Donnerstag, 28. Januar 2010

Legally Blonde, London

Gestern (30.01.2012) schwirrte die Meldung durchs Netz, dass Legally Blonde im April das Westend in London verlässt. Da wird es Zeit euch die Show nochmal in Blogform ans Herz zu legen.
Ich hab das Stück zweimal gesehen, bin aber bisher nicht dazu gekommen etwas dazu zu schreiben. Das hole ich jetzt gerne nach!


An einem kühlen Januar Nachmittag 2010 stand ich ziemlich unentschlossen und ein bißchen schlecht gelaunt am Leicester Square rum und wußte nicht so recht was ich mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen sollte. Als es dann noch anfing zu Regnen, hatten ich und meine wehen Füße irgendwie keine Lust mehr kreuz und quer durch London zu maschieren. Was also tun? Kaffee trinken? Immer ne gute Idee, aber ich hatte wohl schon so ein-zwei Koffeinschübe hinter mir... Ne Show? Ne Show ist immer gut. Welche? Hmmm... Ich weiß nicht mehr genau was "Half-Price"-mäßig zur Auswahl stand, sondern nur noch, dass ich mich schnell entscheiden musste! Fast alles fing in den nächsten 30 Minuten an. Zu meiner eigenen Überraschung hörte ich mich ein Ticket für "Legally Blonde" bestellen.

Damit bin ich ehrlichgesagt ganz schön über meinen Schatten gesprungen, denn um den Film hab ich immer einen weiten Bogen gemacht. Sah mir in der Vorschau immer zu schrill, zu bunt, zu tussig und vorallem viel zu blond aus. Warum es mich also mit meiner etwas angeknacksten Urlaubslaune ausgerechnet ins Savoy Theater zog, kann ich mir nicht erklären. Irgendwie gehöre ich wohl zu der Sorte die gerne mal vermeintlich seltsame Dinge probieren: z.B. Erdnussbutter mit Nutella - nur um dann festzustellen, dass es wie "Snickers" schmeckt.... yammi!
Will sagen: Man soll nicht vorher meckern und den Dingen eine Chance geben! Blablabla... aber jetzt erstmal, wie sonst auch:

Zur Story:
Elle Woods ist blond, trägt am liebsten pink und ihren Schoßhund Bruiser auf dem Arm. Sie lebt in Malibu, hat grade ihren Abschluss in "Fashion Merchandise" gemacht und erwartet den Heiratsantrag ihres Freundes Warner Huntington III um als perfekt, oberflächliches Barbie & Ken Pärchen glücklich und zufrieden zu leben bis... Ach ja - zurück in die Realität. Statt eines Heiratsantrages macht Warner nämlich Schluss und Elle ist am Boden zerstört. Er will Jura studieren und ein erfolgreicher Anwalt werden. Dafür braucht er nicht "Marilyn Monroe" sondern jemand seriöses...


Doch Elle gibt sich nicht so leicht geschlagen, absolviert die Harvard-Aufnahme-Prüfung, folgt ihrem Traumprinzen und mischt die Elite-Uni auf ihre ganz eigene Art auf. Nach und nach findet sie dort echte Freunde und ihre wahre Berufung...

Die Handlung ist erstaunlich amüsant und kurzweilig. Teils quitschig und absichtlich übertrieben, aber weit weniger oberflächlich als ich gedacht hätte und manches mal herrlich ironisch und "sich selbst auf die Schippe nehmend" - ganz wie ich es liebe!
In kürzester Zeit fiel meine mäßige Laune von mir ab und ich hatte einen äußerst lustigen Nachmittag! So kam es, dass ich das Theater drei Stunden später beschwingt und um einige Ohrwürmer reicher wieder verließ!
Apropos Ohrwürmer... Für mich stand sofort fest, dass ich mir die CD kaufen würde.

Die Musik
Die Musik hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Songs sind abwechslungsreich, teils einen Tick ironisch und tragen viel dazu bei, dass man sich in dieses Stück verliebt.
Einige Zeit später erfüllte sich ein Traum für mich: Eine Live-CD vom Londoner Cast und zwar exakt der Cast die ich auch hatte.
Elle Woods: Sheridan Smith
Warner Huntington III: Duncan James
Emmet Forrest: Alex Gaumond
Professor Callahan: Peter Davison
Paulette Buonufonté: Jill Halfpenny
Brooke Wyndham/Shandi: Aoife Mulholland
Vivienne Kensington: Caroline Keiff
Sowas wünscht sich jeder Musical-Fan und auch mir ging natürlich das Herz auf! Ich habe hier im Blog auch eine Rezension zu der Aufnahme geschrieben. 


Wenn ich sie höre, kriege ich gute Laune und deshalb kommt es häufiger mal vor, dass sie den Weg in meinen CD Player findet.

Als ich im November 2011 wieder in London war, brauchte ich nicht lange überredet werden, mir das Stück nochmal anzugucken.
Die Cast hatte gewechselt und auch wenn ich "meine" Original Cast einen Ticken besser fand, so hatte ich doch wieder richtig Spaß an dem Stück.

Kulisse:
Beim 2. Mal hab ich es am selben Tag wie "Ghost" (wieder) gesehen (19.11.2011). Ich erwähne das nur, weil ich jetzt zum Punkt "Bühnenbild" kommen will... Im Gegensatz dazu wirkt die Kulisse nämlich eher billig und man sieht deutlich, dass vieles aus (pinker) Pappe besteht (z.B. das Haus der Studentenverbindung). Stört mich das? Nicht im geringsten! Ich will jetzt nicht sagen, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich staune immer sehr über grandiose Hightech Kulissen, auch wenn sie mich ab und an ein wenig überfordern. Nur ist es mir insgesamt nicht so wichtig, solange mich Musik und Cast überzeugen.
Und beides war der Fall.

Fazit:
Wer "Gute Laune Musicals" mag, der sollte sich Legally Blonde nicht entgehen lassen. Mir hat es viel Spaß gemacht! Es läuft nur noch bis April, also jetzt oder nie!

Sonntag, 3. Januar 2010

Elisabeth, Frankfurt

Es wird sicher vielen Leuten nicht gefallen, aber es ist so - Mein Musicaljahr 2010 begann mit einer herben Enttäuschung! Ich falle nicht gerne mit der Tür ins Haus, aber es muss sofort raus, bevor jemand einen euphorischen Musical-Bericht erwartet ;-)

Aus unerfindlichen Gründen hatte ich "Elisabeth" damals in Essen nicht sehen wollen und hab mir - nachdem ich mich viel später dann doch mal näher mit den Liedern und der Geschichte auseinandergesetzt hatte - tiiiierisch in den Hintern gebissen. Denn sowohl die Handlung als auch die Musik ist absolut mitreißend!
Umso glücklicher war ich, als ich erfuhr, dass das Stück auf Tour geht und ich nun doch die Gelegenheit bekam es endlich auch Live sehen zu können.

Aber aus irgendeinem Grund war wohl von Anfang an der Wurm drin. Denn wir waren zu voreilig, als wir beschlossen, dass Frankfurt für uns am nächsten dran wäre, da kurz nach unserer Buchung plötzlich Termine für Düsseldorf bekannt wurden, was viel besser zu erreichen gewesen wäre.
Letztendlich entschieden wir, dann doch den längeren Weg auf uns zu nehmen, um Uwe Kröger in seiner Paraderolle sehen zu können. Ein großer Fan bin ich nicht von ihm, aber die Essener Aufnahme gefällt mir recht gut und da ein Máté Kamrás hier ja eh nicht zu bekommen ist, wollte ich schon ganz gerne den Ur-Tod auf der Bühne sehen.
Also bei Schnee und klirrender Kälte auf nach Frankfurt. Mit dem Zug und mit der Übernachtung dort, war es insgesamt ein ziemlich teures Vergnügen, zumal die Preise für die Tourproduktion auch erstaunlich gepfeffert waren.
Im Theater dann die erste Enttäuschung: Unsere Plätze waren arg weit hinten UND in der "Alten Oper" gab es keine Ansteigung. D.h. eine tolle Sicht ist was anderes!
Die zweite Enttäuschung war das Bühnenbild. Ich persönlich brauche nicht zwingend eine opulente Kulisse um glücklich zu sein, auch wenns natürlich was hermacht. Hier jedoch war es zu wenig um zu beeidrucken, zuviel um nicht negativ abzulenken... Am meisten gestört hat mich die, in einzelne Blöcke unterteilte Projektionsleinwand und die schlecht darauf projezierten Bilder. In dieser Leinwand waren "Tore", die bei Bedarf nach oben aufgezogen wurden (was nicht grade geräuschlos von Statten ging).
Ansonsten erinnerte die Kulisse an die Wiener Fassung, die mir zum Teil auch schon ein bißchen spartanisch vorkam - aber das Bühnenbild ist zweitranging, wenn die Darsteller es schaffen einen umzupusten.
Ihr ahnt was jetzt kommt... Sie haben mich nicht umgepustet. LEIDER.
Annemieke van Dam war als Elisabeth nicht schlecht. Für mich wirkte sie insgesamt ein bißchen zu jung - Im ersten Akt hat das nicht viel ausgemacht. Da war sie eine süße, mädchenhafte Sisi - Gesanglich etwas schwächer, als z.B. Maya Hakvoort (ich weiß ich mag Vergleiche auch nicht, aber ich hab mich halt die ganze Zeit nach deren Stimmvolumen gesehnt). Trotzdem hat sie mir im ersten Akt gut und im zweiten Akt auch nicht schlecht in der Rolle gefallen!
Gar nicht zu ihr gepasst hat jedoch Uwe Kröger - der allzeit beliebte und über die maßen gelobhudelte Ur-Tod schlechthin... Ich musste mir permanent das Lachen verkneifen. Uwe Kröger wirkte auf mich ein bißchen wie Rumpelstilzchen mit Profilneurose. Er war zu klein für Elisabeth - den großen Verführer hat man ihm nicht abgenommen und er kam (soweit meine Meinung) als Uwe Kröger auf die Bühne, der sich gerne vom Publikum feiern lässt und deshalb seine bekanntesten Stücke singt... nicht als Darsteller, der sich in die Rolle einfühlt und seine eigene Persönlichkeit für die Figur die er darstellt zurück nimmt. Ich hatte den Eindruck, er wollte lieber das Publikum um den Finger wickeln und vergaß dabei Elisabeth - die sowieso nicht seine "Baustelle" war. Uwe Kröger mag ein erfolgreicher Darsteller sein und es mag so sein, dass er einst perfekt in die Rolle des Todes gepasst hat, die aber nach fast 20 Jahren einfach nicht mehr seine ist . Es mag sein (und es ist wohl auch so), dass es andere Rollen gibt, in denen er grandios ist oder war (denn auch gesanglich hat er seinen Zenit längst überschritten!) - HIER hat er mir einfach nicht gefallen! Schade!
Doch es kam noch schlimmer - und zwar in Gestalt der bösen Schwiegermutter!!! Erzherzogin Sophie (Christa Wettstein) machte einen unsympatischen Eindruck - was  Rollenkonform ist, aber sie sang mit einer Stimme, die mir in den Ohren weh tat (Nicht schief, nicht falsch, aber auch alles andere als wohlkingend). So war ich jedesmal heilfroh, wenn sie wieder von der Bühne runter war.
Bruno Grassini war als Lucheni gut, aber mit Serkan Kaya im Ohr wurde ich auch mit ihm  nicht vollständig warm.
Als Rudolf sahen wir Thomas Hohler, den ich auch später im Jahr noch mehrfach in Tecklenburg hab spielen gesehen und den ich darstellerisch wirklich großartig finde! Rausgerissen hat ers aber ebenfalls nicht!

Jetzt hab ich schon soviele Punkte aufgezählt, die mir nicht gefallen oder zumindest nicht genug gefallen haben, dass ich gar nicht so recht weiß wo ich weitermachen soll!
Ach ja - in der Mitte des 2. Akts gab es eine unvorhergesehene Pause, weil die Technik einen Knacks hatte - Irgendwie passt das zum Abend!

Aber ich will mich jetzt auch nicht zu sehr reinsteigern, denn es war ja auch nicht alles schlecht!
Ich weiß, dass ich das Stück lieben würde mit...
- den richtigen Darstellern und
- und einem ordentlichen Sitzplatz
als Bonus wäre eine schönere Kulisse wünschenswert

An diesem Abend konnte ich dem Ganzen jedoch nichts abgewinnen. Und es tut mir selber am meisten leid, dass es so war!
Aber: Es ist ein tolles Stück und ich werde ihm, wenn möglich, weitere Chancen geben!!!!!!!!!!!!!! Denn ich liebe die Musik, ich liebe die Geschichte und ich will es nicht verloren geben :)