Freitag, 3. Oktober 2014

Bonnie & Clyde, Bielefeld

„Adam und Eva“, „Romeo und Julia“, „Jekyll & Hyde“, „Tom und Jerry“…. Viele Paarungen sind wohl jedem ein Begriff. So sicherlich auch „Bonnie und Clyde“. Mir schießen dabei folgende Stichworte durch den Kopf: Gangsterpärchen, Amerika, beide tot – erschossen? Das wars auch schon… Ähm - Ehrlichgesagt beruht mein ganzes Wissen um die Beiden auf einem Lied von den Toten Hosen… Ihr seht – es war wirklich wichtig, mich auf diesem Gebiet weiterzubilden und meine Bildungsreise führte nach – natürlich… nach Bielefeld! (Gibt’s ja nicht…!) 

Ursprüngliches Musical-Plakat am Broadway

„Bonnie und Clyde“ erzählt – oh Überraschung – die Geschichte von Bonnie und Clyde. Sie beginnt in den frühen 20er Jahren. Clara Bow genannt Bonnie ist noch ein junges Mädchen und hat nur einen Traum: Sie möchte berühmt werden – egal wie. Clyde hat da bereits genauere Vorstellungen: Seine großen Vorbilder sind allesamt Verbrecher und er möchte nichts lieber als in deren Fußstapfen zu treten. Als sich beide 12 Jahre später treffen ist die Weltwirtschaftskrise im vollen Gange. Geld und Liebe spielen eine Rolle, sind aber nicht der Motor, der die beiden antreibt. Es ist der Kick und das Adrenalin, dass sie zu immer gewagteren Coups führt. Mit Banküberfällen fängt es an, aber schon bald geht das Pärchen über Leichen. Sie erreichen einen fragwürdigen Kultstatus - werden praktisch während der Bankraube von der Presse und von Fans belagert und um Interviews und Autogramme gebeten. Bonnie - erst noch unsicher genießt ihren Status als berühmte Gangsterbraut bald in vollen Zügen.
Dem gegenüber steht Clydes Bruder Buck und dessen Frau Blanche. Buck war einst Clydes Verbündeter fast ebenso häufig im Gefängnis. Doch Blanche macht ihm die Hölle heiß, denn sie möchte ein normales Leben führen. Letztendlich schließt sich Buck der Bande aber wieder an und natürlich kommt alles anders als geplant und endet im Kugelhagel.

Insgesamt habe ich ein solide gespielt, gesungen und inszeniertes Stück gesehen. Die große Begeisterung blieb bei mir allerdings aus. Woran das lag? Ich würde sagen an vielen Kleinigkeiten. Die Musik von Wildhorn war weniger eingängig als sonst. Das Ganze klingt musikalisch auch gar nicht so sehr nach ihm. Ernsthaft – ich hab tatsächlich keine Ohrwürmer von anderen Wildhorn-Stücken bekommen, während ich dieses hier schaute. Leider habe ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ohrwürmer bekommen. Zwar fand ich die Musik passend, aber wirklich hängen geblieben ist nur das eine Stück, das ich auch schon auf Englisch kannte „You love who you love/Du liebst wen du liebst“. Versteht mich nicht falsch – die Musik war nicht schlecht, trotzdem habe ich im Nachgang nicht das Bedürfnis die CD zu kaufen.

Trailer des Theaters Bielefeld bei Youtube

Auch die Inszenierung selbst lässt mich etwas unentschlossen zurück. Einerseits wartet das Stück mit einer ansprechenden Kulisse auf, viele Ideen sind toll und die Umsetzung des Stoffs stellenweise gut gelungen, andererseits dauert es gefühlt oft endlos bis die einzelnen Bühnenteile über einen Drehteller in den Vordergrund gefahren sind. Dadurch verliert auch die Handlung an Schwung. Dabei hat die Thematik ja durchaus potenzial rasant und aufregend zu sein – Schade, dass ich das Stück trotzdem eher als etwas lang empfunden habe. 

Das Theater Bielefeld setzt diesmal auf eher unbekanntere Namen - was aber kein Nachteil sein muss. Alle Darsteller haben einen guten Job gemacht. Besonders gefallen hat mir Clyde alias Benedikt Ivo und Navina Heyne als Blanche. Abla Alaoui spielt die Bonnie ausdrucksstark und hat mir hauptsächlich bei ruhigeren Liedern gesanglich gefallen. Bei höheren Tönen wurde sie mir oft einen Ticken zu schrill - insgesamt hat mich ihre Leistung aber ebenfalls überzeugt. Die einzigen Bekannten Gesichter in der Cast waren für mich Tina Haas als junge Bonnie und in diversen Ensemblerollen, sowie Thomas Klotz, als Ted Hinton. Dieser ist ein Jugendfreund von Bonnie und immer noch schwer in sie verliebt ist - auch wenn er als Polizist eigentlich auf der Gegenseite steht. Die Rollen sind gut besetzt und das Ensemble hat mich ebenfalls überzeugt. 

Alles war in sich stimmig, aber wie schon gesagt: Aus dem Sitz gerissen hat mich das Stück leider zu keinem Zeitpunkt.
Trotzdem bereue meinen Besuch nicht. Das Musical hat mich weitgehend gut unterhalten und ich habe mich gefreut mal wieder etwas neues auf "meinem Spielplan" bekommen zu haben. Ich halte das Stück für sehenswert, aber habe - anders als so oft - nicht den Drang gleich erneut eine Karte zu kaufen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen