End. Die Previews laufen seit dem 6.11.2012. Die Premiere wird am 24.11.2012 sein.

Erzählt wird die Liebesgeschichte von Frank Farmer und Rachel Marron. Sie ist eine sehr erfolgreiche Sängerin, die immer im Rampenlicht steht und deren Leben von einem Stalker bedroht wird. Er ist Personenschützer und wird als ihr Bodyguard engagiert. Zunächst gegen ihren Willen, denn Rachel fühlt sich durch Franks verschärften Schutzmaßnahmen eingeengt. Doch bald entwickelt sich zwischen den beiden mehr als nur Freundschaft. Damit verletzt Frank das oberste Gebot eines Bodyguards, der niemals emotional sein darf. So kommt es bei der Oscarverleihung fast zu einer Katastrophe...

Ich kann mir schon vorstellen warum man sich von diesem Musical einen Erfolg erhofft: Liebe und Gefahr, dazu die sehr emotionalen Songs der kürzlich verstorbenen Whitney Housten. Ob die Welt auf dieses Musical gewartet hat?! Ich weiß es nicht...
Klingt von meiner Seite aus jetzt nicht so enthusiastisch, oder?

Gut, ich gebe zu, dass ich bei dieser Art von Musical immer an den "Dirty-Dancing-Effekt" denken muss! Ich seh mich mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher, oder schmeiße den Soundtrack in den CD-Player... Natürlich gibt es jede menge tolle Musicals, die auf einem Film basieren. The Full Monty, Billy Elliot, Legally Blonde... um nur ein paar zu nennen. Vermusicalungen, die im Theater total Spaß machen und die jeden Cent wert sind und die ich niemals gegen eine Tüte Chips und mein Sofa eintauschen würde. All diese Stücke haben aber eins gemeinsam - Sie wurden für die Bühne komplett überarbeitet, die Musik wurde extra dafür geschrieben, um die jeweilige Geschichte mitzuerzählen und neue Aspekte hervorzuheben. Im Gegensatz zu Stücken wie Dirty Dancing oder eben auch "The Bodyguard", die ein Mix aus Film-Musical und Jukebox-Musical sind. Nichts gegen Whitney Houston Songs. Im Gegenteil - ich hab den Soundtrack immer sehr gerne gehört. Aber muss ich ne Menge Geld ausgeben um die gleiche Geschichte mit den gleichen Songs zu hören?



Mich persönlich hat es eigentlich nicht so sehr in das Stück gezogen. Ein bisschen Neugier war zwar da... aber das alleine hätte wohl nicht ausgereicht mich ins Theater zu locken.

Dass ich dann doch eine Karte gekauft habe, lag schlicht und ergreifend an der Cast - bzw. an einer einzigen Person: Heather Headley!
Wenn man mir 2004 Jahren erzählt hätte, dass ich sie mal live auf der Bühne sehen würde, mir wäre sicher nur ein Wort eingefallen: Wow!
Als die Aida CD vom Broadway rauskam, hab ich wochenlang nichts anderes mehr gehört als immer wieder diese CD mit der großartigen Heather Headley in der Hauptrolle. Der Broadway lag gefühlt am Ende der Milchstraße. Aber wie das Sprichwort sagt: Viele Straßen führen nach London! Und es hat nicht mal Lichtjahre gedauert - nur 8 kurze Menschenjahre.

Letztendlich hat sich der Besuch im Adelphi-Theater für mich hauptsächlich wegen Heather gelohnt. Sie hat in all den Jahren nichts an Stimmkraft und Ausdruck verloren. Kommt sie auf die Bühne, ist Gänsehaut garantiert. Gegen sie wirken die meisten anderen Darsteller wie Statisten und sind es im Prinzip auch.
Lloyd Owen als Frank Farmer hatte - wie fast alle anderen Darsteller auch - eine reine Sprechrolle, die er insgesamt gut ausfüllte (Seine Mimik ist aus der vorletzten Reihe im Rang allerdings nicht so gut zu beurteilen). Singen durfte er nur ein einziges Mal, nämlich bei seinem ersten Date mit Rachel - in einer Karaoke Bar, wo er den Dolly Parton Song "I will always love you" singt, der später von Rachel Marron alias Heather Headley alias Whitney Housten zum Welthit wird.

Zu erwähnen wäre außerdem noch Debbie Kurup. Sie spielt Rachels Schwester , die sich neben Rachel immer nur als 2. Wahl fühlt. Rein stimmlich steht sie tatsächlich in ihrem Schatten, auch wenn sie mir insgesamt ganz gut gefallen hat. Doch wie schon erwähnt: Star der Show ist einzig und allein Heather, neben der alle anderen blass und austauschbar wirken. Ich bin mir daher nicht sicher, ob diese Show eine Cast-Change überleben wird.


Ich hatte das Gefühl, dass man die Schwächen der Show mit einem technisch fast schon übertrieben aufwendigen Bühnenbild auszugleichen versucht. Man präsentiert eine extrem wandelbare Bühne mit sehr detailreicher Kulissen. Ich für meinen Teil habe mich aber sehr schnell daran gewöhnt - so dass der Effekt der durch das -ohne Frage schön anzuschauenden Bühnenbild- erzielt wird,  im Laufe der Show doch recht schnell verpufft.
Lange Dialogszenen nehmen oft die Fahrt aus dem Stück. Wären nicht immer wieder die gesanglich beeindruckenden Auftritte der Hauptdarstellerin, würde man sich vermutlich recht schnell langweilen.

Ich kann "The Bodyguard" deshalb nur bedingt empfehlen. Ich hab es im Großen und Ganzen nicht bereut. Ich würde das Geld, das die Karte gekostet hat beim nächsten Mal aber eher in ein Konzert von Heather Headley investieren. Denn das Finale war der Hammer - Zum Schlussapplaus rockt die Cast ordentlich die Bühne, was letztlich auch das Publikum aus den Sitzen gerissen hat.

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